Volvo V60 Polestar – Der Schweden-Express

Wer im feinen Premium-Klub etwas auf sich hält, braucht eine Sportabteilung. Mercedes schickt einige seiner Modelle zu AMG, BMW bittet die hauseigene „M GmbH“ an die Werkbank und jetzt hat auch Volvo seine Muckibude. Die ersten beiden Modelle mit dem Zusatz „Polestar“ sind da: Äußerlich dezent, aber unter der Haube umso potenter. Kombi und Limousine basieren auf der bekannten 60er-Baureihe, haben aber rund 50 Änderungen über sich ergehen lassen.

Das Kraftherz unter der Haube ist wie bei Volvo mittlerweile üblich mitnichten ein Sechszylinder mit großem Hubraum. Vier Töpfe und zwei Liter müssen reichen, um auf immerhin 270 kW/367 PS zu kommen. Was sich schon beim Druck auf den Startknopf rechts neben dem Lenkrad bewahrheitet. Der „kleine“ Motor bollert mit wohligem Baritontimbre los, kraftvoll aber unaufdringlich. Beim leichten Antippen des rechten Pedals bleibt der Sound gelassen, unterstützt aber akustisch die Schaltarbeit der Achtgang-Automatik mit wohlwollendem Blubbern.

Der „kleine“ Motor bollert mit wohligem Baritontimbre los, kraftvoll aber unaufdringlich
Der „kleine“ Motor bollert mit wohligem Baritontimbre los, kraftvoll aber unaufdringlich

Ein Kombi von Volvo als Sportgerät? Dabei ist es erst zwei Dekaden her, als schwedische Kombis im Ruf standen, in Scharen die für den sogenannten Lehrkörper reservierten Parkplätze höherer Lehranstalten zu bevölkern. „Sicherheit aus Schwedenstahl“ hieß das Motto, eine Alternative für die Alternativen, gelbe Anti-Atom-Aufkleber an vielen Heckklappen inklusive und das alles natürlich auch noch „anti-autoritär“.

Vieles von dem gilt noch heute, wenn auch sicher für eine andere Art von Volvo-Fans. Denn wer sich ein 250 km/h schneller Turbo-Geschoß aus dem hohen Norden in die Garage stellt, will auch ein Statement abgeben. Fast 400 PS, aber keine deutsche Kraftmeierei und auch keine flache, unpraktische Sportflunder. Dabei gerät beim Kurventanz im Taunus schnell in Vergessenheit, dass man in einem echten Kombi sitzt, dessen Laderaum immerhin 1,75 Meter lang ist und 1.240 Liter Gepäck fasst. Die Pferde-Herde kommt mit dem fast 1,8 Tonnen schweren Fünftürer locker zurecht, lässt ihn in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h galoppieren und zügelt erst bei Tempo 250 den Vorwärtsdrang. Das alles kombiniert mit einer feinen Lenkung und rabiat zupackenden Bremsen mit Brembo-Logo. Spaß pur beim Ausflug auf den Nürburgring, treuer Freund der Familie beim Wochenend-Trip ans Meer. Der V60 Polestar kann beides.

Allerdings ist er eben auch noch ein Vertreter der auslaufenden Volvo-Generation. Denn bislang wird nur der höher angesiedelten 90er-Baureihe die Segnung der neuen Plattform zuteil, die nach und nach allen Modellen ab den 60ern als Basis dienen wird. Im Gegensatz zum größeren V90 zum Beispiel ist der Innenraum hier nicht so topmodern und innovativ gestaltet, was sich an der Größe des Monitors ebenso festmacht wie an der Anordnung von Schaltern und Hebeln. Es dauert nun mal seine Zeit, bis alle Volvo-Modelle neu entwickelt sind. Der S60 und der V60 kommen aber auch bald an die Reihe.

Der Innenraum wirkt im Vergleich mit dem aktuellen Standard in den 90er-Modellen von Volvo schon etwas angestaubt
Der Innenraum wirkt im Vergleich mit dem aktuellen Standard in den 90er-Modellen von Volvo schon etwas angestaubt

Bis es soweit ist, wird der Superman aus Göteborg noch die schwedische Fahne auf dem Sportplatz hochhalten müssen. Kein Zweifel, dass ihm das gelingen wird. Auch wenn der Preis von 69.600 Euro seine Fangemeinde wohl überschaubar macht. Dafür aber steht ein Auto vor der Tür, das neben Leistung auch viel für sein Geld bietet. Die Aufpreisliste ist erfreulich kurz, das meiste ist bereits im Preis enthalten. (Peter Maahn/SP-X)

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