Elektroautos – Kein Platz für Rad und Ski

Jeder weiß, Elektroautos müssen mit ihrer Energie knausern, will der Fahrer die ohnehin knappe Reichweite möglichst voll auskosten. Selbst unter guten Bedingungen sind mehr als 150 Kilometer kaum zu schaffen – von den Tesla-Modellen und dem neuen Opel Ampera-e einmal abgesehen. Im Winter darf gut und gerne ein Drittel der Reichweite der Heizung geopfert werden. E-Autos erreichen nur noch gut 100 Kilometer. Ohnehin sind die leisen Stromer mehr individuelle Nahverkehrsgefährte denn langstreckentaugliche Reisemobile. Ein Wochenendausflug in die Berge, eine Überlandfahrt an die See? Eher nicht.

Es wundert daher wenig, dass die Hersteller zurückhaltend sind, geht es um An- und Aufbauten wie ein Fahrradhalter auf der Anhängerkupplung oder ein Dachträgersystem für die Aufnahme einer Gepäckbox. Letztere kann die Aerodynamik um bis zu 30 Prozent verschlechtern, was natürlich zu Lasten der Reichweite geht.

Auch wer im Zubehörprogramm von Elektroautos nach Anhängerkupplungen sucht, braucht ein dickes Fell. Enttäuschung allerorten. Einzige Ausnahme ist der kalifornische Hersteller Tesla, der für sein SUV einen Haken am Heck anbietet. „Das Model X ist das einzige Elektroauto, das einen Anhänger ziehen darf“, so ein Mitarbeiter des Unternehmens. Erlaubt ist ein Gewicht von 2.000 Kilogramm. Das reicht gewöhnlich, um einen Boots- oder Pferdeanhänger zu transportieren.

Zwei Fahrräder finden auf einem speziellen Trägersystem des Anbieters Atera Platz, das auf die Anhängerkupplung montiert wird. Es lässt sich sogar leicht abwinkeln, um die Heckklappe des Model X öffnen zu können.

Geht es um Dachgepäckträger, bedarf es gewöhnlich einer Reling oder einer speziellen Aufnahme im Dach, um die Querträger sicher befestigen zu können. Auch hier gehen Besitzer von Elektroautos zumeist leer aus. Weil Mercedes für seine elektrische B-Klasse die Karosserie nicht verändern musste, blieben auch die Leisten im Dach erhalten. Somit kann das Kompaktmodell mit dem gleichen Trägersystem versehen werden, wie es auch für die Benzin- oder Dieselmodelle zur Verfügung steht.

Tesla bietet für sein Model S sogar ein eigen entwickeltes System an, auf das diverse Träger oder Boxen befestigt werden können. Eine rühmliche Ausnahme ist beim Thema Freizeit-Aktivitäten die Firma Opel. Für den vom amerikanischen Chevrolet Bolt abgeleiteten Opel Ampera-e – er verfügt über eine Dachreling – soll es schon bald nach dem Marktstart (Juni 2017) ein Dachträgersystem geben. Auch Volkswagen gibt grünes Licht für seinen e-Golf. Zwar heißt es „Nein“ bei der Anhängerkupplung, doch auf dem Dach darf ein Träger montiert werden. Der Fahrradtour am Zielort dürfte somit nichts mehr im Wege stehen.

Mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern setzt sich der fünfsitzige Ampera-e an die Spitze des Segments. Der Mehrverbrauch, bedingt durch die Dachbox, sollte da keine wesentliche Rolle spielen. Ähnlich sieht es zukünftig auch bei Renault, BMW und Volkswagen aus, die ihre Elektromodelle auf Real-Reichweiten von 200 bis 300 Kilometern erweitern. Und die nächste Generation der leisen Stromer steht in den Startlöchern. Volkswagen stellte auf der Messe in Paris Ende September die Studie I.D. vor, die auf einer völlig neuen Architektur basiert, 2020 als Serienversion auf den Markt kommen wird und eine Reichweite von über 500 Kilometern haben soll. Gleiches gilt für Mercedes. Hier will man mit der Crossover-Studie EQ den Grundstein zu einer neuen Elektromobilitätsstrategie legen. Mindest-Aktionsradius: 600 Kilometer. Auch Jaguar hat für 2018 ein langstreckentaugliches Elektro-Crossover-Modell versprochen, den I-Pace. „Dann wird es bezüglich Trägersysteme und Reichweiteneinschränkung auch bei batterieelektrischen Fahrzeugen keine Kompromisse mehr geben“, sagt Robert Lesnik, Leiter Exterieur Design bei Mercedes-Benz Pkw. (Michael Specht/SP-X)

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