Japan-Riese schwört auf Hybrid ohne Stecker

Hybrid-Pionier Toyota hat seit 1997 gut 18,1 Millionen Modelle mit einer Kombination aus Benzin- und E-Motor verkauft. Beim Thema Plug-In aber bietet er in der begehrten SUV-Klasse in Deutschland mit dem RAV4 nur ein Modell an, dagegen vier mit der klassischen Technik ohne Nachladen per Steckdose. Dahinter steckt eine Strategie.

Da ist seit fast einem Vierteljahrhundert zusammengewachsen, was seitdem zusammengehört. Toyota und seine Hybride begannen 1997 ihren Triumphzug um die Welt und verhalfen dem japanischen Konzern zu einem knallgrünen Image. Egal, ob der Pionier Prius eigentlich als hässlicher Schuhkarten mit runden Ecken galt. Egal, dass eigentlich kaum einer wusste, was sich da im Untergeschoss des Autos an technisch-elektronischer Magie abspielte. Unterm Strich stand aber stets die Erkenntnis, dass so ein Prius verblüffend wenig verbrauchte, dass er sogar viele eingeschworene Mercedes-Fans der Taxi-Zunft vom Diesel in den Benziner lockte.

E-SUVs ohne Stecker

Selbst der aktuelle Hype um die rein elektrischen Autos oder der dank staatlicher Förderung gewaltige Ansturm auf Plug-In-Hybride mit Stecker-Anschluss an das Stromnetz konnte dem Uralt-Konzept nichts anhaben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist Toyota heute der einzige Verfechter dieses Systems und steht in Europa damit allein da. Vor allem in der ebenso boomenden wie umstrittenen SUV-Familie setzt der Riesenkonzern auf den Hybrid ohne Kabel, spricht in der TV-Werbung von seinen „selbstladenden Hybriden“, wenn man keine „Ladesäule suchen möchte“. Das Konzept geht auf, die Verkäufe der derzeit vier Modelle lassen die Euros in die japanisch-deutschen Kassen fließen.

Japan-Riese schwört auf Hybrid ohne Stecker
Der RAV4 ist weltweit gefragt

Salzburg im Herbst, die Berggipfel drumherum verstecken sich in dunkelgrauen Regenwolken. Eine feuchte Szenerie für das Hybrid-Quartett von klein (Yaris Cross) bis riesig (Fünf-Meter-Schiff Highlander). Es tritt zum Nachweis an, wie zeitgemäß die Idee heute noch ist, Benzinmotoren mit relativ kleinen Batterien zu verheiraten. Die Folgen sind bekannt: Vor allem im Stadt- und Kurzstreckenverkehr wird der Benzinmotor ständig ein- und wieder ausgeschaltet. Auf einer typischen 20-Kilometer-Tour durch die City zum Beispiel ist über die Hälfte der Zeit kein Benzinverbrauch messbar und kein CO2.

Immer dann, wenn das Gaspedal beim Rollen gelupft wird, geht der Benziner schlicht aus. Im Kolonnenverkehr ist oft nur minimaler Druck aufs rechte Pedal nötig, um dem Vordermann zu folgen. So minimal, dass selbst die kleine Bordbatterie ausreicht, um im Verkehr locker mitschwimmen zu können. Und wenn´s dann wieder flotter voran geht, wird die Batterie ebenso flott wieder nachgeladen. Ein simples Prinzip seit den Zeiten von Prius, dem Ersten. Ermöglicht durch das perfekte elektronische System der Motorsteuerung.

Kraftvolle Vorderachse

Beispiel die neue Sportversion des mutig gestylten C-HR, die sich den Zusatz „GR“ nicht durch mehr Leistung, sondern durch diverse optische Details innen wie außen verdient. Merkmale sind u.a. schwarz-silberne 19-Zöller, abgedunkelte Heckscheibe oder schwarz hinterlegte Scheinwerfer. 135 kW/184 PS schickt er an die Vorderachse. Nach einer normalen Tour auf österreichischen Bundestraßen, auf der sich freie Fahrt bis Tempo 100 mit quälender Bergauf-Verfolgung dicker Brummis oder zeitraubenden Ortsdurchfahrten abwechselt, steht nach rund 100 Kilometern die Zahl 4,9 im Display des bordeigenen Computers. Unter fünf Liter Super bei Durchschnitt 55 km/h. Das ist Dieselniveau.

