Sexy kleine Autos bauen? Können die Italiener. Und dennoch, oder einfach nur, weil es die Welt nicht verstehen will, wird man sich unter dem Label von Alfa Romeo genau davon verabschieden. Das ist ein wenig traurig. Die Zukunft bei Alfa Romeo soll indes vorwärts in die Vergangenheit gerichtet sein. Das ist eine wundervolle Nachricht. Wieder mehr Eigenständigkeit, mehr Leistung, mehr Klasse. Weg vom Fiat-Extravaganza. Hin zu gelobten Weihen mit Maserati und Ferrari-Genen. Und mit diesem Wissen im Hinterkopf war es Zeit, dem kleinen MiTo noch einmal die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Vor allem, wenn es sich um das Top-Modell handelt. Der MiTo QV TCT im Fahrbericht.
Schnatter nochmal
Im Test- und Fahrbericht:
Alfa Romeo MiTo Quadrifoglio Verde
90 Jahre sportliche Leidenschaft. Kein Alfa Romeo Artikel ohne Hinweis auf den Targa Florio Sieg 1923 und die Geschichte hinter dem Kleeblatt für die QV-Modelle. Kein Artikel? Doch. Dieser. Denn der MiTo QV ist interessant genug, um für sich selbst zu sprechen.
Die Nase ist natürlich geprägt von typischer Alfa-Optik und auch das Stummelheck hat mit der charakteristischen Rundleuchte die Brücke zu den leidenschaftlicheren Alfa-Modellen gespannt. Einen schönen Kleinwagen zu zeichnen, ist keine leichte Aufgabe. Zu wenig Platz, so viele Einschränkungen. Im Falle des Mito hat es geholfen, die hintere Spur ordentlich breit zu machen. So wirkt er vor allem aus dieser Perspektive ordentlich bullig. Vorne sind es eher sympathische Scheinwerfer, die uns treu anblinzeln.
Der gefahrene MiTo will jedoch nicht nur den Schönling mimen, sondern mit Leistung und Fahrspaß punkten. Mit dem 170 PS-Turbomotor unter der kurzen Haube sollte das möglich sein.
So fährt sich der freche kleine Italiener
Mit einem lebendig-straffen Fahrwerk fühlt sich jede Tour über Land gleich viel unterhaltsamer an. Der MiTo bekam in seiner Variante als Sportfreund die Option auf ein Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern. Kann man ordern, muss man nicht. Immer mit an Bord ist jedoch der „Fahrfreude-Schalter“ auf italienisch.
D.N.A. nennt Alfa Romeo diesen Schalter. Zwischen „dynamisch“, „normal“ und „all weather“ lässt sich damit hin- und herschalten. Das Ergebnis spürt man vor allem in der Gas-Annahme des Motors und in der Schaltstrategie des TCT getauften Doppelkupplungs-Getriebes. Wer den „Winter-Button“ wählt, der fährt locker und mit einem nicht besonders bissigen Motor durch den Alltag. Im Effizienz-Test haben wir mit dieser Einstellung zudem die sparsamste Runde gedreht! Im „Dynamischen-Modus“ lebt unter dem stilvollen matten Lack plötzlich eine ganz andere italienische Diva auf. Sensibel wacht der 1.4 Turbo auf die Wünsche des Fahrers – ein wenig zu forsch schaltet das Getriebe durch die Gänge. Ein oder zwei Gänge herunterschalten, das findet nun bereits früher statt. Mit dem „dynamic“ zieht so etwas wie Hektik in die kleine Hütte ein. Wie so oft – einfach den Switch auf „Normal“ stehen lassen und alles ist prima. Der beste Kompromiss.
Auf winkligen Landstraßen ist der kleine MiTo QV in seinem Element, so zwischen 60 und 140 km/h tobt er mit dem druckvollen Turbomotor ebenso effektvoll durch die Landschaft. Auf der Bremse bleiben die Brembo-Stopper ohne Furcht und Tadel voller Wirkung und fühlen sich zudem gut dosierbar an.
