Test: Mercedes-Benz S500 Coupé

Manchmal muss man sich mit den kleinen Dingen zufrieden geben. Auch mal mit der Basis-Motorisierung glücklich sein. Mal nicht den größten Motor einer Baureihe fordern, sondern einfach mit dem Baureihen-Einstieg glücklich werden. Wir haben das mal versucht, bei der sexy Coupé-Version der Mercedes-Benz S-Klasse. Der Basismotor? Zum Glück ein V8, mit Aufladung. Bescheidenheit kann so überzeugend sein!

Neue Bescheidenheit

Fahrbericht des Mercedes-Benz S-Klasse Coupé

Mit dem jüngsten Modell hat Mercedes-Benz auch beim Namen wieder für Klarheit gesorgt. Keine CL-Klasse mehr, nun ein S-Coupé – das versteht jeder. Wer sich für S-Luxus entscheidet, aber zwei Türen zu Gunsten einer eigentlich nicht jugendfreien Coupé-Form eintauscht, der muss auch bei der Basismotorisierung nicht über Leistungsmangel klagen. Selbst wenn der „Fünfhunderter“ als „Einstieg“ verstanden werden muss, seine 455 PS lassen keinen Mangel zu. Keinen Mangel an Leistung. Keinen Mangel an Klang. Über dem „Fünfhunderter“ rangieren die scharfen V8-Varianten in der AMG-Version und – völlig over the top – der V12. Ist man grobe Preissprünge bereits gewohnt aus Stuttgart, so liegen zwischen diesem „Einsteiger-S-Coupé“ und dem 630 PS starken V12 mit AMG-Geburtsurkunde doch tatsächlich ein weiterer S500. Unser Testwagen kostet, ignoriert man alle Optionen, schmatzige 122.153,50 € – das andere Ende der Preisskala weist 244.009,50 € aus.

mercedes s-klasse coupe s500

Stiller Luxus

Jeder Gedanke an einen etwaigen Mangel verfliegt, zündet das V8-Triebwerk. Mit dem wohligen, eine Gänsehaut verursachenden Timbre, so unnachahmlich wie es nur Achtzylinder gurgeln können, erwacht die „neue Bescheidenheit“ im mein-auto-blog Testfuhrpark zum Leben. Fast ein wenig pubertär sprotzelt er in den ersten Sekunden auf seinen Endrohren. Sobald die ersten Liter Kühlwasser durchgewärmt wurden, beruhigt sich der Klang und übrig bleibt: Luxus. Stiller Luxus. Vom Motor ist im Leerlauf nichts zu hören, nichts zu spüren. Dass sich irgendwo „da vorne“, drei Fuß entfernt, ein 4.6 Liter großes Machtwerk auf sein Tagwerk einstimmt, man kann es nur am Drehzahlmesser und seiner Position oberhalb der „Null“ bestimmen.  Neben den 455 PS des V8 sind es die 700 Nm, die mit der Hilfe der beiden Turbolader aus der „Einstiegsmotorisierung“ gepresst werden, die fast als feuchter Punkt im Schritt von der Vorfreude verkünden.

Angedacht war ursprünglich der S500 als 4matic. Allradantrieb kann bei 455 PS ja nicht hinderlich sein. Auf den Hof fuhr der Testwagen dann ohne – dafür mit 9-Gängen anstelle derer 7 in der 4matic-Version. Das macht das gefahrene Coupé innerhalb der Achtzylinder-Varianten dann endgültig zum preislichen Einsteiger-Modell und nehmen Sie es einfach mal so hin: Sparen Sie sich den 4matic-Aufpreis. Es sei denn, Sie wohnen in der Schweiz – aber dann werden Sie ja ohnehin zum S63 AMG Coupé 4matic greifen, dessen Basispreis von 170.586,50 € Sie dann bei den Kollegen auch nicht in Erklärungsnöte bringt. Geschäft läuft, oder?

mercedes s-coupe s500 motor

Ernsthaft: 9-Gang ist famos!

Auf dem Nappa-Leder des großen Gestühls thronend, sollte man sich zuerst der Weiten des Innenraumes bewusst werden. Dann der gesamten Technik, den ganzen Gadgets, der Ausstattung, den Möglichkeiten, den Details, den ganzen Assistenzsystemen und dann – dann vergisst man am besten alles und fährt einfach los. 9 Gänge sind dann doch einer zuviel, denkt sich die Automatik und lässt die auf rund 2 Tonnen komprimierte Verlockung der neuen Bescheidenheit in Gangstufe 2 anfahren. 3-4-7-8-9. Wer sich im Griff hat und nicht alle 455 PS sofort hämisch über die Begrifflichkeit des Basismotors ausschütten will, der spürt nichts von der unmerklichen Eleganz, die dem Zauber inne wohnt, wenn, mächtigen Dampfschiffen gleich, der vermutlich mercedigste aller Mercedes zum Zeit-Raum-Hopping ansetzt. Tempo 120 im neunten Gang, da werden kaum mehr als 1.200 Umdrehungen aufgerufen. Vollendeter Luxus im Antriebsstrang.

