Fahrbericht Mitsubishi L200 – Jäger-Variante

Die Jagd liegt dem Mitsubishi L200 vermutlich bereits in den Genen. Dieses Machomäßige. Dieses „Männerding vom Jäger und Ernährer“.  Hier folgen Form und Funktion keinen Marketingwünschen, der Platz auf der Pritsche wird ebenso gebraucht wie die massive Bodenfreiheit und die dicken Offroad-Räder.

Mitsubishi L200 – Bereit für die Jagd

Das Jägerfahrzeug von Mitsubishi – Der „L200 Jagd“

Während der L200 üblicherweise ein idealer Partner für Handwerker und Abenteurer ist, eignet er sich auch als Jagdwagen für Profi-Jäger. Um das zu demonstrieren hat Mitsubishi-Motors Deutschland einen ganz speziellen L200 auf die Räder gestellt. 

Das Basis-Fahrzeug für den Umbau ist im Falle des Testwagen ein Mitsubishi L200 Intense mit Doppelkabine. Unter der Haube pocht das 2.5 Liter große Vierzylinder-Dieselherz mit 178 PS und 400 Nm Drehmoment.  Wer sich für den 5-Gang-Schalter entscheidet bekommt ein Getriebe mit relativ kurzem ersten Gang. Wem das nicht ausreicht, dem steht zusätzlich eine manuelle Getriebeuntersetzung zur Verfügung.

Mitsubishi L200 umgebaut zum jägerfahrzeug

Der L200 ist ein Offroad-Klassiker der sich mit einem elektronisch geregelten Allradantrieb in das Gewühle wirft. Auf Wunsch lässt sich der L200 auch mit reinem Heckantrieb fahren, die Notwendigkeit hierfür gibt sich jedoch nicht. Der Allradantrieb verspannt auch im 4H-Modus nicht. Wer im Gelände die Kraftverteilung manuell einstellen will, der schaltet in 4 HL und sorgt so für eine gleichsame Verteilung der Antriebskräfte. Zusätzlich bietet der L200 dann noch die Getriebeuntersetzung an, in 4HLL bleibt lässt es sich im Standgas über Stock und Stein kriechen.

Klassische Allradtechnik, robuster Aufbau und eine große Ladefläche. Der L200 schreit förmlich nach der harten Tour.  Genau richtig für die Jagd – auch abseits von befestigten Waldwegen.

Mitsubishi L200 Jägerfahrzeug

L200 Jägerfahrzeug

Von außen fällt erst einmal nur die matte grüne Folierung des Testwagens auf. Auf der Pritsche sitzt eine Hardtop von RoadRanger. Erst auf den zweiten Blick fällt die Winde an der Front des L200 auf. Während meiner Testfahrt im Wald sollte sich diese Winde als extrem nützlich erweisen.

Ein Blick unter das Hardtop

Der Laderaum des L200 wurde professionell ausgebaut. Im rechten Drittel findet sich der Platz für den Jagdhund. Darunter eine Waffenschublade mit Schloß. Diese Schublade lässt sich heraus ziehen und bietet innerhalb der gepolsterten Schublade genug Platz für die Waffe.

Die linke Seite wurde mit einer Seilwinde bestückt, die auch schwere Keiler in der Schweißwanne an Board zieht. Um die Ladekante nicht zu einem Problem werden zu lassen, wird neben der Hundebox eine Aluminium-Klappschiene eingehängt. An der Pritsche aufgesetzt, lässt sich die Wildwanne mit der Hilfe der Seilwinde an Board des L200 ziehen.

So schafft man auch große Jagderfolge alleine an Board des L200.

Die Pritsche des L200 wurde mit einer Laderaumwanne ausgerüstet, so lässt sich der Bereich nach der Jagd mit dem Dampfstrahler reinigen.

Mitsubishi All Terrain Reifen

Der richtige Reifen

Wer viel auf unbefestigten Wegen unterwegs ist, der braucht den richtigen Reifen. Mitsubishi hat sich beim Jagd-L200 für BF Goodrich AT in der Dimension 245 / 70 R 16 entschieden. Der Fahrkomfort auf Asphalt leidet natürlich unter diesen Reifen.  Dafür ist der Jagd-L200 aber auch ein viel zu spezielles Fahrzeug.

