Volkswagen Golf 7 – Die Design-Diskussion

Seitdem es vom Golf eine stetige Evolution gibt, sprich der Namen Golf seit Jahrzehnten für ein und das ewig gleiche  Fahrzeug steht – seitdem gibt es mit dem erscheinen des neuesten Modells immer wieder die gleichen Design-Diskussionen.

Ein Golf ist ein Golf

Auf der einen Seite stehen die Kritiker, diese werfen dem VW-Konzern gerne vor, völlig langweilig zu sein. Unglaublich langweilig. Denn immer und immer wieder sind die Veränderungen am „neuen Golf“ eher marginal. Andere Automobil-Hersteller gehen hier den Weg der „Neu-Erfindung“ und selbst wenn der Name gleich bleibt, dann ist der Nachfolger eines Fahrzeuges doch immer mal wieder erfrischend anders. Ein gutes Beispiel ist hier die neue Mercedes-Benz A-Klasse.

War die alte A-Klasse noch ein verschroben wirkender Alt-Herren Eimer mit der Automobil-Neuronalen Wirkung von Beta-Blockern, so darf man den Daimler-Jungs für die „neue A-Klasse“ eine enorme Innovationskraft bescheinigen. Da wurde einfach mal vollständig das komplette Konzept auf den Kopf gestellt und vom Namen abgesehen (und dem leidlichen Frontantrieb) blieb nichts unverändert.

Nun kann man Mercedes-Benz als Vorbild für die Entwicklung sehen und dann mit Recht auf die „Lustlosigkeit“ in der Wolfsburger-Design-Abteilung verweisen. Doch halt – ich glaube, es ist nicht ganz so einfach.

Im Gegensatz zu allen Mitbewerbern ist der Golf über alle Kontinente hinweg erfolgreich.  Es gibt auf der Welt nur 2 Fahrzeuge die noch öfter verkauft wurden, als der VW Golf und das ist der Toyota Corolla und die F-Serie von Ford.  Schaut man sich jedoch die reine Produkt- und Markenhistorie an, so gibt es kein Fahrzeug das bekannter und einprägsamer als der Volkswagen Golf ist. Woran liegt das? Am langweiligen Design?

  • Golf I (Typ 17) (1974–1983), wurde als VW Citi Golf in Südafrika noch weiter gebaut
  • Golf II (Typ 19E/ab 1989: 1G1) (1983–1992)
  • Golf III (Typ 1H) (1991–1997)
  • Golf IV (Typ 1J) (1997–2003), wird in einigen Ländern (z. B. in Kanada) immer noch als City Golf angeboten
  • Golf V (Typ 1K) (2003–2008)
  • Golf VI (Typ 1K) (2008–2012)
  • Golf VII (ab 10. November 2012 auf dem Markt)

Design kann nicht langweilig sein. Denn die Eleganz eines Fahrzeuges liegt immer im Auge des Betrachters und nachdem man weiß, dass der Golf das 3. meistverkaufte Fahrzeug der Welt ist – kann es wohl kaum so sein, dass alle Käufer im Irrtum sind.

Im Gegenteil – das Geheimnis des VW Golf ist das gleiche Geheimnis das auch Coca Cola und den BigMäc auf der ganzen Welt erfolgreich gemacht hat. Man geht mit der Zeit – aber man wagt keine Experiment. Man setzt auf eine behutsame Entwicklung, aber man entfernt sich nicht zu weit von einer dem Nutzen unterworfenen Gestaltung.

Schaut man sich den Golf im Detail an – findet man keine sinnlosen Design-Spielereien. Die Gestaltung unterliegt der Funktion und vermittelt zugleich in jeder Golf-Generation das Gefühl von solidem Handwerk. Wer einen Golf kauft – der sucht Sicherheit. Sicherheit in der Investition und Sicherheit in der Funktion. Ein typischer Golf-Fahrer achtet eher auf Nutzen und praktische Details, als auf modischen Schnickschnack.

Ich denke – ich darf das sagen, denn ich bin selbst viele Jahre lang Golf gefahren und ich fand den Golf immer „genau richtig“. Richtig für meine Ansprüche.

Und dennoch fand ich den ersten Golf genauso genial, wie den siebten Golf – den jetzt vor kurzem vorgestellten Golf. Ist das nicht ein Beweis für die fabelhafte Design-Arbeit in Wolfsburg? Denn vom Steilheck und der C-Säule abgesehen  – haben der Golf 1 und der Golf 7 keine Gemeinsamkeiten mehr und dennoch bleiben beide im weiten Geschmacksfeld der Käufer gleichauf.

Mit dem Unterschied, dass hier über 20 Jahre in der persönlichen Entwicklung liegen und dennoch hat man es in Wolfsburg geschafft, den Charakter – die Aura des Golf zu bewahren. Über alle Jahre und alle Generationen hinweg wurde der Golf in seiner Gestaltung modernisiert – der Zeit angepasst, ohne hierbei die Wurzeln zu vergessen.

Ich denke der Erfolg des Golf liegt auch in seiner menschlichen Design-Entwicklung – denn es gibt kein Fahrzeug, dass über so viele Modellzyklen hinweg, immer wieder so deutlich als das neue Modell eines erfolgreichen Vorgängers zu identifizieren war. Es ist eine fast menschliche Vererbung der Gene – die das Gesicht der Golf-Generation immer wieder nur sachte überarbeitet.

Sympathie durch Design und die wahre Kunst liegt hierbei in der Kontinuität der Gestaltung. Denn das Design des Ur-Golf wurde von Giugiaro festgelegt, spätere Generationen wurden von Hartmut Warkuß und die letzten zwei Modelle von Walter de Silva gestaltet. Der Golf – bzw. die Design-Geschichte des Golf hat bis heute also 3 Väter und trotz allem, bleibt der Golf ein Golf.

Am Ende versteht man: Die Diskussion um ein „langweiliges Golf-Design“ ist doch nur ein Ausdruck von unverstandener Professionalität und mangelndem Verständnis der Golf-Historie.