4.6 Sekunden sollen für den Sprint auf Tempo 100 vergehen. Laut bellend, bollert der 4.6 Liter V8 dann seine Kraft heraus. Der am preislich anderen Ende der Modellreihe beheimatete V12 Bi-Turbo im S65 AMG Coupé schafft es auch nur in 4.1 Sekunden. Irgendwann ist die Möglichkeit, die Kraft des Antriebs auch in Meter durch Sekunde zu belegen, eben auch zu Ende.

Die 250 km/h läuft das große Coupé mit fast dreister Coolness. Dass man die NEFZ-Werte von 8.3 Liter im Alltag nicht erreicht, es dürfte bei über 2 Tonnen, zwei Turbos und 455 PS niemanden wundern. Dass man aber ganz locker die 9 vor dem Komma und danach eine 1 erreicht – überzeugt!

[one_half] [=“notification_mark“ ]Die Basics:
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  • Leistung: 455 PS
  • Verbrauch: 8.3l / 100km
  • Basispreis: 122.153,50 €

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[one_half last=last] [=“notification_mark“ ]Alternativen:
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  • Bentley Continental
  • Aston Martin DB9
  • BMW 650 i

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Daily Dosis of Luxury

Bei dem Gegenwert eines Eigenheimes darf man eine mehr oder minder überschaubare Dosis an Luxus auf Rädern erwarten. Und so verwöhnt das S-Coupé natürlich mit allen Helferlein, die den Tag auf Achse versüßen können. Allerdings bedarf die volle Luxus-Dröhnung durchaus des beherzten Griffs in die Aufpreisliste. So ist die Burmester-3D-Sourrund-Anlage nicht aus dem Bestellformular wegzudenken, klimatisierte Sitze, das air-Balance Paket für die Beduftung des Innenraum, Keyless-Go und Wärme-Komfort-Paket sind ebenso wunderschön und sinnvoll, wie das Panorama-Dach, dessen Tönung per Knopfdruck variabel ist. Der Luxus des S-Coupés fängt beim Weglassen von zwei Türen an, leistet sich den V8-Turbo als Mindestmotorisierung, bedeutet aber auch, schmerzfrei bei der Auswahl von zusätzlichen Optionen zu sein. Es ist der Anspruch einer aristokratischen Selbstwahrnehmung, mit der man sich in der, zum Teil schmerzhaft teuren, Aufpreisliste bedient. Unser Testfahrzeug bekam sogar die völlig sinnfreien Swarovski-Kristalle in den LED-Scheinwerfern spendiert. Bei 156.000 € Kaufpreis nur eine kleine Auffälligkeit. Zumal man dem Testwagen ein außergewöhnliches Understatement zugestehen muss. Das Weglassen der AMG-Designline, kombiniert mit dem  „aufpreisfreien“ smaragdgrün metallic vermeidet eine allzu offensive Lautmalerei. Das Auto an sich fällt aufgrund seiner schieren Größe eh auf – schön, wenn man optisch eher im Flüstermodus unterwegs ist.

mercedes s-coupe für die langstrecke

GT für die Langstrecke

Doppelte Verglasung, Türdichtungen, für die mehr Entwicklungsaufwand betrieben wurde als bei Lada für ein ganzes Auto. Alles, einfach alles an diesem Coupé ist auf Perfektion getrimmt. Während man die S-Klasse als Limousine, die vermutlich beste Limousine der Welt, ganz gut vom Sitzplatz hinten rechts genießen kann – will man das S-Coupé selbst fahren. Wobei das Ziel unerheblich ist. Man will eigentlich nicht ankommen. Man will einfach nur fahren.

Wobei sich selbst der König der Langstrecke einen Faux-Pas erlaubt. Oder ist es nur die unverstandene Erklärung, wozu ein zweitüriges Coupé der 455 PS-Klasse eben nicht da ist? Bei all dem Reiz, den man verspürt, wenn man über die Blechhaut streift, irgendwer hat einfach vergessen, einen Knopf zum Öffnen des Kofferraumdeckels zu verbauen … banaler Wunsch?

Wir hätte nur zu gerne unser Klingelschild an den Türgriff des S-Coupés gedengelt, denn eines ist nach diesem Testwagen klar: Bescheidenheit kann wundervoll sein! 

[toggle title=“Motor und Getriebe“]

Mercedes-Benz 

S500 9-Gang

Bauart V8, Bi-Turbo, Schichtladung
Hubraum 4.663 ccm³
Leistung 455 PS / 5.250 U/min
Kraft 700 Nm / 1.800 – 3.500 U/min
Getriebe 9-Gangautomatik
Antriebsachse Hinterradantrieb

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[toggle title=“Abmessungen und Fahrleistungen“]

Länge, Breite, Höhe 5.027, 1.899, 1.411  mm
Radstand 2.945 mm
Leergewicht 2.030 kg
 Wendekreis 11.60 m
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h 4,6 sec
Normverbrauch 7.4 l/100 km

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