VW will es jetzt auch in Island wissen – Der neue Crafter im 42 000 km-Test

Nutzfahrzeuge müssen über allen Breiten- und Längengrade hinweg ackern. Ob es schneit, regnet oder der Asphalt glüht. Auf unwegsamen Landstraßen, im alltäglichen Stau auf der Autobahn oder auf der lästigen Suche nach Haltemöglichkeiten in der Stadt. Immer auf Zeit gepolt, sind ihre Spezialitäten gewagte Überholmanöver, penetrantes Drängeln und das Parken in der zweiten Reihe. Das führt oft zu einem Fahrstil, der wenig Freunde macht. Die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen will mit dem neuen Crafter vieles besser machen. Ihre erste Eigenentwicklung in diesem Segment nach Ende der Crafter/Sprinter-Kooperation mit Mercedes haben die Wolfsburger genau so konzipiert, wie die Kunden sie haben wollen. Ergebnis der Befragungen: Moderne Assistenten an Bord, bedarfsgerechte Lösungen im Packaging, Sparsamkeit und gerne auch eine markante Optik.  

VW will es jetzt auch in Island wissen – Der neue Crafter im 42 000 km-Test

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Der Crafter findet auch an einem der nördlichsten Punkte seiner Tour kreative und innovative Designer 

Mit dem neuen Crafter hat VW diese Wunschliste akribisch abgearbeitet. Nun steht die Bewährung in der realen Welt an. Noch vor seiner Markteinführung im Frühjahr 2017 muss der Crafter lange Wege gehen. Vier Monate lang. 42.000 km, durch 30 Länder. Das ist so viel, wie einmal den Äquator lang gefahren. Ständig wechselnde Straßenbedingungen und Klimazonen, wie sie gegensätzlicher nicht sein können. Im Lastenheft für die gesamte Reise steht der Besuch von ausgesuchten Handwerkern, der Personengruppe, die den Crafter am häufigsten nutzt und die wie Autoentwickler stets ein Hang zur Perfektion antreibt. Island, mit der nördlichste Punkt der „Crafter2Craftsmen“ Tour, zeigt dem neuen Transporter mit minus 8 Grad und dichtem Schneetreiben die kalte Schulter. Ganz im Gegensatz zu Oli Karlsdóttir und seiner Ehefrau Anna María, den Gastgebern auf der Insel, die die neue Optik des Crafters gleich als „well done“ , moderner und besser zur VW-Familie passend kommentieren. Oli und Anna Maria haben vor zwei Jahren in einem ehemaligen Eishaus eine Community gegründet, in der nach der Finanzkrise von 2008 Handwerker und Designer Platz für ihre Werkstätten und Aktivitäten gegen einen vergleichsweise geringen Obulus anmieten können. „Den Kopf voller Ideen, haben wir damals mit zehn Handwerkern begonnen, Innovationen im isländischen Design zu kreieren“ erinnert sich Ole und streicht sich über seinen Rauschebart, über dem graublaue Augen unternehmungslustig funkeln. „Da, wo früher im „Íshús Hafnarfjarðar“ Fisch verarbeitet und eingefroren wurde und die Bewohner der Stadt Eisblöcke lagern konnten, bevor es Kühlschränke gab, arbeiten jetzt 43 craftmen and -women “, erzählt er stolz. Freelancer und kleineren Unternehmen bietet sich die Chance, Räume und Ausrüstung gemeinsam zu nutzen, von Netzwerken zu profitieren und über die verschiedensten Disziplinen hinweg miteinander zu arbeiten.

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Gudrun Borhildur ist Spezialistin in der Kreation von nützlichen Dingen aus recycelten Materialien 

Eine im Team ist Gudrun Borhildur, die jetzt behutsam über einen Notizbucheinschlag streicht, den sie aus hellem unregelmäßig genarbter Fischhaut herstellt. Stapel von Leder- und Pelzjacken, gegerbten Tierhäuten und Fellkragen geben den Blick auf die zierliche Isländerin nur zögerlich frei. Wie eine ganze Reihe der Künstler im Eishaus hat sie sich der Idee verschrieben, nicht mehr gebrauchten oder nicht mehr gefälligen Dingen neues Leben einzuhauchen. So entstehen feine, akkurat verarbeitete Handschuhe aus einer gebrauchten Nappalederjacke mit einem Innenleben aus einem alten Kaschmirpullover und einem Fuchsfellbesatz. Die Zutaten hat sie, wie viele andere Kleidungsstücke auch, dem isländischen Roten Kreuz abgekauft. Jedes Paar Handschuhe ist ein Unikat, geschaffen aus Kleidung, zu deren ehemaligen Besitzern Gudrun manches Mal auch eine Geschichte erzählen kann. Wie auch zu den von der Decke herunter hängenden Taschen, deren Gewebe von einem Zelt geschnitten wurde, das sich als solches lange überlebt hat. Gleichermaßen praktisch wie nett anzusehen sind die kleinen Binder aus Leder mit Druckknopf, die helfen, Ordnung in das Gewirr von Auflade- oder Ohrhörerkabeln zu bringen. Clevere Lösungen für den Alltag, geschmackvoll designt.

