Test: Volkswagen e-Golf

Update: Aktuell gibt es hohe Rabatte auf den e-Golf. Wir aktualisieren daher noch einmal die E-Auto Artikel, Tests und Fahrberichte. Dieser Original-Artikel stammt vom 12. Juli 2015

Natürlich macht ein Elektroauto Spaß und zwar richtig Spaß. Ganz ohne Motorensound, aber auch ohne Schaltrucke, Zugkraftunterbrechung oder der Suche nach dem richtigen Gang. So ein Elektroauto hat einfach immer ein Pfund (oder Watt) zum Nachlegen. Einmal am virtuellen Wattgestänge gezogen und ein E-Mobil zieht an. Das macht lustigerweise genau dort am meisten Spaß, wo man es am wenigsten vermutet: Auf dem Land!

Bestseller unter Strom

E-Golf im Fahrbericht

Manchmal ist die Revolution so unscheinbar

Der E-Golf sieht aus wie jeder andere Golf. Die kleine Details, die man sich in Wolfsburg ausgedacht hat, um den E-Golf optisch anzupassen, geschenkt. Das Tagfahrlicht im pfiffigen Bogen in der Stoßstange sieht gut aus. Aber im Grunde ist die Revolution des E-Golf, dass er aussieht wie ein „normales“ Auto und nicht, wie in vielen anderen Fällen oder bei einem bekannten Hersteller aus Bayern, wie eine Hausarbeit einer Waldorfschule.

Der Elektro-Golf macht sich den elektrifizierten  „Modularen Querbaukasten“ (MQB) zu eigen. Denn in Wolfsburg hat man es geschafft und setzt den  E-Golf auf der gleichen Linie zusammen wie jeden anderen Volkswagen Golf auch. Das Stückwerk des MQB lässt genau das zu. Benziner, Diesel, Erdgas, Elektro – alles eine Fertigungslinie. Das dürfte im Vorfeld einiges an Hirnschmalz gekostet haben, das Ergebnis aber ist mehr als überzeugend.

Der Elektro-Golf ist ein hochseriöses Auto. Und dass er dabei aussieht wie der langweilige Dauer-Bestseller des gleichnamigen Segmentes, dürfte für die Revolution, die so langsam notwendig wird, um die E-Mobilität endlich voran zu bekommen, mehr als sinnvoll sein.

Im Elektro-Golf muss man sich nicht fühlen, als wäre einem eine merkwürdige Krankheit ins Gesicht geschrieben.

test volkswagen e-Golf 06 fahrbericht Elektro-Golf

Druck ist immer da

Für den herzhaften Antritt ab der Haltelinie zeichnet sich ein 115 PS starker Elektromotor verantwortlich. Er sitzt vorne und treibt die Vorderachse an. Ganz Golf. 270 Nm ab Drehzahl Null bedeuten „fast-GTI“ Level, nur viel besser. Und wer sich in der Stadt ausgetobt hat und genug von den frustrierten Gesichtern der Mitmenschen dort hat, der fährt mit dem E-Golf mal raus aus der Stadt. mein-auto-blog sitzt auf dem Land. Wir haben jeden Tag „staufrei“. Also, unsere Teststraßen sind immer „frei von jedem Stau“.

Und dann lässt man den E-Golf mal über die Landstraße zirkeln, enge Winkel den Hügel hinauf, leichte Täler, schnelle Ecken, zickige Fahrbahnbeläge. Und bereits nach der ersten Kurve kommt einem die Erleuchtung:

Benzin kann einfach nur eine vorübergehende Lösung sein!

Die Wucht, die Spontanität, das sofortige Reagieren des E-Motors und Anliefern von „Drehmoment“, egal, in welcher Geschwindigkeit, egal, ob Tempo 30 und enge Ecke, Tempo 60 und weitere Kurve, aus dem Stand oder in der Fahrt – wann immer man am „virtuellen Wattgestänge“ zupft, der E-Golf löst ein Leistungsversprechen ein, dessen man sich vorher nicht bewusst war.

