Erinnern Sie sich an das Baumarkt-Tuning vor 20 Jahren? Oder sind es schon 30? Da gab es diese Turbo-Schriftzüge – nicht nur im Baumarkt – aber vor allem dort. Flugs diese Plastik-Klebebuchstaben gekauft, auf die Heckklappe damit und vor der „Disco“ wurde dann der Parkplatz zur Promenade. Alleine der Schriftzug, 30 PS Plus und von der Ampel weg, nur mit quietschenden Reifen, wegen der vielen Leistung und so.
Test: Hyundai i30 Turbo
Ist das kein GTI?
Bei Hyundai geht man einen völlig gegensätzlichen Weg. Die Sache mit dem Turbo, die macht man nicht für die Show, die macht man, weil es gut ist. Moderne Turbomotoren sind schon lange keine Tuning-Aggregate mit Dampf bis zum Abwinken und ebenso viel Durst. Der Turbo gehört zum Benziner wie Wasserstoff-Peroxyde zum Discoabend auf dem Land. Bei Hyundai hat man nun einen Turbo, der geht, sich aber im Respektabstand zur GTI-Fraktion aufhält. Denn beim i30 Turbo geht es nicht um die Antwort auf die GTI-Frage, sondern mehr um den klassischen GT.
Es scheppert noch immer nicht
Es war der inzwischen nicht mehr im Amt tätige Martin Winterkorn und Ex-Oberste-VW-Lenker Winterkorn, der dem Hyundai i30 eine besondere Solidität bescheinigte! „Do scheppert nix“ sprach es, als er den Hyundai 2011 auf der IAA unter die Lupe nahm. Er bezog es auf die Verstellung der Lenksäule und deren mechanische Fixierung. Es wurde zum Synonym der Qualität bei Hyundai. Und auch wenn der Turbomotor sich nicht an den GTI-Pfunden von VW orientiert, die Qualität und Haptik tut es. Bei geschlossenen Augen wähnt man sich schon lange nicht mehr in einem „billigen Koreaner“.
Der Hyundai i30 ist ein Paradebeispiel für die „sieben Meilenstiefel“, mit denen sich Hyundai auf den Weg gemacht hat, dem „Deutschen Alleskönner“ und „Immer-Gewinner“ das Leben schwer zu machen.
Im Hyundai i30 Turbo kommt zur soliden Verarbeitung noch ein wenig Make-Up. Rote Wangen an den Sportsitzen, ein Schaltknauf mit rotem Inlay, ein rot eloxierter Ring rund um den Startknopf. Ein paar Alupedale und rote Nähte. Nein, ein GTI will er nicht sein. Kann er gar nicht mit seinem 1.6 Liter Turbomotor.
Turbo-Druck? Nicht ganz.
186 PS waren mal beeindruckend. Damals. Als man Turbo-Schriftzüge im Baumarkt kaufte. Heute ist es eine minder beeindruckende Leistungsangabe. Hyundai hat den neuen 1.6 Liter Turbomotor sicher nicht „ausgewürgt“. Es geht um vernünftige Leistung, solides Drehmoment und das Ganze soll im Alltag nicht den Durst eines russischen Seemanns toppen. Mit den NEFZ-Wert von 7.3 Litern würde man das auch beweisen.
Wir haben den Hyundai i30 nicht an die Grenzen gebracht. In einer von uns üblicherweise gefahrenen Normrunde haben wir das Drehmoment von 265 Nm genutzt und sind den i30 Turbo eher schaltfaul und gelassen gefahren. Dass man so unter die 8.0 Marke rutscht, hat uns der i30 bewiesen.
Auf den kurvigen Straßen des Spessarts haben die direkt abgestimmte Lenkung, die präzise Abstimmung der Vorderachse und das sehr ausgewogene Verhalten der Dämpfer-Federelemente überzeugt. Man kann den i30 Turbo zügig bewegen, wenngleich der Turbomotor ab 4.000 u/min zugeschnürt wirkt. Aber da ist eben wieder die Einschränkung: Der i30 Turbo ist kein GTI.
Er ist aber auch kein Blender mit einem Turbo-Schriftzug aus dem Baumarkt. Der 1.6 er Turbomotor sorgt für souveräne Fahrleistungen in der Golf-Klasse. Mehr muss ein guter GT nicht drauf haben!
Und er hat noch etwas anderes gezeigt
Turbo muss nicht bedeuten, den „dicken Max“ raushängen lassen zu wollen. Turbo ist heute ein Synonym für „Effizienz“. Der I30 Turbo besticht durch eine GT-Abstimmung des Fahrwerks, eine solide Verarbeitung, der Erfüllung von Wolfsburger-Qualitätsstandards und dem Spaß an ein wenig „Show“.
Dass sich das Keyless-Go System in der Nacht zu erkennen gibt, die Spiegel klappen aus, die kleinen Umfeldbeleuchtungen gehen an, wenn man mit dem Schlüssel in der Tasche in die Nähe kommt – es wirkt nach Premium. Und es wirkt mehr als nur sympathisch.
Zwei Endrohre am Heck, ein roter Zierstreifen und der Turbo-Schriftzug. Es ist schlicht nicht seine Welt. Er ist viel mehr ein solider Kompakter, gut ausgestattet, mit einem guten Navigationssystem und viel Komfort- dazu ein moderner Motor. Die „Turbo-Show“ führt zu einer Erwartungshaltung, die der i30 nicht erfüllen kann. Das ist schade. Macht den i30 Turbo in der Summe seiner Eigenschaften aber nicht zu einem schlechten Auto!
Fazit zum Hyundai i30 Turbo
Bequeme Sitze, ein gut abgestuftes Sechsgang-Getriebe, eine solide Vorstellung beim Thema „Turbomotor“ und ein Fahrwerk mit geglückter Balance. Was will man eigentlich mehr? Wer mehr GTI will, der muss den GTI wählen. Das Original oder alternativ einen Honda Type-R? Der Hyundai i30 erinnert mich in bester Manier an den „alten Golf GT“. Nur mit einer umfangreichen Ausstattung und einer Serien-Ausstattung ,die kaum noch Wünsche offen lässt. Der Basis i30-Turbo kostet 23.850 € – dafür gibt es bei VW nur einen Polo GTI – alternativ einen VW Golf mit 1.4 Liter TSI-Motor und 125 PS.
Soviel auch zu der Frage, wie viel „GTI“ muss der i30 denn eigentlich sein?
Wer zum Basis i30 Turbo noch das Radio-Navisystem mit Rückfahrkamera ordert und das „Smart-Key-Paket“, der bekommt viel Qualität, eine gute Ausstattung und „GT-Feeling“ für 25.900 € – nach Liste!
Hersteller: | Hyundai |
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Typ: | i30 Turbo |
Karosserie: | Kompaktwagen |
Motor: | Vierzylinder-Turbo-Benzin-Direkeinspritzer |
Getriebe: | Sechsgang-Schaltgetriebe |
Antrieb: | Front |
Hubraum: | 1.591 ccm |
Leistung: | 186 PS (137 kW) |
Drehmoment: | 265 Nm |
0 auf 100: | 8,0 s |
Vmax.: | 219 km/h |
Verbrauch – NEFZ: | 7,3 Liter |
CO2-Ausstoß – NEFZ: | 169 g/km |
Kofferraumvolumen von: | 378 Liter |
bis: | 1.316 Liter |
Gewicht: | 1.367 kg |
Maße: | 4.300 / 1.780 / 1.470 mm |
Preis: | 23.850 EUR |