VW Transform 2025+: Der Langzeitplan

Diese Woche war es soweit: Volkswagen kam mit der Transform 2025+ um die Ecke und will damit zeigen, wie es in den nächsten Jahrzehnten mit dem ins Wanken geratenen Konzern weitergehen soll. Volkswagen Markenvorstand Dr. Herbert Diess fährt sogar ganz große Geschütze auf und will ein „neues Volkswagen schaffen“. Wie diese Restrukturierung und Neupositionierung im Detail aussieht, kommt jedoch nicht klar raus. Nachhaltig und mit einem profitablen Wachstum gesegnet stellt sich VW seine Zukunft vor. Die Ambitionen gehen sogar noch weiter: Die Wolfsburger wollen zum Marktführer in Sachen E-Mobilität werden – und zwar bis 2025. Außerdem will man das stärkste digitale Ökosystem der Branche aufbauen. Wir haben einmal zwischen den Zeilen gelesen und geschaut, wo das Geld für die Gratwanderung überhaupt herkommen soll.

Transform 2025+: Das klingt nach Hollywood

Transform 2025+: Das klingt irgendwie nach Sciencefiction, nach Autos, die sich in Roboter verwandeln und einer Gesellschaft, die damit nicht zurechtkommt. Nun, gänzlich falsch ist dieses Bild nicht, oder? Die Autos werden schließlich immer mehr zu selbstständigen Maschinen, die selbst einparken oder die Spur halten. Und dass viele unserer älteren Mitmenschen – hallo demographischer Wandel – damit schlecht zurechtkommen, ist auch kein Geheimnis. Einziger Unterschied zwischen Sciencefiction-Streifen und der Realität: Die Roboter kommen nicht von einem anderen Planeten – sollte man zumindest annehmen.

Volkswagen im Wandel: Die Transformation 2025+ sieht auch eine Überarbeitung des Designs vor
Volkswagen im Wandel: Die Transformation 2025+ sieht auch eine Überarbeitung des Designs vor

Dennoch handeln sowohl der Hollywoodfilm, wie auch Volkswagens Transform 2025+ vom Wandel der Automobile. Die Wolfsburger betrachten dafür aber einen Zeitraum, der arg kurz erscheint. Schließlich wollen sie den Kurs innerhalb der nächsten Jahre zumindest teilweise durchsetzen und die Markenpositionierung stark schärfen. Kernthemen: Eine Effizienz- und Produktivitätssteigerung sowie der Ausbau der Elektromobilität und Konnektivität.

Allerlei guten Dinge sind drei

Selbst Markenvorstand Diess weiß, dass dies ambitionierte Pläne sind. Doch der Konzern soll an die Spitze der Autobranche zurück und genau deshalb könnten nur die wichtigsten Dinge so bleiben, wie sie sind. Er wird wahrscheinlich vom Premium-Segment sprechen, das die Wolfsburger nicht erst seit gestern beackern wollen. Aber der Reihe nach.

Der VW Atlas soll die USA erobern
SUV, wie der VW Atlas, sollen es in den USA richten

Umgesetzt werden soll die Transformation 2025+ in drei Phasen. Im ersten Schritt, der den Zeitraum bis 2020 fokussiert, geht es um die Restrukturierung des Kerngeschäfts und den Umbau der Wertschöpfungskette. Hier will man neue Kompetenzen aufbauen. Ja, das ist etwas floskelhaft und vage formuliert. Phase zwei, die auf den Erfolgen der ersten Phase aufbaut, reicht bis zum Jahr 2025. Auf der Basis der wiedergewonnenen Stärke soll Volkswagen zum führenden Volumenhersteller werden, der gute Profite abwirft. Außerdem will man an die Spitze der Elektromobilität. Hinzu soll eine ertragsreiche Steigerung durch neue Mobilitätsdienste kommen. In Phase drei – und wir sprechen hier mittlerweile vom Zeitraum bis 2030 – wollen die Niedersachsen schließlich die Führungsrolle in der Automobilwelt erobert haben.