Dass der MiTo mit Winterreifen (Pirelli Sottozero) zum Test kam, hat natürlich den Top-Speed eingeschränkt.
Effizienz:
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[tab title=“Alltagsfahrer“]Im Alltag sind Verbrauchswerte rund um die 7.5 Liter machbar..[/tab]
[tab title=“Öko-Experte“]Turbo läuft, Turbo .. ? – Genau. Weniger als 6.4 haben wir nicht hinbekommen.[/tab]
[tab title=“Ohne Rücksicht“]Turbo geht – Turbo hat Durst. Wer es ganz eilig hat, der puscht den kleinen QV auch über die 10.0 Marke![/tab]
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Fahrspaß al dente
Mit 7.5 Sekunden auf Tempo 100 ist der MiTo QV kein Angstmacher, aber der Fahrspaß im kleinen Italiener rührt auch eher von der guten Sitzposition, dem griffigen – wenngleich etwas zu großen Lenkrad – und dem guten Feedback von der Dämpfung her. So gerüstet, sind die 170 PS aus dem 1.4 Liter MultiAir-Triebwerk gut einzusetzen.
Dass sich das TCT-Getriebe auch im „manuellen“ Modus noch immer durch vorwitziges und selbst entschiedenes Schalten in den Vordergrund drängelt, nervt jedoch – hier wäre es schöner gewesen, der MiTo würde dem Fahrer die Wahl überlassen.
Die flotten Ausritte über Land begeht man dann eher zu zweit. Maximal. Natürlich hat der MiTo QV eine Rücksitzbank, so richtig Spaß macht diese Strafbank aber nicht.
Ein schönes Ambiente hat Alfa Romeo im Innenraum geschaffen. Hier freut man sich über diese „sieht so aus wie Carbon“ Optik. Eine Carbon-Textur zieht sich über große Teile des Armaturenbretts und auch die kleinen Details passen.
Morgens die „Aqua-Temperatur“ prüfen, bevor man zum ersten Mal den Pinsel drückt und immer schön die „Benzina-Anzeige“ im Auge behalten. Mensch, das ist schön. So ganz ein wenig Italien, jeden Tag im Cockpit. Die Benzinanzeige ist wirklich spannend. Denn der kleine MiTo QV lebt nach alter Turbo-Sitte. Und wer sich die Landstraßen-Krone erringt, der wird sich später mit dem Tankwart anfreunden. Gute 8 Liter sind eigentlich immer fällig. Hart am Limit lassen sich auch mehr als 10 Liter durch den 1.4 er Turbo drücken.
Quanto Costa?
Schaut man sich den Listenpreis an, dann ist der MiTo kein billiger Kleinwagen. Als QV verschärft sich die Situation. Logisch. Den 170 PS Turbo gibt es nur im QV und damit stehen bereits 23.700 € auf dem Preisschild.
Der Testwagen hatte dann noch ein paar feine Extras an Bord, dazu gehört auch der geile „Grigio Magnesio Lack in matt“ mit 1.000 € Aufpreis. Das UConnect-System ist Serie, lässt sich aber mit dem DAB-Empfang aufrüsten. Dazu der Tempomat und getönte Scheiben. So addiert sich schnell ein Endpreis von gut 26.000 €.
Fazit:
Der MiTo macht Spaß. Und als QV bietet er eine tolle Mischung aus liebenswerten italienischen Details, wie dieses Cockpit, verbindet das mit einer ebenso guten Verarbeitung und packt das unter die Hülle eines sexy Kleinwagen. Dass der Turbomotor dazu ein schnodderiges Lied pfeift und dennoch tapfer rackert, lässt ihn das Kleeblatt zu Recht tragen.
.. ach, wussten Sie eigentlich, woher diese Kleeblatt-Tradition kommt? …
Hier geht es zur Alfa Romeo MiTo QV-Webseite
Weitere Link-Tipps: TopGear zum MiTo QV (engl), passion:driving, motoreport ist den 1.3 JTDM gefahren, 1300ccm
Fotos im Artikel: Bjoern Habegger Titelbild: Bjoern Habegger