Fahrzeuge mit über 1.000 PS – Die Erben des Veyron

Es war schlichtweg ungeheuerlich, was sich da Anfang der Nullerjahre aus den Entwicklungslabors des VW-Konzerns den Weg auf die Straße bahnte: Das 16-Zylinder-Monster Bugatti Veyron stellte mit 1.001 PS alles Bisherige in der Sportwagenwelt in den Schatten. Viel war vom Größenwahn eines Ferdinand Piëch die Rede. Doch aus Größenwahn wurde im Laufe der Zeit fast so etwas wie Normalität, denn mittlerweile gehört die Präsentation neuer Sportwagen mit mehr als 1.000 PS zum Grundrauschen fast jeder Branchen-Leitmesse. An vierstellige PS-Werte hat man sich schon ein wenig gewöhnt. Manche Autos protzen deshalb sogar schon mit vierstelligen kW-Zahlen.

Sogar weit in die vierstellige kW-Region ist zum Beispiel der im Frühjahr 2016 vorgestellte Arash AF10 vorgedrungen. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung eines bereits im Jahr 2010 mit Corvette-Motor vorgestellten Prototypen. Im neuen AF10 schlägt zwar weiterhin das wilde V8-Herz von GM, das allein bereits 900 PS mobilisiert, doch zusätzlich sorgen jeweils zwei E-Motoren an der Vorder- und Hinterachse für Extraschub. Laut seinen Machern kommt damit eine Systemleistung von 1.530 kW/2.080 PS und 1.200 Newtonmeter Drehmoment zusammen. Die Sprintzeit soll um drei Sekunden dauern und die Höchstgeschwindigkeit bei deutlich über 300 km/h liegen. Kaufen kann man den AF10, allerdings werden dann 1,4 Millionen Euro fällig.

Es geht noch stärker: Arash hat im Frühjahr den AF10 in einer über 2.000 PS starken Hybridversion vorgestellt
Es geht noch stärker: Arash hat im Frühjahr den AF10 in einer über 2.000 PS starken Hybridversion vorgestellt

Schneller und noch teurer ist eine heiße Flunder aus dem kühlen Schweden namens Koenigsegg Regera. Hier mobilisiert ein Fünfliter-V8 bereits über 1.300 PS, der, obwohl er es nicht bräuchte, zusätzlich von drei Elektromotoren mit 700 PS Gesamtleistung unterstützt wird. Als Systemleistung nennt Koenigsegg weit mehr als 1.500 PS. 100 km/h sollen nach 2,8 Sekunden fallen, 200 km/h nach 6,6 Sekunden, nach 20 Sekunden stehen 400 auf dem Regera-Tacho. Und bei 400 soll noch lange nicht Schluss sein. Wer so schnell fahren will, sollte sich einen leeren Flugplatz sichern und früh mit dem Sparen anfangen: Zwei Millionen Euro werden mindestens fällig. Wer es etwas ruhiger angehen lassen will, kann bei Koenigsegg auch schwächere Modelle bekommen, wie etwa den One:1 mit 1.360 PS oder den Agera R mit „nur“ 1.140 PS.

Seit 2016 bietet Koenigsegg den Regera an, der über 1.500 PS leisten soll
Seit 2016 bietet Koenigsegg den Regera an, der über 1.500 PS leisten soll

Wem das noch zu viel erscheint, kann sich alternativ an die noch junge italienische Sportwagenschmiede Mazzanti wenden, wo dieser Tage der Evantra EV Millecavalli für die Kleinserienproduktion vorbereitet wird. Millecavalli steht für 1.000 PS (735 kW). Und die werden dank Turboaufladung ohne elektrischen Beistand allein aus einem 7,2-Liter-V8-Benziner gezaubert. Angesichts der nur 1,3 Tonnen, die der Millecavalli wiegt, sollen eine Sprintzeit auf Tempo 100 in 2,7 Sekunden sowie eine Höchstgeschwindigkeit von über 400 km/h möglich sein. Preislich bewegt sich das PS-Monster von Mazzanti auf Schnäppchen-Niveau, denn für den scharfen Renner sollen die Italiener Gerüchten zufolge lediglich einen Betrag in hohen sechststelligen Regionen verlangen.

Eigentlich reichen doch 1.000 PS: Mazzanti will den Evantra Millecavalli in Kleinserie bauen
Eigentlich reichen doch 1.000 PS: Mazzanti will den Evantra Millecavalli in Kleinserie bauen

Ebenfalls ohne elektrische Unterstützung bringt es der Hennessey Venom GT Spyder auf brutale 1.067 kW/1.451 PS. Angesichts der 1.244 Kilogramm Gewicht soll die Extremflunder den Standardsprint in 18 Sekunden erledigen. Nicht auf Tempo 100 natürlich, sondern den auf 400 km/h. Sogar deutlich mehr ist möglich: Bestes offizielles Ergebnis waren 428 km/h. Auch hier liegt der Preis der Standardversion bei knapp unter einer Million Euro. Sollte der eigentlich für 2016 angekündigte Nachfolger Venom F5 tatsächlich fertig werden, werden bei etwa gleicher Leistung sogar bis zu 470 km/h möglich.

Ganz ohne E-Power kommt der 1.451 PS starke Venom GT von Hennessey aus
Ganz ohne E-Power kommt der 1.451 PS starke Venom GT von Hennessey aus

Im Vergleich zum Venom F5 hätte dann wohl auch der Nachfolger des eingangs erwähnten Veyron das Nachsehen. Angesichts der wachsenden Meute junger 1.000-PS-Boliden musste Bugatti jedenfalls mächtig nachlegen. Chiron heißt das neue Übermobil, das wiederum mit 16 Zylindern und kräftiger Zwangsbeatmung 1.103 kW/1.500 PS und 1.600 Newtonmeter Drehmoment ins Rennen wirft. 2,5 Sekunden dauert der Sprint auf 100, 300 km/h sind nach 13,6 Sekunden erreicht. Bei 420 km/h wird abgeregelt. Preis: rund zweieinhalb Millionen Euro. (Mario Hommen/SP-X)

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