Wer soll´s richten? Die SUV!

Um etwas Licht ins Dunkel dieser wenig aussagekräftigen Visionen zu bringen, haben die Wolfsburger doch noch ein paar Details parat. Das Kernelement der Strategie stellt die Positionierung im oberen Bereich des Volumensegments dar – also der Premiumbereich. Dafür will man eine SUV-Offensive in der ersten Phase zünden, die von einer Elektrifizierungswelle in der zweiten Phase ergänzt wird. Dafür sollen Nischenprodukte, wie etwa der Volkswagen CC oder der Jetta aus dem Programm fliegen, da sie schlicht zu wenig Erträge einfahren. Auf diesem Wege will Volkswagen bis 2025 eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen – ambitioniert! Das Ziel ist klar: In diesem Feld wird die Weltmarktführerschaft angestrebt. Wo das Geld herkommt? Die weggefallenen Modelle sollen den neuen Weg finanzieren: Rund 2,5 Milliarden Euro sollen so frei werden.

Nischenmodelle sollen in Zukunft passé sein
Nischenmodelle sollen in Zukunft passé sein

Besonders wichtig sehen die Wolfsburger in Zukunft die digitale Vernetzung und wollen hier eine eigene digitale Plattform entwickeln und damit näher am Kunden sein. Das bedeutet ein umfangreicheres Netz an Diensten und Services. Besonderer Pluspunkt für den in die vermeintliche Krise gerutschten Weltkonzern: Zusätzliche Erträge über dieses Netz. VW spricht von rund 80 Millionen Nutzer weltweit bis 2025, woraus sich Umsätze von rund 500 Millionen Euro ergeben könnten.

Ein globaler Neuanfang

All das bezieht sich natürlich nicht nur auf Europa. Gerade Nordamerika wird in den Fokus gerückt, schließlich gibt es hier genug verlorenen Boden wieder gut zu machen. So will man hier vom Nischen- zum Volumenhersteller mit Profit werden. Dafür wird auch hier der Fokus auf SUV gelegt, die zusätzlich – und das ist typisch für den US-Markt – von Limousinen ergänzt werden.

Ob lange Wellen, kurze Schläge oder schlechter Asphalt – wirklich irritieren lässt sich der VW nicht
Neben SUV sollen auch Limousinen den US-Markt erobern

Auch in China soll diese SUV-Offensive gezündet und der Premium-Bereich weiter ausgedehnt werden. Schließlich sprechen wir hier von einem schnell wachsenden Markt mit einer immer größer werdenden Käuferschaft. Diese entwickelt sich zudem mit Nachdruck in Südamerika und Russland, weshalb auch diese Märkte ausgeweitet werden sollen.

Alles schön und gut! Aber wie?

Volkswagen will bis 2030 richtig Gas geben ...oder, besser gesagt, Strom
Volkswagen will bis 2030 richtig Gas geben …oder, besser gesagt, Strom!

Mehr SUV, mehr Elektroautos, eine neue Vernetzungswelle – alles schön und gut, aber das kostet Geld. Viel Geld! Dass die Finanzierung lediglich über auslaufende Nischenmodelle getragen werden soll, scheint blauäugig. Volkswagen will im Rahmen der Transform 2025+ natürlich auch die Kosten senken und die Profitabilität steigern. Das ist soweit nichts Neues.

Doch in den letzten Tagen konnte man den Nachrichten entnehmen, dass Vorstandsvorsitzender Müller den Konzern für zu „fett“ erachtet und Stellen abgebaut werden müssten. Zeitweise wurde von 30.000 Arbeitsplätzen gesprochen – eine Katastrophe für die Mitarbeiter und die deutsche Wirtschaft. Auch, wenn der Abbau möglichst „sozial“ ausgestaltet werden soll. Klar würde ein Stellenabbau langfristig zu geringeren Kosten und zu mehr Beweglichkeit führen, aber hier wird wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.

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