Test und Kaufberatung: Renault ZOE 2019
Man denkt an Tesla, wenn man über Elektroauto-Pioniere nachdenkt. Oder auch an Nissan, deren Leaf in Europa fleißig immer wieder die Top 10 der Absatzzahlen für E-Autos anführt. Und doch, bei beiden hakt es so ein wenig, wenn es um den gelebten Alltag geht. Der eine viel zu teuer für „Otto-Normalverbraucher“ und der andere, nun, ein wenig zu – sagen wir es so – avantgardistisch im Design. Oft vergessen hingegen eine ganz andere Pionierin. „Die kleine ZOE“ von Renault. Still und heimlich hat sich Renault zum Reichweiten-King gemausert. Mit dem aktuellen Batterie-Update stehen nun 400 Kilometer (Normzyklus) auf der Haben-Seite. Für ein Stadtauto allerhand. Wir waren mit der Französin in Portugal unterwegs.
Ultimativer Einstieg in die E-Auto-Welt: Der Renault ZOE mit 41 kWh-Akku
Gebraucht, mit Tageszulassung oder rabattiert und neu?
Dabei ist die nun vier Jahre alte Zoe nicht einmal so klein. Knuffig wäre das richtige Wort. Aber mit gut vier Metern gehört die Zoe zu den „Kompakten“ auf dem Markt. Ein Volkswagen Polo wäre der vergleichbare Maßstab. Mit dem neuen Akku-Pack hat die ZOE von Renault nun aber einen Meilenstein erreicht, der heraus sticht. 41 kWh im Batteriepaket sollen gut sein für 400 Kilometer Reichweite im Normzyklus. Im Alltag sollten 300 km nun zur Normalität gehören, so sagt es Renault. 300 km mit einer Batterieladung. Für ein Stadtauto, dessen durchschnittliches Tagespensum selten über 40 Kilometern liegt, ein Wert mit Ausrufezeichen!
Mit der neuen ZOE 40 gibt es keine Ausreden mehr! Reichweiten-Angst und Anschaffungskosten als Gegenargumente hat Renault erfolgreich ausgehebelt!
Die Erfahrung spricht für den kleinen Franzosen
100.000 verkaufte E-Fahrzeuge bei Renault. Davon 50.000 Renault ZOE. Ausgerechnet ein Kompaktwagen aus Frankreich leistet massive Pionierarbeit. Wer sich die ZOE anschaut und Probe fährt, versteht warum. Es ist genau die Portion Auto, die man benötigt. Wie damals ein Renault 4. Mehr braucht man nicht. Zwei Zentner Kartoffeln in den Kofferraum, Platz für Schwiegermuttern und Nachbarn und ein solides Fahrwerk mit komfortablen Federwegen. Nur völlig ohne „brumm“ und mit dem Vorteil von „null Abgasen“. War die ZOE bislang ein gutes Angebot – erwächst mit dem neuen Akku nun ein Reichweiten-Pionier zum Super-Angebot. 400 km auf dem Papier. 300 Kilometer im Alltag. Und selbst mit Autobahn-Anteil bleiben mehr als 270 Kilometer machbar.
Ladetechnik im Überblick
Die von LG stammenden Batteriezellen lädt der Chameleon-Lader getaufte Onboard-Charger mit bis zu 22 kW. Bisherige ZOE-Fahrer werden stutzen. Eine größere Batterie, aber weniger Ladeleistung? Renault spricht von einem Effizienzgewinn. Weniger Ladeverluste und problemlose Kompatibilität mit allen Typ2-Ladern. 400 Volt AC-Lader pumpen die größeren Akkus nun in knapp 1:45 auf 80% Leistung. Das sollte schnell genug sein. Ob Renault sich schon bald an das CCS-System hängt? Unwahrscheinlich ist es nicht. Aber noch ist die Ladesäulen-Verfügung für 50 kW-Ladung eher überschaubar und die ZOE ja eh ein Stadt-Auto.
