Skoda hat sich im VW-Konzern geschickt sein ganz eigenes Markenimage geschaffen. Das wurde einmal mehr während unseres Test mit dem Kodiaq deutlich, der alle Tugenden der tschechischen Marke mitbringt. Aber auch nicht frei von kleineren Schwächen ist.
Seltsame Produktnamen – aber gute Marktplatzierung
Da hatte irgendeine Namensagentur mal wieder eine tolle Idee gehabt. Lasst uns die SUV bei Skoda doch alle so nennen, dass wir eine möglichst große Verwirrung erreichen, scheint die Maßgabe gewesen zu sein. Kamiq, Karoq und Kodiaq heißt das Ergebnis dieser Überlegung. Und daher gleich mal vorweg für Menschen, die sich nicht jeden Tag mit dem SUV-Triumvirat aus Tschechien beschäftigen: Der Kamiq gehört mit seinen 4,24 Metern zu den kompakten Vertretern seiner Gattung, der Karoq mit 4,38 Metern in die Mittelklasse und der Kodiaq mit 4,70 Metern in die gehobene Mittelklasse. Und eben jenen Kodiaq, der unter anderem gegen Wettbewerber wie den Nissan X-Trail, die neuen Koreaner Hyundai Santa Fee und Kia Sorento oder den hausinternen Konkurrenten Seat Tarraco antritt, hatten wir zu Herbstbeginn vor der Haustüre stehen.
Zunächst fiel uns gleich mal wieder auf, wie geschickt Skoda gerade im Vergleich zur Überschwester Volkswagen seine Produkte platziert. Der Kodiaq siedelt sich zwischen dem 21 Zentimeter kürzeren Tiguan und dem 18 Zentimeter längeren Touareg an. Wobei er beim Raumgefühl näher am großen VW-SUV liegt, aber preislich ausstattungsbereinigt eher auf Tiguan-Niveau. Ganz schön clever, was die Tschechen ja auch schon in ihrem Markenslogan selbstbewusst behaupten.
Ja, das Platzangebot des Fünftürers ist geradezu verschwenderisch. Man sitzt vorne wie hinten gerade üppig und zudem auf langstreckentauglichem Gestühl. Der Kofferraum fasst schon in der Normalkonfiguration 650 Liter, was sogar bis zu fünf Passagieren einen gemeinsamen Urlaub ermöglichen könnte. Gegen Aufpreis sind auch zwei weitere Sitze erhältlich, die aber wie immer in solchen Konfigurationen eher Notcharakter haben und nur für kleineren Kinder geeignet sind. Wer zu zweit mit dem Überseekoffer verreisen will oder einen Umzug zu organisieren hat, freut sich über bis zu 2.065 Liter Laderaumvolumen bei umgelegten Rücksitzen.
Und es gibt noch mehr Dinge, an denen man sich im Alltag mit dem Kodiaq erfreuen darf, etwa ein Netz oder verschieb- und arretierbare Taschenhaken. Und kein Testbericht über einen Skoda, ohne den Regenschirm in der Türverkleidung, den – in dieser Jahreszeit noch erfreulicherweise nicht eingesetzten – Eiskratzer in der Tankklappe oder die automatisch ausfahrenden Schutzgummis beim Öffnen der Türen freundlich zu erwähnen.
„Kodiaq“ lässt sich von einer Braunbärenart ableiten
So mächtig wie das große SUV auf seinen Rädern vor uns steht, so bärig gibt er sich als Fahr-Zeug. Das passt gut, leitet sich sein Name doch angeblich von der nordamerikanischen Braunbärenart Kodiak ab. Wobei der Kodiaq wahrscheinlich doch deutlich gemütlicher ist als sein fast Namensvetter. In der von uns gefahrenen Scout-Variante gibt es neben den üblichen und eigentlich überflüssigen Offroad-Insignien wie der Unterfahrschutz einige silberne Designelemente am Kühlergrill, an den Seitenscheiben und an den Außenspiegeln. Hinzu kommen dunkel getönten Heck- und Seitenscheiben. Auch eine Dachreling ist immer dabei.