Dabei geht es nicht um brutale Fahrwerte, es geht auch nicht darum, dem Asphalt die letzte Falte aus der Oberfläche zu rupfen – natürlich sind sportliche Autos insgesamt sportlicher unterwegs.

test volkswagen e-Golf 05 fahrbericht Elektro-Golf

Du sollst nicht rasen

Die Eco-Reifen mit dem ungewohnt hohen Querschnitt sind völlig ungeeignet, um G-Kräfte in Kurven zu verwalten und das ist gut so. Umso feiner lässt sich das echte E-Fahrgefühl auskosten. Per Zug am ehemaligen Getriebehebel in Stufe „B“ rekuperiert der E-Golf – mit ein wenig Übung reicht das in vielen Fällen aus, um zu verzögern, ohne die Bremse anzutippen. Wobei auch hier sofort rekuperiert wird. Und sobald es aus der Kurve herausgeht, sucht man nicht den richtigen Gang, man wartet nicht auf ein Drehmoment-Hügelchen, auf Ladedruck oder Leistungsspitzen – man nutzt die bis zu 270 Nm – die sind da, wenn sie gebraucht werden. Das verändert die gesamte Sichtweise. Warum nur muss man sich mit halbgaren Dingen wie Benzin-Motoren und Schaltgetrieben herumärgern?

Der Rest ist schnell erzählt. Das feiste 24,2 kWh Akkupaket (damals waren es noch 24,2 kWh, heute sind es 35,8 kWh) trübt mit seinem Gewicht von guten 300 kg das Leistungsgewicht des E-Golf ein und treibt dessen Leergewicht mit 1.585 kg in die Mittelklasse.  Dafür wirkt der Rest des Golf immer souverän. Wuchtig, aber wertig. Im Zeitalter der E-Mobilitäts-Experimente vermittelt der E-Golf das beruhigende Gefühl eines Heimathafens.

test volkswagen e-Golf 04 fahrbericht Elektro-Golf

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Technische Daten:

e-Golf 85 kW
(115 PS)
Motor, Elektrik
Art des Motors Permanenterregte Synchronmaschine (PSM)
Max. Leistung kW (PS) 85 (115)
Max. Drehmoment Nm 270
Batterie / Ladesystem
Batterietyp Lithium Ionen
Gewicht der Batterie kg 318
Position der Batterie zwischen den Achsen
Nennkapazität kWh 24,2
Anzahl Zellen / Module 264 / 27
Nennspannung, V  V 323
Ladedauer AC 2,3 kW 100% SOC h 13
Ladedauer AC 3,6 kW 100% SOC h 8
Ladedauer DC 80% SOC h 0,5
Fahrleistungen
0 – 60/100 km/h s 4,2/ 10,4
Höchstgeschwindigkeit km/h 140
Stromverbrauch kWh/100 km Strom
Kombiniert l/100km 12,7
Emission (CO2) kombiniert g/km 0
Effizienzlabel A+
Kraftübertragung
Getriebe 1-Gang-Getriebe
Außenabmessungen
Anzahl der Türen 4
Länge/Breite/Höhe mm 4.254/1.799/1.453
Radstand mm 2.632
Spurweite vorn/hinten mm 1.549/1.518
Gepäckraum
Länge, Sitzbank aufgestellt/umgeklappt mm 839 / 1.558
Volumen nach VDA-Messung: Sitzbank aufgestellt/umgeklappt l 343 – 1.233
Gewichte
Leergewicht (DIN leer) kg 1.510
Leergewicht (EU leer) 1.585
Zul. Gesamtgewicht kg 1.960
Zuladung kg 450
zul. Achslast vorn/hinten kg 970/1.040
Reichweite
nach NEFZ-Zyklus km 190
praxisnah km 130 – 190