Urban-Legends
Früher waren Autos dieser Größe, 4 Meter Gesamtlänge, noch keine Stadtautos. Heute werden sie dazu verklausuliert. Dabei kann auch die ZOE die anderen Disziplinen. Wir haben die ersten Testfahrten über Landstraßen und Autobahnen Portugals absolviert und konnten keinen Mangel erkennen. Im Gegenteil. Die komfortabel gedämpfte ZOE absolviert auch Landstraßen mit fiesen Asphaltflächen betont locker. Manchmal schwingt die Französin, trotz des langen Radstandes ( 2,59 Meter) einmal zu oft nach, lenkt sich ausreichend direkt, wenn auch zu steif um die Mittellage, und spielt im Großen und Ganzen den Nervenschoner. Die Lenkung arbeitet variabel in ihrer Unterstützung. In der Stadt leichtgängiger als bei hohen Tempi. Eventuell bleibt hier Abstimmungspotential. Denn trotz der breiten Spur wirkt ausgerechnet das Lenkverhalten zu synthetisch.
So fährt sich der Elektro-Franzose
92 PS – oder korrekt 68 kW – leistet der E-Motor der ZOE. Die Batterien wurden flach im Unterboden verstaut. Die 400-Volt Zellen stammen von LG Chem. Renault bietet neben der 41 kWh-Variante die Variante mit 22 kWh weiterhin an. Beide Batteriepakete bestehen aus 12 Modulen à 16 Zellen. Die Energiedichte des neuen Akkus wurde jedoch von 76 Wh/kg auf 134 Wh/kg fast verdoppelt. Das Gewicht des Batteriepaketes sprang dabei von 290 Kilogramm auf 305 kg.
E-Autos haben ein Gewichtsproblem. Systembedingt. Auch die „kleine ZOE“ wiegt etwas über 1.500 Kilogramm. Dennoch, den Ampelspurt von 0 auf 50 km/h absolviert die Französin in kurzweiligen 4.1 Sekunden. 220 Nm Drehmoment stellt der E-Motor zur Verfügung. Und das fast ab der ersten Umdrehungen. Kein Kuppeln, kein Schalten. Wie am Gummiband gezogen, zoomt sich ein E-Auto durch das Verkehrsgewühl. Dabei immer leise, immer komfortabel. Die Bremse reagiert auf das Pedal erst einmal mit einer gesteigerten Rekuperationsleistung des E-Motors und erst bei noch mehr Verzögerungswunsch werden die Scheibenbremsen genutzt und nach alter Sitte wird aus Bewegung wieder Wärme gewandelt. Im Alltag lässt sich die ZOE jedoch prima über die Fähigkeit, bis zu 65 kW elektrische Leistung zu rekuperieren, abbremsen.
Wir haben die ZOE am ersten Tag nicht geschont. Bis 135 km/h (elektr. abgeriegelt) auf der Autobahn in Portugal genutzt. Manche Kurven schneller genommen, als man das müsste und den Stromkonsum nicht geschont. Dennoch sind mehr als 230 Kilometer immer machbar. In der Stadt sind 300 km realistisch und der NEFZ-Normverbrauch, nun, eh nur eine Prospektgröße.
Für wen die „neue ZOE“ die richtige Wahl ist:
Wer schon immer eine Ausrede parat hatte, weshalb er beim Stadtauto nicht zum E-Auto greifen kann. Hier gibt es keine Ausreden mehr!
Das sollte man bedenken!
Neben dem bislang etablierten Miet-Modell kann man die Akkus nun auch kaufen. Der bislang 21 kWh große Akku bleibt im Angebot und der Startpreis der ZOE, ohne Fördermittel, liegt damit bei 22.100 €, zuzüglich der Batteriemiete. Diese Miete ist wieder abhängig von der Jahresfahrleistung und liegt zwischen 59 und 119 € im Monat. Die ZOE mit 41 kWh-Akku startet bei 24.900 €. Wer sich für die höchste Ausstattung und einen „gekauften“ Akku interessiert, der legt 37.400 € auf den Tisch!
Und Besitzern einer der ersten ZOE-Modelle bietet Renault auch ein Batterie-Upgrade an. Für 3.000 € erhalten Besitzer das neue Batteriepaket.
DATEN Renault ZOE 40
Preis: ab 24.900 € zzgl. Batteriemiete (ab 59 €/Monat)
Antrieb Benziner: BEV – Batterieelektrisches Fahrzeug
Antrieb Elektro: 68 PS Dauerleistung / 92 PS Maximalleistung – 250 Nm
Dimensionen: 5 Sitze, L/B/H 4085, 1730, 1562 mm, Gewicht 1520 kg, Kofferr. 338 l,
Fahrleistungen: 0-100 km/h 13,2 sec, Spitze 135 km/h, Normverbrauch/CO2 13,3 kWh/100km
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