2011 endete die Produktion des Peugeot 407 und damit die Tradition der Vierer-Modelle, die schon 1934 begann. Jetzt kehren die Franzosen mit Wucht zurück. Der Peugeot 408 ist eine coupéartige Limousine mit SUV-Elementen.
Der kauzige TV-Inspektor Colombo alias Peter Falk ging 1978 mit einem Peugeot 403 Cabrio auf Ganovenjagd. 20 Jahre später jagte ein Peugeot 406 als getuntes Taxi in der gleichnamigen Actionkomödie durch Marseille. Nur zwei Beispiele, wie beliebt und erfolgreich die Peugeot-Modelle mit der „Vier“ vor der „Null“ einst waren. Vor zwölf Jahren dann aber das jähe Ende. Mit dem „407“ lief die Produktion des letzten „Vierers“ aus. Der SUV-Boom aber auch Design-Sünden machten die Limousine und vor allem den geräumigen Kombi zum Ladenhüter. Aber ab 2023 wird nun doch weitergezählt, Peugeot ist bei Nummer 408 angekommen.
Doch Peugeot-Chefin Linda Jackson hat nicht die frühere Kundschaft im Blick: „Der neue 408 wurde für Autoliebhaber konzipiert, die sich vom Traditionellen lösen und verantwortungsbewussten Fahrspaß suchen.“ Beim wiedergeborenen 408, der noch auf der neun Jahre alten Plattform EMP2 basiert. solle es um kontrollierte Effizienz und ein digitales Erlebnis auf hohem Niveau gehen. Peugeot ordnet ihn in der Kompaktklasse ein, auch wenn er mit seiner Länge von 4,70 Meter eher eine Liga höher antritt und gleich mehrere Gruppen von Kunden anlocken soll. SUV-Fans kommen dank erhöhter Sitzposition auf ihre Kosten. Wer eher sportlich unterwegs sein will, dürfte das im Coupé-Stil abfallende Dach schätzen. Und Praktiker werden mit einem Laderaum bis zu 1.611 Liter verwöhnt. „Crossover“ werden derartige automobile Mixturen genannt. Der Peugeot 408 ist so eine, die sich nicht wirklich festlegt als was sie nun zu gelten hat.
Selbstbewusst ist der Auftritt allemal. Wie der nach hinten flacher werdende Seitenschweller, der sich mit den Umrandungen der Radhäuser verbindet. Der fast 2,80 Meter lange Radstand verrät, wieviel Platz für die Passagiere reserviert ist. Am Heck fällt das wilde Geriffel des Diffusers unter dem Stoßfänger auf, dagegen gibt sich der Dachspoiler oberhalb der Rückscheibe eher zurückhaltend. Die Frontpartie ist geprägt durch schmale Doppelscheinwerfer in Matrix-LED-Technik, den markentypischen Tagfahrlichtern im Säbelzahntiger-Look und einem Grill, dessen einzelne in Wagenfarbe lackierten Plättchen eine fächerartige Fontäne simulieren. Die Mitte krönt das neue Markenwappen mit dem Löwenkopf.
Die Modernität setzt sich im Innenraum fort und mischt Digitales mit Analogem. Es gibt klassische Tasten und Schalter am Lenkrad und unter dem 10-Zoll-Monitor, der für Infotainment und Navigation zuständig ist. Auf ihn kann auch das Handy gespiegelt werden. Dann funktioniert der Bildschirm wie ein klassisches Tablet. Einen Wahlhebel für die Acht-Gang-Automatik gibt es nicht. Diese Aufgabe übernimmt ein Wippschalter auf der Mittelkonsole.
Mit gleich 30 Assistenzsystemen bietet der Neuling eine Vielzahl von elektronischen Helfern, die dank sechs Kameras und neun Radargeräten die Umgebung im digitalen Blick haben. Beispiele sind Abstandsradar mit Stop-and-Go-Funktion, automatische Notbremsung mit Kollisionswarnung auch beim Rückwärtsfahren, aktiver Spurassistenten oder 180-Grad-Rückkamera. Hinzu kommt ein Nachtsichtgerät, das bei Dunkelheit bis zu 250 Meter nach vorne schaut, um Menschen oder Tiere ins Infrarot-Sichtfeld zu rücken. Welche der zahlreichen Systeme nur gegen Aufpreis zu haben sind, ist noch nicht bekannt.
Beim Antrieb des Peugeot 408 hat der Diesel, einst eine Stärke von Peugeot, endgültig ausgedient. Zum Marktstart Anfang nächsten Jahres haben künftige Käufer drei Optionen, deren Kleinste wohl nur selten auf der Preisliste angekreuzt werden dürfte. Auch wenn deren Leistungsdaten noch nicht verraten werden, dürfte der Benziner mit 1,2-Liter-Dreizylinder und 96 kW/130 PS mit seinen stärkeren Schwestermodellen kaum mithalten können. Die nämlich vertrauen auf die Hilfe eines Elektromotors mit 81 kW/110 PS. Er arbeitet mit einem Turbobenziner mit 1,6-Liter-Vierzylinder zusammen, der 132 kW/180 PS oder 110 kW/150 PS an die Vorderräder schickt. Die 12,4 kWh-Batterie soll für eine elektrische Reichweite von mindestens 60 Kilometer sorgen. Die beiden Plug-in-Hybrid-Systeme, die schon aus dem kleineren 308 bekannt sind, können am schnellsten an der heimischen Wallbox mit 7,4 kW geladen werden, was fast zwei Stunden dauert. An einer Schnellladesäule kann der 408 nicht andocken.
Anders das Spitzenmodell des Crossover. Der rein elektrische 408 wird später erscheinen. Unbekannt ist noch, ob er mit der gleichen Batterie im Unterboden antreten wird wie die bisherigen E-Autos der Löwenmarke, die jeweils mit 50 kWh-Akkus unterwegs sind und auf etwa 370 Kilometer Reichweite kommen. Ob das für den neuen „Vierer“ reichen wird, bleibt abzuwarten.