Japan-Riese schwört auf Hybrid ohne Stecker
Beim CH-R ist der Hybrid besonders beliebt

Das ist mit dem SUV-Riesen Highlander nicht zu schaffen. Über zwei Tonnen Leergewicht lasten auf den dicken Rädern, dem 2,5-Liter-Benziner stehen gleich zwei E-Kollegen zur Seite, einer vorn, der andere an der Hinterachse. Doch auch der Siebensitzer überrascht: 7,7 Liter werden am Ziel notiert. Etwas mehr als die offizielle Norm, aber immer noch beachtlich.

Hybrid-Technik bleibt weiterhin

Aber: Eine deutsche Autobahn stand nicht auf dem Test-Programm. Schon beim Prius war es immer so, dass er beim Abbiegen in die schnelle Doppelspurigkeit ohne Tempolimit all seiner Vorteile verlustig ging und den gleichen Durst verspürte wie alle Verbrenner seit ihrer Erfindung, doch zum normalen Leben gehört eben nicht nur die Dauerbesetzung der linken Spur.

Kein Wunder also, dass Toyota an seiner Hybrid-Technik festhält. Vor allem deshalb, weil der geringe Verbrauch auch den CO2-Ausstoß drückt, der dann in den Flottenverbrauch aller Modelle eines Herstellers mit einfließt. Und bei dieser Berechnung liegt Toyota schon immer gut im Rennen. Gleich zwei neue Hybrid-Modelle werden die Familie vergrößern. Ein City-SUV auf Basis des kleinen Aygo und eine Cross-Variante des Erfolgsmodells Corolla. So wird die Plug-In-Variante des RAV4 im SUV-Bereich wohl der einzige Vertreter der neuen Technik mit 75 Kilometer elektrischer Reichweite bleiben. Und für die reinen Stromer wurde eine eigene Plattform entwickelt, auf der zunächst ein SUV-artiger Vollstromer kommt, der dem VW ID 4 ans Blech will. Fünf weitere werden folgen.

Technische Daten

Übersicht Toyota SUV mit Hybrid-Antrieb
Toyota Yaris Cross: Fünftüriges Unterklasse-SUV mit fünf Sitzen. 1,5-Liter Dreizylinder-Benzinmotor mit 68 kW/92 PS plus E-Maschine (59 kW/80 PS, Systemleistung 85 kW/116 PS, Drehmoment: 120 Nm bzw. 141 Nm (E-Motor), Batteriekapazität: 4,3 kWh. Elektrische Reichweite: 1,5 km. Frontantrieb, Vmax: 170 km/h, Benzinverbrauch nach WLTP: 5,0-4,4 l/100 km, CO2-Ausstoß: 113-101 g/km. Preis: ab 22.690 Euro (Allrad ab 29.060 Euro)


Toyota C-HR: Fünftüriges SUV-Coupé der Kompaktklasse mit fünf Sitzen. 2,0-Liter Vierzylinder-Benzinmotor mit 112 kW/152 PS plus E-Maschine (80 kW/109 PS, Systemleistung 135 kW/184 PS, Drehmoment: 190 Nm, Batteriekapazität: N.N. Elektrische Reichweite: „einige“ Kilometer. Frontantrieb, Vmax: 180 km/h, Benzinverbrauch nach WLTP: 4,0 l/100 km, CO2-Ausstoß: 92 g/km. Preis: ab 32.790 Euro (mit 90 kW/122 PS Systemleistung ab 29.640 Euro)
Toyota RAV4: Fünftüriges Mittelklasse-SUV mit fünf Sitzen. 2,5-Liter Vierzylinder-Benzinmotor mit 131 kW/178 PS plus E-Maschine (88 kW/120 PS), Systemleistung 160 kW/218 PS, Drehmoment: 221 Nm bzw. 202 NM (E-Motor), Batteriekapazität: N.N. Elektrische Reichweite: N.N. Frontantrieb, Vmax: 180 km/h, Benzinverbrauch nach WLTP: 4,8 – 4,5 l/100 km, CO2-Ausstoß: 108-102 g/km. Preis: ab 33.990 Euro (mit Allradabtrieb und 133 kW/222 PS Systemleistung ab 39.890 Euro)


Toyota Highlander: Fünftüriges Oberklasse-SUV mit bis zu sieben Sitzen. 2,5-Liter Vierzylinder-Benzinmotor mit 140 kW/190 PS plus 2 E-Maschinen (vorne 134 kW/182 PS, hinten 40 kW/54 PS), Systemleistung 182 kW/248 PS, Drehmoment: 239 Nm bzw. 391 NM (E-Motoren), Batteriekapazität: N.N. Elektrische Reichweite: N.N. Allradantrieb, Vmax: 180 km/h, Benzinverbrauch nach WLTP: 5,5 – 6,1 l/100 km, CO2-Ausstoß: 124-116 g/km. Preis: ab 53.650 Euro

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