So gerüstet verzichten wir trotzdem aufs Gelände und nehmen uns eine längere Autobahnetappe vor. Der 2,0-Liter-Diesel schiebt den Kodiaq mit seinen 400 Newtonmetern Drehmoment zwar nachdrücklich, aber nicht allzu sportlich an. Das passt, will man doch in dem schon leer rund 1,8 Tonnen wiegenden SUV auch gar nicht allzu schnell unterwegs sein. Als Ideal, auch im Hinblick auf die Tankrechnung, entpuppten sich Geschwindigkeiten zwischen 120 und 160 km/h. Dann kommt man mit 6 Litern auf 100 Kilometern aus und dem Normverbrauch von rund 5,5 Litern sogar recht nahe. Den Schnitt kann man im Alltag allerdings kaum halten, wir kamen am Ende auf noch zufriedenstellende 7,8 Liter.
Skoda hat im Testzeitraum übrigens einen Wechsel der Motorisierung bekanntgegeben. Die neue Variante leistet mit 200 PS exakt 10 Pferdestärken mehr, ob sie in der Praxis auch sparsamer ist, wird man sehen.
Darüber hinaus darf man dem Kodiaq viel Lob zollen. Das wuchtige Design ist natürlich Geschmackssache, trifft aber wohl den Nerv der Zeit. Die Inneneinrichtung ist dem Temperament des Autos angemessen gediegen. Die Instrumente sind gut ablesbar, die Bedienung fast narrensicher. Auf Fahrt überzeugt der Tscheche mit stoischem Geradeauslauf und dank Allradantrieb frisst er Kurven ohne jedes Über- oder Untersteuern.
Skoda Kodiaq erweist sich als ein tolles Familienauto
Obwohl er tatsächlich etwa 8 Zentimeter kürzer ist als ein VW Passat, wirkt der Kodiaq in der Stadt doch arg stattlich. Das liegt aber eben nicht an seiner Länge, sondern eher an der durch die mächtige D-Säule eingeschränkten Sicht nach schräg hinten und vor allem am doch recht großen Wendekreis von 11,80 Metern.
Insgesamt zeigt sich der Kodiaq in unserem Test als prima Alltagsauto vor allem für Familien oder Menschen, die immer mal wieder viel Material zu bewegen haben. Preislich ist das SUV mit knapp 42.600 Euro in dieser Variante sicher kein Sonderangebot, zumal die Garantie mit zwei Jahren im Vergleich zu Wettbewerbern wie Hyundai (5 Jahre) oder Kia (7 Jahre) geradezu erbärmlich ausfällt. Aber auch hier sind die Tschechen eben ganz Kinder des VW-Konzerns, aus dessen modularen Querbaukasten ja letztlich auch der Kodiaq geboren wurde.
Fünftüriges, fünfsitziges Sport der gehobenen Mittelklasse; Länge: 4,71 Meter, Breite: 1,88 Meter (mit Außenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,79 Meter, Kofferraumvolumen: 650 – 2.065 Liter
2,0-Liter-Diesel, 140 kW/190 PS, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 1.750 U/min, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, 0-100 km/h: 8,4 s, Vmax: 210 km/h, Normverbrauch: 5,4 – 5,8 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 143-152 g/km, Effizienzklasse: B, Abgasnorm: Euro 6d temp, Testverbrauch: 7,8 Liter/100 Kilometer
Preis: ab 42.588 Euro
(Hinweis: Die technischen Daten beziehen sich auf die Version mit 190 PS, sie wurde während des Testzeitraum durch eine Variante mit gleichem Hubraum, aber 200 PS ersetzt. Die 190-PS-Version ist nicht mehr verfügbar. Daher bezieht sich der Preis bereits auf die neue Variante)
Skoda Kodiaq Scout – Kurzcharakteristik:
Warum: viel Platz, viele Ablagen, hoher Fahrkomfort, bequemer Ein- und Ausstieg
Warum nicht: Sicht nach hinten eingeschränkt, großer Wendekreis, nur 2 Jahre Garantie
Was sonst: Seat Tarraco, Nissan X-Trail, Hyundai Santa Fe, Kia Sorento