Test: Nissan X-Trail 1.6 dCI All-Mode 4×4

Nissan Qashqai und Nissan X-Trail teilen sich viele Gleichteile und dennoch ist der X-Trail ein ganz eigenständiges Fahrzeug geworden. Natürlich erkennt man an der „Nissan-Chromspangen-Nase“ die Zusammengehörigkeit, aber das ist ja unter Brüdern oft so!

Softer Offroader

Test: Nissan X-Trail 1.6 dCi All-Mode 4×4

So ein echter Geländewagen will der neue X-Trail ja eigentlich gar nicht mehr sein. Warum auch? Der typische SUV-Käufer sucht eigentlich nur einen Kombi für die Familie mit mehr Platz, will etwas höher sitzen und wenn das Auto nicht pseudo-sportlich wäre, dann würde das auch gefallen. Und so gewinnen die SUVs mehr und mehr an Bedeutung. Nissan hat das früh verstanden und nach dem Qashqai mit dem neuen X-Trail nun auch einen „größeren Bruder“ für den Kompakt-SUV im Programm. Dieser löst zugleich den Qashqai+2 ab, der damals als Qashqai mit längeren Radstand und dritter Sitzreihe die Wünsche nach sieben Sitzplätzen befriedigte. Wer heute den Nissan mit 7-Sitzplätzen sucht, der greift nach dem Evalia (oder e-NV200) oder eben nach dem neuen X-Trail.

Mit seiner Familienähnlichkeit wird aus dem ehemals rauhen und pragmatischen X-Trail nun ein schicker Crossover

Großzügig bemessene Platzverhältnisse nicht nur in Sitzreihe eins, ein ganz klar gewachsener Anspruch an die Verarbeitungsqualität und wertigere Materialien im Innenraum.  So präsentiert sich der neue X-Trail. Mit weichen Kunststoffen, einer freundlichen Atmosphäre sowie einem Entertainment-System auf der Höhe der Zeit zeigt er sich innen von seiner Schokoladen-Seite. Cockpit und Armaturen erinnern an den Qashqai, aber das ist nichts, wofür man sich schämen müsste. Man fühlt sich an Bord des X-Trail wohl.

Die ordentlich großen Fensterflächen und das neue, weit nach hinten gezogene Glasdach (mit der Möglichkeit, den vorderen Teil zu öffnen), tun ihr übriges, damit man im X-Trail ein Gefühl von Raumfülle und Weite erhält.

Fahrbericht Test35 Nissan X-Trail dci

Automatik oder Allradantrieb

Unser Testfahrzeug hatte den 1.6 Liter Diesel mit 130 PS und 320 Nm unter der adrett geschwungenen Motorhaube. Den Allradantrieb nennt Nissan „All-Mode 4×4“ ,  bietet ihn aber nur zusammen mit einem manuellen Getriebe an. So muss man sich entscheiden: Entweder Automatik oder Allradantrieb. Das ist ein Kritikpunkt, den man bei Nissan abstellen sollte. Gerade der X-Trail sollte als „SUV“ nicht das „oder“ anbieten, sondern das „und“. Allrad UND Automatik. Aber lassen wir den Japanern noch ein wenig Zeit – mit Sicherheit wird man das selbst auch so sehen und das Angebot auffüllen.

Nach dem Start klingt der kleine Vierzylinder-Diesel ruhig und satt. Die gute Dämmung des X-Trail-Cockpits trägt zur Ruhe bei. Und dann  passiert das Unerwartete. Der X-Trail fährt mit einer gefühlten Souveränität los, die man von ihm nicht erwartet hat. Nicht von dem „kleinen Diesel“. Grummeliger Dieselsound verleitet zum niedertourigen Fahren und der X-Trail spielt mit. Das manuelle Sechsgang-Getriebe erfüllt alle Wünsche nach Präzision und auch die Schaltwege sind für einen SUV völlig in Ordnung.

Der Innenraum

Den Innenraum hat Nissan nicht nur durch ein neues Niveau an Kunststoffen aufgefrischt, auch das Multimedia-Paket wirkt bei der ersten Ausfahrt stimmig. Routenplanung vom Handy zum Navigations-System schicken? Kein Thema. Die Google-Suche im Auto nutzen? Machbar, wenn ein Handy per Bluetooth gekoppelt wurde und die Internetverbindung herstellt.

Durch das Versenken der 3. Sitzreihe lässt sich ein großer Laderaum erschaffen. Von 550 Litern im Normalmodus bis hin zu 1.980 Litern bei umgeklappter Rücksitzbank. Das ist ein gutes Stück mehr als im alten X-Trail. Die Rücksitzbank (Reihe 2) lässt sich zudem um 25 Zentimeter in der Position verschieben. Im Kofferraum wiederum kann man per zusätzlicher Böden eine nützliche Unterteilung schaffen und so verschiedene Gepäckstücke sortiert einräumen.

Wer die Sitzplätze 6+7 nutzen will, der klappt diese aus dem Kofferraumboden heraus, dabei reduziert sich der nutzbare Kofferraum auf nur noch 135 Liter.

Nissan x-trail 1-6dci 31 fotos 02052015

Alltags-Held

Natürlich kann man bei 130 PS und 320 Nm in einem gut zwei Tonnen schweren SUV nicht von einem dominanten Vortrieb sprechen. Doch für den Alltag reicht es eben doch mehr als aus. Und selbst der „kleine“ Turbodiesel punktet im Alltag durch Souveränität. Denn der 130 PS Motor geht wacker an sein Werk, schiebt den großen X-Trail tapfer bis auf Tacho 200 (real 189 km/h) und bleibt dabei so richtig sparsam.

Natürlich ist der X-Trail kein Sportler. Das verkündet er bei schnellen Überland-Etappen frühzeitig, aber seine aktive Fahrkomfortregelung versucht über unmerkliche Bremseingriffe die Wankneigungen des X-Trail auszubügeln. Eine echte Hilfe bei langen Touren ist die Verkehrszeichen-Erkennung von Nissan. Bereits im Test des kleinen Qashqai fiel das System positiv auf und jetzt auch im X-Trail kann man nur von einem echt „nützlichen“ Feature sprechen. Zudem funktioniert die Verkehrsschilder-Erkennung absolut fehlerfrei!

Fahrbericht Test49 Nissan X-Trail dci

Fazit: Nissan X-Trail

Aus dem Marlboro-Cowboy wurde ein fürsorglicher Daddy. Der X-Trail ist, so wie er im Test war, ein extrem gelungener „Familien-Kombi“ – getarnt als SUV. Das „plus“ an Bodenfreiheit und eine gute Rundumsicht dank der erhöhten Sitzposition lassen den X-Trail in der Tat zum „besseren Familienkombi“ werden.

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Technische Daten: Nissan X-Trail 1.6 dCi Acenta

Hersteller:  Nissan
Typ:  X-Trail / SUV
Kasse:  Mid-Size SUV
Motor:  R4
Getriebe: Sechs-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Allradantrieb
Hubraum:  1.598 ccm
Leistung:  96 kw / 130 PS @ 4.000 U/min
Drehmoment:  320 Nm @ 1.750 U/min.
Gewicht Fahrfertig:  2.090 kg
Von 0 von 100:  10.5 s
Höchstgeschw.:  188km/h
Verbrauch (NEFZ):  4.9 Liter
CO2-Ausstoß (NEFZ)  129 g/km
Emmissionsklasse  EU 6
Effizienzklasse  A
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Fotos im Artikel und Titelbild: Bjoern Habegger