Vorgestellt: Toyota Auris Touring Sport

Bei Toyota glaubt man an den Erfolg des Hybrid-Antriebs im Automobil. Der Verkauf von mehr als 5.5 Millionen Hybrid-Fahrzeugen scheint dem japanischen Riesen in seinem Glauben auch Recht zu geben. Nur bei uns in Deutschland, da fährt man dann doch – vor allem wenn es um praktische Kombis geht – lieber einen kraftvollen Diesel.  Damit soll nun endgültig Schluss sein. Nach dem biederen Auris Hybrid, dem putzigen Yaris Hybrid und dem arrivierten Erfolgsmodell Prius, bringt Toyota nun auch den Hybridantrieb in die kompakte Kombiklasse.

Mit Yaris Hybrid und dem Ur-Vater der Hybrid-Bewegung, dem Prius, ist Toyota auf dem deutschen Markt der erfolgreichste Anbieter von Hybridmodellen.  Nun will man mit gleich zwei cleveren Schritten auf einmal, auch den wichtigen Markt der kompakten Kombimodelle erobern. Zum einen bekommt der Auris als “Touring Sports” einen großen Kofferraum und zum anderen ist der Auris TS als Hybrid erhältlich und damit der erste Hybrid in seiner Klasse. Reicht das für den Erfolg?

Auris Hybrid Touring sports

Auris Touring Sports

“Konichiwa Kompaktwagenklasse”

Einladen und aufladen, statt aufreißen.

Es ist ein gutes halbes Jahr her, da konnte ich zum ersten Mal die, damals neue, zweite Generation des Auris fahren. Kompaktwagen mit steilem Heck sind in Deutschland der Renner, besonders wenn das VW Zeichen auf der Heckklappe klebt. Im Falle der zweiten Auris-Generation war nicht zu erwarten, dass Toyota Camouflage betreibt und so muss sich der kompakte Japaner in seinem Segment tapfer durchkämpfen.

Ein halbes Jahr später stellt Toyota nun einen praktischen Kombi an die Seite des bekannten Auris. Und wie zu erwarten, gibt es von Anfang an auch eine Hybrid-Variante. In diesem Punkt sind die Japaner einfach auf *zack* und der Vorsprung durch Technik dürfte spürbar zu erfahren sein. Um den neuen Kombi kennen zu lernen habe ich mich daher zuerst auch auf den Hybrid konzentriert.

Auris turing Hybrid Palma

Der Testwagen:

Modellbezeichnung: Toyota Auris Touring Sports
Fahrzeugklasse: Kompakter Kombi
Verkaufsstart: Ab 15. Juli im Handel
Basispreis: 24.400 €

Mitbewerber, z.Bsp.: Golf Variant, Opel Astra Kombi, Hyundai i30 Kombi, Ford Focus Turnier
Angebotene Motoren: 1.33 Benziner, 1.6 Benziner, 1.4 Diesel, 2.0 Diesel, Hybrid
Getriebe: 6-Gang manuell, CVT, eCVT

Pragmatiker unter Spannung

Pragmatisch und praktisch, vor stylisch und modisch. Wobei ein Schluck Dynamik in der Formensprache nicht zu verheimlichen ist. Vor allem die Front der aktuellen Auris-Generation hat durch die klare Formensprache mit einem Trapezförmigen Kühlergrill, den sportlich dreinschauenden Hauptscheinwerfern und der gepfeilten Motorhaube an Spannung gewonnen. Dabei sind die Japaner doch viel mehr auf die elektrische Spannung unter der Motorhaube stolz. Einen Hybriden in diesem Segment, das gab es bislang nicht. Umso erfreulicher, dass die Spannung beim Heckdesign nicht ganz verloren ging.

Die Rückleuchten ziehen sich flach und in die Breite, der Kombi wirkt von hinten ungewohnt sexy für einen Pragmatiker. Um nicht gleich als Mode-Opfer durch zu fallen hat Toyota die Ladekante des Kombi um 10 Zentimeter tiefer gelegt und so den Zugang zum großen Laderaum erleichtert.  Trotzdem wirkt dieser Kombi nicht verkniffen praktisch – nein, er gönnt sich ein wenig Styling. Gut so!

Auris Touring Sports im Fahrbericht

Die Fakten:

Gefahrene Motorisierungen:

Hybrid
Bauform: 4-Zylinder Benzinmotor und Elektroantrieb kombiniert
Hubraum: 1.798 ccm³
Leistung: 136 PS : 5.200 U/min [kombiniert!] Drehmoment: 207 Nm E-Motor und 142 Nm Benzinmotor
Antrieb: e-CVT – Planetenradgetriebe / Automatik
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung: 0-100 km/h 11.2 Sek.
Toyota Auris Webseite

 

2.0D-4D 
Bauform: 4-Zylinder Direkteinspritzer mit Turboaufladung, DOHC
Hubraum: 1.998 ccm³
Leistung: 124 PS : 3.600 U/min
Drehmoment: 310 Nm : 1.600 – 2.400 U/min
Antrieb: 6-Gang Getriebe manuell
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Beschleunigung: 0-100 km/h 10.5 Sek.
Toyota Auris Webseite

Auris diesel Touring Sports

Lautlos durch die Stadt

Man spürt den Vorsprung, den sich Toyota im Bereich des Hybridantriebes herausgefahren hat. Berührungsängste mit dem Kombi in der Hybridvariante muss man nicht haben. Er fährt sich so easy wie jedes andere Automatik-Auto. Mit dem zusätzlichen Effekt, dass man bis zu zwei Kilometer und bei gefühlvollen Einsatz des rechten Fußes, auch völlig lautlos durch die Gegend fährt. Doch daran gewöhnt man sich schnell.