Ordnung halten fällt auch im Crafter mit seinen praktischen Schrankbauten leicht 

Wie das Schranksystem im neuen Crafter. Das Geschenk der heutigen Gastgeber, ein kleines Amulett, was Glück verspricht, verschwindet neben den vielen anderen nützlichen oder wohlschmeckenden Mitbringseln dieser Tour in einer der zahlreichen Schubladen im großzügig zugeschnittenen Inneren des neuen Transportfahrzeugs. Auch bereits konfektionierte Schranksysteme von Anbietern wie Würth, Aluca oder Bott lassen sich problemlos in das neue Fahrzeug einbauen. Wie praktisch in einem Land wie Island, in dem fast kaum ein Tag ohne wenigstens ein bisschen Niederschlag vergeht: Auf einem Innenraum-Gepäckträger können lange Gegenstände wie Leitern oder Holzlatten witterungsunabhängig und fixiert transportiert werden. Auch die übrige Ladung sollte im Falle eines Falles nicht verrutschen. Auf Wunsch gibt es den für den Crafter Verzurrschienen an den Seitenwänden, an der Trennwand, im Dach und im Boden mit den dazu passenden Spanngurten.  Auch der Fahrer-Schwingsitz mit dem Siegel der „Aktion Gesunder Rücken“ und einstellbarer Lordosenstütze und Massagefunktion erfüllt einen der vielfach geäußerten Wünsche an den neuen Crafter. Im moderner gestalteten Cockpit herrscht Ordnung. Zahlreiche Ablagemöglichkeiten im Cockpit selber, in den Türverkleidungen und zwischen Sonnenblende und Fahrerhaus nehmen das zweite Handwerkszeug auf, das im Arbeitsalltag inzwischen anfällt. Keine Sorgen muss man sich um das Aufladen von Smartphone und Laptop machen, die bei der Kälte ständig nach Energiezufuhr lechzen. Dafür stehen drei Zwölf-Volt-Steckdosen je ein USB parat – einen Audioanschluss gibt es zusätzlich.VW will es jetzt auch in Island wissen – Der neue Crafter im 42 000 km-Test

VW will es jetzt auch in Island wissen – Der neue Crafter im 42 000 km-Test

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Für den Antrieb des Crafters stehen drei Leistungsstufen mit 102, 140 und 177 PS zur Verfügung 

Für den Antrieb des neuen Crafter lässt VW die Wahl zwischen drei Leistungsstufen des weiter entwickelten Zwei-Liter-Turbodiesels mit 102, 140 PS oder bei dem Biturbolader mit 177 PS. Die Leistung überträgt wahlweise ein manuelles Sechsgang-Getrieb oder die neue aufpreispflichtige Achtgang-Automatik. Es gibt den, je nach Lastprofil, entweder mit Vorder- oder Hinterradantrieb Auch Allrad wird das Angebot rasch nach der Markteinführung ergänzen. Fahren lässt sich der Crafter mit seiner elektromechanischen Lenkung ausgesprochen leicht durch die Serpentinen der isländischen Hochebenen. Steigungen sind kein Problem für die 177-PS-Version, abgesehen von den Windgeräuschen, die die steife Brise hierzulande nun mal mit sich bringt, bleibt die Akustik angenehm leise. Geschuldet sicher auch dem optimierten CW-Wert des neuen Crafter, dessen Verbrauch sich mit gut acht Litern sehr verträglich erwies.  Endet die Fahrt für heute in einer Stadt wie Reykjavik mit ihren 150 0000 Einwohnern, wird es künftig einfacher, den in drei Längen von 5,80 bis 7,80 Metern, drei Dachhöhen und zahlreichen Aufbauvarianten angebotenen Transporter mit einer Ladekapazität von bis zu 18,3 Kubikmetern normkonform abzustellen. Mit Hilfe einer optionalen Einparkautomatik bugsiert sich der Kasten- oder Pritschenwagen in Parklücken, die lediglich einen Meter länger sind als das Fahrzeug selbst. Auch das Finden erledigt der Crafter selber. In bisher nicht gekanntem Umfang packt VW Nutzfahrzeuge Technik aus dem PKW-Segment in seinen rundum selbstentwickelten Tansportallrounder. Gebaut wird der im polnischen Wrzenia. Auch das Werk ist ein kompletter Neubau. Aus der Volkswagen-Wundertüte der Pkw-Abteilung stemmen neben dem Prinzip der elektromechanischen Lenkung, die für das automatische Parken und das Joystick-Rangieren mit Hängerbetrieb unerlässlich ist, auch ACC, die Radar basierte automatische Abstands- und Geschwindigkeitsregelung, tote Winkel-Überwachung und ein Sortiment von Sensoren, das das Fahren sicherer und einfacher macht.

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Das Ende der Tour ist für den 10.März in Hannover geplant, dem Tag der offiziellen Markteinführung in Deutschland. Der Einstiegspreis für den Basis-Crafter mit dem 102 PS-Motor, Frontantrieb und dem Sechs-Gang-Handschaltgetriebe liegt bei 33 677 Euro.

Text und Fotos: Solveig Grewe