Test: Ford Mondeo 2.0 TDCi 4×4 Automatik

Der Ford Mondeo sieht dem Dienstwagen von James Bond zum Verwechseln ähnlich. Zumindest von vorne. Allerdings hat er, gerade als Kombi, einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem britischen Edel-Sportwagen des 00-Agenten: Er ist richtig praktisch. Er bietet viel Platz und kostet nicht die Welt. Ideal für Familien-Papas und Menschen, die beruflich Kilometer schrubben, oder? Test des Power-Mondeo mit 180 Diesel-PS.

Familiengeschäfte

Test Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCi  „volle Hütte“

Ruby-Rot Metallic steht der Kombinationskraftwagen auf dem Hof der Redaktion. Gut sieht er aus. Modern, stilsicher und dennoch trumpft er nicht über Gebühr auf. Sozialneid auf einen neuen Ford Mondeo? Nicht einmal mit 180 PS, Allradantrieb, Automatik und Titanium-Ausstattung. Dabei kostet der Testwagen gut und gerne 45.000 € in seiner kompletten Ausstattung. Aber Neid? Die Nachbarn schauen unauffällig.

Ford macht den Mondeo auf Wunsch zum Dienstwagen
Nein – nicht rot. Leider haben sich unsere Fotos vom Testwagen verflüchtigt 🙁

Die fünfte Generation des Ford Mondeo ist ein absolutes Weltauto. Sein verzögerter Start in Europa vergessen. Mit 4.87 Metern ist der Mondeo auch als Turnier ein großes, aber nicht zu unhandlich großes Auto. Unter seiner Haube die erste Wahl für sportive Familien-Papas und Außendienst-Piloten. Der neue 2.0 Liter große TDCi mit 180 PS. Für den Testwagen hatten wir uns zudem die Power-Shiftautomatik und den Allradantrieb gewünscht. Geliefert bekamen wir das dann in der Titanium-Ausstattung.

Die Innenausstattung primär schwarz in schwarz, Wildleder-Optik und Lederhaut. Auf der Rücksitzbank zudem verbaut und ein Novum in dieser Klasse: Die Gurt-Airbags, die im Falle eines Falles aufgeblasen werden, ihre Grundfläche verdoppeln und so für mehr Sicherheit und weniger Druckstellen sorgen sollen. Dieses Feature haben wir beim folgenden Test bewusst ausgelassen :), da war uns das neue Sync3-Multi-Navi-Entertainmentsystem doch deutlich wichtiger.

Und noch viel wichtiger? Der gestiegene Faktor zum Thema Wohlfühlen und Qualität im Innenraum. Hier hat sich Ford die letzten Jahre echt gemausert. Der Mondeo hat zum Glück nichts mit der Plastik-Tristesse des US-Pendants Fusion gemein.

Ford Mondeo Turnier 04 Fahrbericht EcoBoost

180 PS und 340 Nm klingen nach Kurzweil. Und sind es. Der Vierzylinder-Turbodiesel mit seiner Commonrail-Einspritzung läuft gut gedämpft unter der mit angedeuteten Power-Domes verzierten Motorhaube. Das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe – bei Ford Powershift genannt – kann beim Anfahren am Berg mit einem leichten Ruckeln nerven, hier scheint noch Platz für eine Adaption der Steuerung zu sein. Einmal in Fahrt, spürt man vom Prinzip der zwei Kupplungen nichts mehr. Verschliffen und eher gediegen ruhig denn nervös, schaltet der große Kombi durch die Schaltgassen.

Die 180 PS sind spürbar vorhanden, laut Datenblatt geht es in 8.4 Sekunden auf 100 km/h. Traktionsprobleme sind dem Kölner dank seines Allradantriebes auch bei Nässe völlig fremd. Dass man sich mit dem Allradantrieb ein Extra an Gewicht an Bord holt, man spürt es nicht. Die fünfte Generation des Mondeo hat zwar an Gewicht verloren, gehört aber noch immer nicht zu den Leichtgewichten in seiner Klasse. Da fallen die 80 Kilogramm für den Allradantrieb auch nicht mehr negativ auf.

Milde untersteuernd zieht der, im Frühjahr noch mit Winterreifen ausgerüstete, Testwagen seine Kurven über unsere Standard-Testrouten im Spessart. Die Lenkung könnte freilich noch direkter sein, die Winterräder in putziger 16-Zoll Ausführung und hohem Querschnitt sind allerdings auch kein guter Partner für eine zügige Runde.