Die kombinierten Werte für den Hybrid in seiner sparsamsten Form sind beeindruckend:

Emissionen:

85 g/km CO²

 

Verbrauch:

3.7 l/100km

 

Effizienz-Einstufung:

A+ 

 

Fahren, rollen, rekuperieren

Ein Hybridmodell erzieht, ganz ohne erhobenen Zeigefinger, zur gemächlichen Gangart. Auch wenn Benzinmotor und E-Motor im Duett mit einer Systemleistung von 136 PS angegeben werden und der E-Motor alleine bereits vom Start weg 207 Nm leistet, sportliche Gelüste kommen im Auris Touring Sports nicht auf. Komfortables gleiten. Entspanntes reisen. Das ist die Domäne des ersten Hybrid-Kombi in seinem Segment!

Theoretisch wäre im Auris TS Hybrid eine Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h möglich, sagt Toyota, praktisch wird man jedoch bereits auf dem Weg dorthin entnervt aufgeben.  Wer die dynamische Hatz auf die lange Strecke ausdehnen will, der sollte lieber zum 124 PS Dieselmotor und dem manuellen 6-Gang Getriebe greifen. Dann bleibt der sehr gewöhnungsbedürftige (ob ich mich je daran gewöhne?) Gummiband-Effekt beim beschleunigen (Ursache ist die Arbeitsweise des e-CVT, ähnlich einer DAF-Variomatic!) aus.  Auch wenn sich Toyota sehr sicher ist, den Auris Hybrid auch im Kundenkreis der Flottenwagen-Betreiber und Firmenwagen-Fahrer abzusetzen, ich bin mir unsicher – ob man die Laderaum-Qualitäten des neuen Kombimodells nicht besser mit einem der Dieselmotoren kombiniert.

Der Hybridantrieb ist effizient, bequem, sparsam, modern und vermutlich auch der richtige Schritt in die Zukunft, aber die mangelnde Sportlichkeit und das Gummiband als Getriebeersatz, das dürfte vielen Firmenwagenfahrern bei der täglichen Hatz auf den Nerv gehen.

Die Entscheidung wird auch dadurch nicht leichter, dass der Hybrid bei der ersten Ausfahrt auch noch sparsamer zu bewegen war, als der 2.0 D4-D Dieselmotor. Mit 5.2 zu 5.6 [Liter auf 100km] geht die Effizienz-Krone knapp, aber verdient, an den Hybriden.

Auris touring Sports Kofferraum

Hauptsache Platz

Dynamischer im Diesel, harmonischer im Hybriden. Egal für welchen Antrieb man sich beim Auris Touring Sports entscheidet, der Kofferraum ist immer gleich groß. Mitgedacht und Platz gemacht, haben die Ingenieure bei der Unterbringung der notwendigen Batterien der Hybrid-Variante und als Ergebnis kommt ein Kofferraum heraus, der mit 530 Litern bereits im Normalzustand zu den größeren in seinem Segment gehört (z.Bsp.: Focus Turnier 490 l). Praktisch und mit nur einer Hand lassen sich zudem die Rücksitzlehnen vom Kofferraum aus umlegen. Dann entsteht eine komplette ebene und über zwei Meter (2,047) lange Ladefläche mit einem möglichen Volumen von bis zu 1.658 Litern, was dann sogar den neuen Golf Variant  übertrumpft.

Auris Touring Sports Hebel umklappen rücksitzlehne

Positiv:

Kinderleicht zu fahrender Hybridantrieb. Perfekte Integration des Antriebs in das Fahrzeug, keine Nachteile beim Platz im Innen- und Kofferraum. Nützliche Details wie die vom Kofferraum aus umklappbaren Rücksitze. Sehr entspannt zu fahren, durch sehr niedriges Geräuschniveau im Innenraum!

Negativ:

Der Hybrid ist effizient, aber das stufenlose Getriebe nervt sobald man ein wenig zügiger unterwegs sein will.

Auris Heck ausschnitt

Was ich vermisst habe:

Moderne Assistenzsysteme in Form eines Spurhalte-Assistenten, Abstandsradar oder Überwachung des toten Winkels.

Auris Kombi Heckanischt Seite

Fazit:

Praktisch, erfolgreicher.

Es schien als hätte Toyota auf dem Weg zum Effizienz- und vor allem Hybrid-Vorreiter zu lange die praktischen und lustvollen Aspekte des Autofahrens aus den Augen verloren. Das man in Toyota (Name und Ort des Firmensitz!) den Spaß am lustvollen Auto fahren nicht verloren hat, zeigt ein Modell wie der Toyota GT 86. Mit dem neuen Auris TS beweist Toyota zudem, dass ein praktisches und effizientes Fahrzeug auch noch elegant bis dynamisch gezeichnet werden kann. Der neue Auris ist in seiner Kombi-Version vermutlich (vor allem bei uns in Deutschland) der erfolgreichere Auris. Und das,  hat er sich auch verdient!

 

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