Test: Suzuki Jimny – Ab ins Gelände – oder zum Einkaufsbummel

Ähnlich wie Mercedes mit dem G-Modell hat sich auch Suzuki vier Fahrzeugklassen tiefer mit der Neuauflage des Jimny viel Zeit gelassen. Nach 20 Jahren gibt es nun einen Nachfolger des kleinen Geländewagens. Da müsste sich ja einiges getan haben.

Was darf man von einem völlig neuen Modell erwarten, das seinen zwei Jahrzehnte alten Vorgänger ablöst? Immerhin überspringt der neue Suzuki Jimny im Vergleich zum alten Modell mindestens drei Fahrzeuggenerationen. Das sieht man dem Fahrzeug auf Anhieb nicht an, aber wahrscheinlich haben die Designer das genau so gewollt. Wer kein ausgesprochener Jimny-Fan ist, wird das neue Modell auf Anhieb vielleicht gar nicht erkennen. Klar, die Front mit dem hochliegenden Kühlergrill und den beiden Rundscheinwerfern wirkt schon moderner. Aber die wichtigsten optischen Zutaten hat Suzuki doch unverändert gelassen: Die nur knapp 3,50 Meter lange Karosserie wirkt weiterhin knuffig, das Reserverad ist allein schon aus Platzgründen an der Hecktüre angebracht. Diese ist leider weiterhin rechts angeschlagen, so dass man sich als Fahrer im europäischen Rechtsverkehr beim Beladen um die Türe herum bewegen muss. Insgesamt wirkt der Jimny von außen sympathisch wie eh und je. Leider füllen die serienmäßigen 15-Zoll-Räder den Radkasten auch nicht annähernd aus, so dass der kleine Geländewagen an dieser Stelle irgendwie unfertig wirkt.

Der neue Suzuki Jimny im Test

Im Innenraum dominieren billige Materialien, die allerdings sehr sauber verarbeitet wurden und keinen Zweifel an ihrer Langlebigkeit aufkommen lassen. Leider roch unser Neuwagen unangenehm nach Plastik, was man eigentlich in dieser Intensität seit einigen Jahren nur noch von Billigprodukten gewohnt ist. Und das ist der Jimny ja sicher nicht. Ausgelegt ist der Japaner als Viersitzer, aber das Entern der Rückbank durch die Vordertüre ist nicht ganz einfach und hat man erst mal Platz genommen, weiß man nicht so richtig wohin mit den Beinen. Zumindest wenn vorne nicht ausgesprochen kleine Menschen Platz genommen haben.

Sagen wir es also wie es ist: Der Jimny ist ein Zweisitzer. Und diese Zwei sitzen ganz ordentlich, der Fahrer schaut zudem auf gut ablesbare Instrumente. Im teureren der beiden angebotenen Varianten (Comfort+) für sehr günstige 19.985 Euro ist einiges an Ausstattung inklusive, so unter anderem Klimaautomatik, Navigation und sogar erstmals bei Suzuki eine Verkehrszeichenerkennung. Wer das pure Geländewagen-Gefühl will, verzichtet auf diesen „Luxus“ und gönnt sich die Basisversion für 17.915 Euro. Was fehlt im Innenraum sind ein paar mehr Ablagemöglichkeiten und ja nach Reiseambition ein größerer Kofferraum. In der Grundkonfiguration fasst dieser mickrige 85 Liter, legt man die Sitze um sind es bei Dachhoher Beladung immerhin 830 Liter.

Die Ladeöffnung ist deutlich breiter als beim Vorgänger

Angetrieben wird der Jimny ausschließlich von einem 1,5-Liter-Saugmotor mit 75 kW/102 PS. Der Benziner ist zwar deutlich besser als das alte 1,3-Liter-Aggregat im Vorgänger, trotzdem wirkt der Antrieb alles andere als auf der Höhe der Zeit. 145 km/h sind maximal drin und die keineswegs überragenden 130 Newtonmeter maximalem Drehmoment liegen auch erst bei 4.000 U/min an. Zudem ist das Fünfgang-Getriebe einigermaßen hakelig und nicht gerade leichtgängig zu führen. Der naturgemäß kurze Radstand von 2,25 Metern sorgt für unruhiges Fahrverhalten bei höheren Geschwindigkeiten. Ein dickes Minus erhält der Jimny von uns für seine unbefriedigenden Bremsleistungen, hinten baut der Hersteller lediglich Trommelbremsen ein. Hier wäre dringender Nachbesserungsbedarf nach Japan anzumelden.

Das Cockpit ist funktional und bequem

Der Jimny ist also kein Fahrzeug für die Autobahn und eigentlich noch nicht mal für die Landstraße, auch weil wir allein schon aufgrund der Geräuschentwicklung einen sechsten Gang schmerzlich vermisst haben. Er wird vor allem Fans im urbanen Bereich finden, die einfach ein außergewöhnliches City-SUV suchen und deren junge Rücken über die Komfortschwächen nur lachen können. Die zweite Zielgruppe ist die klassische für den Jimny, also Menschen wie Jäger, Förster oder Landschaftsarbeiter, die ein günstiges und robustes Auto mit Allradqualitäten suchen. Normalerweise wird der Suzuki über die Hinterräder angetrieben, Allrad wird manuell zugeschaltet. Dazu gibt es eine Offroad-Untersetzung. Leiterrahmen und Starrachsen, im Alltag dem Komfort nicht förderlich, sorgen hier für echte Geländequalitäten. In dieser Preisklasse gibt es kein Fahrzeug, dass ähnliche Eigenschaften abseits des Asphalts aufzuweisen hat. Ach ja, eine Bergan- und eine auf Knopfdruck aktivierbare Bergabfahrhilfe ist auch an Bord.

Im Gelände macht dem Jimny so schnell keiner was vor

Wer einen echten Arbeiter für Feld, Wald und Wiese sucht, erhält mit dem Jimny einen preiswerten, gut verarbeiteten Wagen. Hier ist der handliche, schmale Suzuki eine absolute Empfehlung. Wer mit dem Fahrzeug eher posen will, muss dafür einige Einschränkungen bei Platz, Fahrkomfort und Sicherheit (Bremsen) in Kauf nehmen. Hier werden wohl eher junge Menschen zugreifen, die ein Auto für die Stadt suchen, das sich von den gängigen Soft-SUV abheben soll.

Peter Eck/SP-X

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