Auf der Autobahn ist der Mondeo dann endgültig in seinem Element. Tempomat auf 150-160 und stoisch zieht der Kombi über die Bahn. Das Nageln des Dieselmotors verschwindet komplett im Hintergrund, die Powershift-Automatik hält ruhig die hohen Gänge. Dass man zudem gut im Mondeo sitzt, das Gestühl ein Extra-Lob verdient und die neue Multimedia-Einheit Sync3 durch Übersichtlichkeit und einfache Bedienung glänzt, erleichtert das Lob nach 1.000 km Autobahnfahrt.

Neues Cockpit-Display mit zwei Multifunktions-Anzeigen und guter Grafik.
Neues Cockpit-Display mit zwei Multifunktions-Anzeigen und guter Grafik.

Wenig Lob verdient das „Faxgerät“ (Pre-Collission Assist) vor der Nase des Fahrers. Die roten LED sitzen weit vorne vor dem Fahrer im Armaturenbrett. Sie sollen die Aufmerksamkeit des Fahrers auf drohendes Ungemach lenken, sind aber selbst Teil der Ablenkung. Unzählige Fehlalarme haben den Puls auf Testfahrten oben gehalten. Wildes Blinken, lautes Piepen – soll niemand sagen, man könnte irgendwas übersehen. Leider tönt es auch gerne mal bei Überholmanövern, Leitplanken und Verkehrsschildern laut los.

Eine Glanzleistung hingegen die adaptiven LED-Scheinwerfer des Mondeo. Freilich wie gehabt nur gegen Aufpreis an Bord, aber jeden Cent wert. Bei Nacht ein echter Gewinn, leuchten die LED-Scheinwerfer perfekt in die Kurven, blenden automatisch auf und bei Gegenverkehr zügig wieder ab. Wobei ein vollständiges Abblenden dank der Möglichkeit, einzelne Teilnehmer auszublenden, gar nicht notwendig ist.

Ford Mondeo Turnier 02 Fahrbericht EcoBoost

Testverbrauch

Das hohe Gewicht des Mondeo und sein Allradantrieb drücken auf die Verbrauchsbilanz. Doch wer sich für die 180 PS entscheidet und oft lange Strecken fährt, der wird selbst unter Ausreizung der Pferdehorte über 8 Liter kommen. 6.8 Liter dürfen den Alltag darstellen. Natürlich könnte man, manuell geschaltet und mit Frontantrieb alleine, den letzten Tropfen noch ein wenig drücken und auch beim Einstiegspreis wäre man auf einer Stufe niedriger angesiedelt – aber ganz ernsthaft – wer will das wirklich? Der nächste Winter kommt bestimmt und von Hand schalten? Doch nicht im Firmenwagen und auch nicht für den Familien-Freund.

Markteinführung ganz offiziell ist im Februar 2015.

Fazit

Sparen Sie sich das Sparen beim Neuwagenkauf. Nehmen Sie die volle Hütte. Und ja, es muss nicht immer ein Volkswagen Passat sein. Der Mondeo bietet kraftvolle Motoren, eine ordentliche Automatik und ist – selbst in der AWD-Variante – günstiger als der Wolfsburger Kandidat. Und was man für sein Geld bekommt, kann man getrost als ordentlich bezeichnen. Ein Langstrecken-Gleiter mit Komfort und guter Ausstattung.

(Fotos stammen von unseren Testfahrten zur Presse-Premiere in Spanien und am Rhein. Die Fotos vom Testwagen sind leider „verloren“ gegangen.)

FORD Mondeo Titanium AWD 2.0 TDCi
Motor R4, Diesel, Turbo, CR,
Hubraum 1.997 ccm³
Leistung 180 PS @ 3.750 U/min
Kraft 340 Nm @ 2.000 – 3.250 U/min
Getriebe 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Antriebsachse Allradantrieb, Lamellenkupplung, variabel
Länge, Breite, Höhe 4.867, 1.852, 1.501  mm
Radstand 2.850 mm
Leergewicht 1.695kg
Wendekreis n/a
Höchstgeschwindigkeit 218 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 8.4 sec
Normverbrauch 4.9l /100 km
Alltagsfahrer 6.8 l / 100 km (Diesel)
Öko-Experte 5.7 l / 100 km
Außendienst-Modus 8.5 l / 100 km
 Neue Normrunde (klein)  5.9 l / 100 km

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