200 km/h schnell, so groß wie ein Golf und trotzdem völlig anders, was man sonst so in dieser Klasse fährt? Mazda macht mit demCX-3 vieles anders, vor allem aber besser. Test des B-Segment SUVs mit Golf-Format.
Sie wollten keinen SUV?
Test Mazda CX-3
Es soll noch Menschen geben, die nicht völlig auf den SUV-Trend abfahren. Autofahrer, die sich für einen Kompakten entscheiden wollen. Für die SUVs nicht in Frage kommen. Eigentlich. Doch selbst Menschen, die eigentlich nie einen SUV fahren wollten, sollten sich den Mazda CX-5 anschauen. Wir haben das getan. 14 Tage war der „Kleine“ bei uns im Test. Es fängt ganz banal bei der Größe an: Mit 1,54 Metern Höhe duckt sich der Japaner flacher auf die Straße als viele andere seiner Klasse, beispielsweise Opel Mokka oder Fiat 500X. Seine Länge von 4,28 Metern lässt ihn jedoch zu den größeren Exemplaren der Gattung Mini-SUV zählen. Das streckt das gesamte Erscheinungsbild. Er wächst damit aber auch in die Kompaktklasse hinein, ein VW Golf ist zum Beispiel nur 4,26 Meter lang.
Kleine Basis, großer Auftritt
Erstaunlich, was so alles aus einem Mazda2 werden kann. Sogar ein SUV. Denn mit dem kleinen Kompakten hat der CX-3 rund 80 Prozent der Teile gemein. Wenn man mal von der genial gut gezeichneten Karosserie absieht. Die eigene Design-Linie nennt Mazda „Kodo“. Die lange Motorhaube, die weit hinten sitzende Kabine mit dem nach Art eines Coupés abgerundeten Dach und den stark sich nach hinten verjüngenden Fensterflächen zeigen Kraft und Vorwärtsdrang. So kennt man das von aktuellen SUV. Die besondere Würze bekommt der CX-3 – wie auch sein größerer Bruder CX-5 – von der Linienführung der Seitenteile, den ab- und aufsteigenden Kurven, den breiten Schultern und dem typischen Mazda-Gesicht. Was das Außendesign angeht, hat Mazda mit Kodo einen guten Lauf.
Außen hui. Innen hui. Das Design des CX-3 wirkt auch im Innenraum extrem gelungen. Gut, das Rot und Weiß, Leder hier, Lack da, könnte einen etwas hippelig machen und auch die weißen Lederbezüge der von uns gefahrenen Sports-Line springen einem sofort ins Auge und – vermutlich – verschmutzen sie ebenso schnell. Aber der Innenraum wirkt spektakulär und modern. Das dicke, lederne Multifunktions-Lenkrad und die Gestaltung der Armaturentafel schaffen ein Ambiente zwischen Eleganz, Moderne und Sportlichkeit. Es fühlt sich zudem hochwertig an. Allerdings kann der Innenraum das Segment dann nicht mehr verleugnen. Es fühlt sich doch alles sehr heimelig eng an. Ellbogenfreiheit, Kopffreiheit, die Grenzen des B-Segmentes werden spürbar.
Ausstattung auf Premium-Niveau
Genauso lang wie die korrekte Modellbezeichnung – „Mazda CX-3 SKYACTIV-G 150 AWD SPORTSLINE“ des Testwagens ist die Liste der Ausstattungsdetails in Serie und der möglichen Optionen: Sie startet beim City-Notbremsassistenten, der bis 30 km/h den Aufprall verhindern kann, über eine adaptive Geschwindigkeits-Regelanlage, den Spurhalte-Assistenten, LED-Scheinwerfer (!!!), -Nebelscheinwerfer und -Rücklichter (ebenso in LED!!), Fernlicht-Assistenten, Licht- und Regensensor, Sitzheizung, Sechs-Gang-Automatik, Fahrmodus-Schalter, 18-Zoll-Räder, Rückfahrkamera, Head up-Display sowie eine Ausparkhilfe, ein Bose-Soundsystem, dynamisches Kurvenlicht und ein breites Spektrum an Infotainment-Möglichkeiten samt Navigation und ist damit reif für das Premium-Segment.
Ernsthaft. Mit den LED-Lichtern, auch für die Nebelscheinwerfer, in Verbindung mit dem aktiven Kurvenlicht macht der kleine CX-3 die Nacht zum Tag. In seinem Segment dürfte das den Maßstab darstellen.