Und so ergeht es Nicht-Jägern:

Um den L200 von professionellen Jägern beurteilen zu lassen, war ich verabredet zu einer Jagd. Der Weg dorthin war gut notiert – doch meine Orientierung im Wald war wohl eher mau. Und so befand ich schon bald auf einem matschigen Waldpfad, der die volle Konzentration forderte. Mit der eingeschalteten Untersetzung kroch ich langsam einen Weg entlang und sucht eigentlich nur noch eine Chance zum umdrehen. Denn auf diesem Weg waren zuvor sicher keine Suzuki Jimney und Lada Niva unterwegs (beliebte Jägerfahrzeuge).  Während sich die BF Goodrich Reifen mit Matsch zusetzten und der Waldboden darunter eine feuchte Lehmschicht bereit hielt, wanderte das Heck des L200 immer wieder aus der Spur. Mein Mut nach einer Dreh-Möglichkeit hielt an, bis ein großer alter Baumstamm den Pfad versperrte.

Das war keine gute Idee, fuhr es mir durch den Kopf.

Also rückwärts den Waldweg wieder zurück. Die RoadRanger Heckklappe lässt sich per Funkfernbedienung öffnen und das Kabinenfenster des L200 per Tastendruck herunter fahren. Die Sicht durch den Laderaum nach hinten war nicht überragend, aber sie reichte aus.

Nur die Traktion der Reifen – die reichte nicht aus. Da das Heck des L200 ohne Jagd-Erfolg eher zu leicht, als zu schwer war, haderten die Reifen mit dem matschig-lehmigen Waldboden. Es fehlte einfach der richtige Druck. Zudem fiel der Waldweg leicht hangseitig ab. Keine Chance, rückwärts den Weg hinauf zu kommen.

Während ich ausstieg war ich froh, nicht zu früh die Hand vom massiven Türgriff des L200 genommen zu haben, denn der Waldboden war wirklich rutschig. Zwei Schritte ohne sich auf die Nase zu legen und man fühlte sich wie ein Zirkus-Artist. Die Reifen waren vollkommen zugesetzt mit dem lehmig, matschigen Waldboden.

Zeit für die Winde

Während man im Alltag keine Ideen hat, wofür man diese coole Winde an der Front nutzen könnte, war ich nun angewiesen auf diese Winde.  Die Fernbedienung aufgesetzt, Winde abrollen, zum nächsten Baum schlittern, den Haken um den Baumstamm schwingen, das Seil einhaken. Zurück zum L200.

Wer noch nie mit der Winde gearbeitet hat ( wie ich ) der steht nun vor einem spannenden Experiment. Die Idee war, die Nase des L200 langsam um 160-170° zu drehen. In Richtung Hang hinauf. Während die Winde zieht, sollte man die Räder so stellen, dass man sich nicht unnötig in den Matsch eingräbt. Also hinter das Steuer geklemmt, die erste fette Ladung Matsch auf die Gummi-Matten getragen und los gehts – Kupplung getreten, nach links eingelegt, Winde marsch.

Und tatsächlich – der L200 bewegt sich, wie von einem Waldgeist geschoben, in die richtige Richtung. Nach 30° aussteigen, die Winde wieder locker werden lassen, den nächsten Baum suchen. Und so wiederholt sich das Spiel. 4 Mal. Der Fußraum des L200 füllt sich derweil mit Matschbrocken, die Hände sind braun vom Dreck im Wald, das Lenkrad bekommt einen Überzug aus Lehm. Aber – der L200 steht wieder in die richtige Richtung.

Bis zum befestigten Waldweg waren es noch 800 Meter. 800 Meter die noch vier Mal den Einsatz der Winde gefordert haben, weil es Bergauf eben doch schwieriger ist auf dem Weg zu bleiben, trotz Allrad, als beim rollen Bergab. Nach knapp 90 Minuten Waldarbeit stand der L200 auf dem Weg. Ich war verschwitzt – aber glücklich. Und die Winde hat demonstriert wofür sie gebraucht werden kann.

Die Jagd-Gesellschaft hatte ich längst vergessen

Und mir war mittlerweile auch egal, was die Jäger zum Jagd-L200 zu sagen hatten. Ich hatte selbst erlebt was der L200 in dieser Version kann. Und was er nicht kann. Wieder einmal waren die Reifen das größte Problem. Ganz egal wie gut ein Allradantrieb ist – wenn das Reifenprofil sich zusetzt ist Ende im Gelände.

Dafür war ich froh, dass man bei Mitsubishi nicht nur einen Optik-Umbau mit ein wenig Klimbim im Laderaum auf die Räder gestellt hatte, sondern ein ernsthaftes Konzept mit Winde an der Front. Die dazu auch noch funktioniert. Es gibt Hersteller, denen hätte ich eine Winden-Attrappe zugetraut.

L200 Sonnenuntergang

Doch der L200 ist eben mehr so das „Macho-Ding“ – halbe Sachen kommen da nicht ans Auto.

Den Umbau zum „Jagdfahrzeug“ kann jeder Mitsubishi-Händler durchführen, so lassen sich auch bereits gekaufte L200 nachträglich zum „Jagd-Wagen“ umrüsten. Darauf ein Hallali!