Jeep. Ein Wort und man hat sofort ein Bild im Kopf. Das ist DER Geländewagen. Die Kompetenz, wenn es Offroad geht. Eine US-amerikanische Ikone. Ein Leuchtfeuer der Traktion, ein Held abseits aller Trampelpfade. Und dann kommt dieser Cherokee mit Frontantrieb zum Test. Ausgerechnet der neue Cherokee. Dem ich bislang die optische Qualifikation eines Quasimodo zugestand. Nun gut. Kann das gut gehen? Ein Jeep mit Frontantrieb?
Weil alles anders ist
Im Test- und Fahrbericht:
Jeep Cherokee 4×2 Longitude 140 PS Diesel
Wer braucht schon Allradantrieb? Diese Frage scheint sich die Mehrzahl der SUV-Käufer zu stellen, nur um dann zur Antwort zu kommen: Kaum einer. Und so rollt die Welle der SUV-Modelle beeindruckend, aber nur mit Frontantrieb ausgerüstet, über die KiTa-Parkplätze der Nation. Ein SUV muss her. Der Rest ist egal.
Und weil es der Kundschaft wirklich egal scheint, ob Allradantrieb oder nicht – weil ein kompakter Jeep eben nicht mehr täglich die Strecke von der Brandungslinie der Normandie bis nach Berlin zurücklegen muss, ganz ohne Autobahn, ist ein Jeep nun auch ein Jeep, wenn er nur zwei angetriebene Räder hat.
Das will uns der neue Konzern aus Fiat und Chrysler, die Jeep-Mutti, allen Ernstes so erklären. Und vermutlich hat man recht. Und ich bin der Frage nachgegangen, kann das wirklich so sein?
Kann ein Jeep mit Frontantrieb ein Jeep sein?
Zwei Wochen im Jeep Cherokee mit 140 PS und Frontantrieb
Über das Design des neuen Cherokee habe ich genug Worte verfasst, früh, bereits damals zur Premiere des neuen Modells auf der New York Autoshow 2013. Bei seiner Europa-Premiere 2014 in Genf habe ich dem Cherokee dann zum ersten Mal auf den Zahn fühlen dürfen. Und musste erleben, selbst mit den italienischen Genen ist der Cherokee ein echter Jeep geworden. Das Design war da bereits nicht mehr ganz so wild. Man gewöhnt sich einfach an alles. Selbst an diese Scheinwerfer-Gestaltung über drei Etagen hinweg. Als es dann im Frühjahr 2014 in das Test- Center nach Balocco ging, war das Design des Cherokee nur noch ein Punkt unter vielen. So ist das eben. Design ist eh nur schwer zu diskutieren. Es soll ja auch Menschen geben, die fanden den Fiat Multipla schick. Schwamm drüber. Viel wichtiger war die Erfahrung mit dem neuen 9-Gang Automatikgetriebe. Und ein weiterer Ausflug in das Gelände. Offroad – der Jeep Cherokee kann das. Man muss nur beim Bestellen auf die Trailhawk-Variante Wert legen.
Aber die Marktforschung und ganz banal das KBA sagen eben ganz klar: Ein kompakter SUV wird in der Mehrzahl nicht mit einem aufwendigen Allradantrieb ausgeliefert. Der Test musste also vom „Schmalspur-Indianer“ mit Frontantrieb gemeistert werden.
Tag 1 – Wer braucht schon Allradantrieb?
Kein Allradantrieb, keine Neungang-Automatik. 140 PS Diesel und Sechsgang-Schaltgetriebe. Der Jeep-Testwagen kam an einem Montag im Januar zu uns. Am Tag drauf fiel der erste Schnee des Jahres. Nicht viel, aber genug, um von Schneefall sprechen zu dürfen. Es schien, als hätte der liebe Wettergott dem Cherokee den Test schwer machen wollen.
Einsteigen in das gut verarbeitete Interieur, kurz vorglühen lassen, dann den Finger auf den Start-Button und den Italo-Diesel zur Arbeit aufgefordert. Schmachtend gut lässt sich das Sechsganggetriebe bedienen, eine gefühlvolle Kupplung liefert die ersten Newtonmeter des Tages an die Wintergummis von Pirelli. Die Sottozero schnuppern den Schnee und völlig dämlich denkt man sich, hahah, jetzt muss der Frontantriebs-Jeep hier schon aufgeben.
Weit gefehlt. Der kleine Häuptling fußt auf sinnvoll dimensionierten Winterreifen in 17-Zoll. Sieht in den Radhäusern schmächtig aus, mit 215 mm Breite ist der Reifen aber ein echter Allrounder und ein wenig Schnee juckt ihn nicht. Der Jeep Cherokee nimmt zum ersten Mal die Fährte auf. Eine schneebedeckte Fahrbahn? Dafür braucht man keinen Jeep und nicht einmal Allradantrieb. Wäre ja auch albern gewesen.
Tag 2 – Niemand vermisst nichts
Die erste Autobahn-Etappe im Test zeigt die Vorteile des Konzepts. Wer sich so gemütlich aufrecht in ein Auto setzen kann, wer dann nicht in der Höhe von LKW-Reifen hocken muss, wer nicht aus Schießscharten um Weitsicht betteln muss, der fährt einfach entspannter.
Wer noch immer nicht versteht, weswegen die Allgemeinheit auf SUVs abfährt, der sollte mal die eigene Sportwagen-Brille abnehmen. Der Alltag ist eben nicht, den „Passo dello Stelvio“ im dritten Gang am Limit der Benzinversorgung zu nehmen, nein, der Alltag führt von Onkel Erich zu Oma Hilde – und zurück. Und am Tag darauf auf die Arbeit. Mit vielen anderen drumherum. Da will man vor allem eines: Komfort.
Der Cherokee bietet genau das. Viel Platz, guten Sitzkomfort, eine tolle und bequeme Sitzhaltung hinter dem Multifunktionslenkrad und genug Extras, um den Alltag zu erleichtern. Der Frontantrieb war noch immer kein Problem.
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