Antrieb und Vortrieb
Einmal entgegen dem aktuellen Trend bitte. Auch unter der Haube: Hier sitzt ein Zwei-Liter-Benziner, genannt „Skyactiv-G 150“, mit 150 PS bei 6.000 Umdrehungen und 205 Newtonmetern Drehmoment. Ein klassischer Saugmotor. Drehzahlstark, aber elastisch zu fahren. Mit seinem Normverbrauch von 6,3 Litern auf 100 km sollte er dennoch in die Zeit passen. Doch wer die Leistung von 150 PS abruft, ist auf hohe Drehzahlen des ebenso hoch verdichteten 16V-Benziners (14:1) angewiesen. Zurück in die gute alte Zeit.
Im Test-Alltag weckt der Skyactiv-G 150 Erinnerungen an „die guten alten Zeiten“. 150 PS Saugmotor, 16V-Ventiltrieb und rund 1350 Kilogramm für Auto und Fahrer. Wer sich flott vorwärts bewegen will, der darf sich nicht scheuen, am gut zu schaltenden 6-Gang Getriebe fleißig in den Übersetzungen zu rühren. Wer sich ranhält, erntet einen beeindruckenden Vorwärtsdrang, ganz nach guter alter „16V-Sitte“ der 90-Jahre.
Obwohl der CX-3 ein wenig nach SUV aussieht, fährt er sich ganz klassisch wie ein Kompakter. Die Vorderachse ist unter Zug etwas unterdämpft, vermutlich Ergebnis der längeren und härteren Federn, die man nutzt, um das Fahrzeug höher zu legen, offenbart aber ansonsten keine Schwächen. Im Gegenteil. Der CX-3 wedelt munter über Landstraßen, scheut sich nicht vor zackigen Kurvenfahrten und lebt von der Drehfreude seines 2-Liter Benzinmotors. Dass es 2016 noch kompakte Autos gibt, im SUV-Segment, die sich so lebendig fahren – eine echte Wonne!
Testverbrauch
Mazda spricht von 6.4 Litern auf 100 Kilometer für den 150 PS Benziner. Ein Wert, den wir nicht erreicht haben. Auf der Minimal-Runde sind wir mit 6.2 Litern zufrieden gewesen. Der Alltag pendelt sich jedoch eher bei 7.7 Litern ein. Allerdings verführt der CX-3 auch zu einer flotten Gangart. Seine lebendige Art, der drehfreudige Motor, das reflexartige Fahrverhalten in Kurven – alles immer bezogen auf die Tatsache, in einem SUV-chen zu sitzen – verpasst einem viel Fahrspaß. Da sind auch 8 Liter in Ordnung. Wer den Alltag jedoch auf der Autobahn verbringt, der kann auch den großen Durst erleben. Tacho 215 sind machbar, angegeben wird der CX-3 G-150 mit 200 km/h. Wer die auf langen Strecken nutzt, landet locker über der 10.5 Liter Marke!
Fazit
Ach? Sie wollten nie einen SUV? Aber Ihnen gefällt die Design-Linie von Mazda so gut wie uns? Ein Kompakter würde ausreichen, die Familie ist noch klein, oder die Kinder bereits aus dem Haus? Und im Alltag fahren Sie kaum mehr als 12.000 Kilometer im Jahr? Bingo. Der CX-3 macht einen auf „putziges“ SUV, ist dabei ein echter Spaßbringer. Die Verarbeitung stimmt ebenso. Gute Gründe, sich einmal die Preisliste genauer anzuschauen und mit dem freundlichen Mazda-Händler einen Termin zu vereinbaren!
[toggle title=“Motor und Getriebe“]
Mazda | CX-3 Skyactiv-G 150 AWD 6-Gang |
Motor | R4, Benziner, Saugmotor, Hoch verdichtet |
Hubraum | 1.998 ccm³ |
Leistung | 150 PS @ 6.000 U/min |
Kraft | 204 Nm @ 2.800 U/min |
Getriebe | 6-Gang Getriebe, manuell |
Antriebsachse | Allradantrieb, Hang-on, variabel |
[/toggle]
[toggle title=“Abmessungen und Fahrleistungen“]
Länge, Breite, Höhe | 4.275, 1.765, 1.535 mm |
Radstand | 2.570 mm |
Leergewicht | 1.310 kg |
Wendekreis | 10,6 m |
Höchstgeschwindigkeit | 200 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8.7 sec |
Normverbrauch | 6,4l /100 km |
[/toggle]
[toggle title=“Verbrauch im Test“]
Alltagsfahrer | 7,0 – 7,5 l / 100 km |
Öko-Experte | — l / 100 km |
Außendienst-Modus | 10,5+ l / 100 km |
Neue Normrunde (klein) | 6,2 l / 100 km |
[/toggle]
(Fotos: Bjoern Habegger)