Angefahren: Der neue Škoda Octavia

Eine Klasse für mich.

Der neue Škoda Octavia im ersten Fahrbericht

Die große Show überlässt man beim Tschechischen Automobil-Hersteller lieber den anderen, man selbst will einfach nur als „clever“ verstanden werden. Simply clever. Der Slogan der Volkswagen-Tochter beschreibt prägnant die Tugenden der aktuellen Modellpalette.

Fast schon zu groß für die Kompaktwagenklasse

Basierend auf dem MQB des Volkswagen-Konzerns, kann man im neuen Octavia den Tschechischen Zwillings-Bruder des VW Golf sehen – nur in diesem Fall ist der Zwilling auf Anhieb größer, kommt mit einem praktischen Fließheck und wirkt aus jedem Blickwinkel der Kompaktwagenklasse entwachsen.

Wird er den Erfolg der Vorgänger fortführen können?

Mit 3.7 Millionen verkauften Modellen ist der Octavia das Herz der Marke. In 2012 entfielen unglaubliche 44 Prozent auf das Kompaktwagen-Modell mit Mittelklasse-Innenraum. Mit diesen Zahlen wächst aber auch der Druck auf den Nachfolger, erwartet man doch auch hier eine weitere Erfolgsgeschichte.

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Pragmatischer Spießbürger oder provokanter Rebell?

Das Design des Octavia ist ganz klar den sachlichen Linien verpflichtet. Sinnlose Schnörkel oder aufdringliche Modegags sucht man an ihm vergeblich. Mit spitzer Feder und kühlem Schick wurde die Silhouette des Octavia gezeichnet – fast erkennt man ein wenig Audi A6 in seinem Gesicht und auch von hinten wirkt der wichtige Kompakte im Sortiment des Tschechischen Automobil-Herstellers edel und elegant. Es gibt viele Autos die wunderschön sind,  dafür aber wenig praktisch im Alltag. Auf der anderen Seite gibt es die Automobile die wirklich praktisch, aber weder elegant noch begehrenswert sind.   Welchen Weg wird die dritte Octavia-Generation gehen?

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Mein erster Eindruck

Ja, es gibt einen Grund, weshalb Škoda die Importmarke Nummer 1 in Deutschland ist – das war mein erster Gedanke als ich die dritte Generation Octavia zum ersten Mal auf Fotos sah. Live merkt man dann erst einmal wie groß der Octavia ist. Beinahe unverschämt lang sein Radstand und dank der MQB-Plattform ist der vordere Überhang (-4 cm!) kürzer geworden und der Raum für die Insassen noch einmal gewachsen. Die Octavia-Limousine mag auf den ersten Blick bieder wirken, aber in Wahrheit steht mit dem 5-Türigen Octavia die Limousine vor einem, die man fahren will, wenn man eigentlich einen Kombi braucht, aber so gar nicht auf Kombis steht. Die große Heckklappe und das riesen Raumangebot für die zweite Reihe machen aus dem ehedem kompakten Octavia eine solide Mittelklasse-Limousine – zu einem Preis, unterhalb der Kompaktwagenklasse von Volkswagen.

Die Verarbeitung im Innenraum mag den letzten Schliff des Norddeutschen-Premium-Zwillings vermissen lassen, einen wirklichen Grund zum mäkeln finde ich indes nicht. Alles wirkt wie aus einem Guss, solide, wertig und mit vielen cleveren Details versehen. „Mann, mann, mann. Da wird sich der Golf noch warm anziehen müssen. „

Was der Hersteller gesagt hat:

Ein Auto für Kopf und Herz zugleich!

Was mir besonders positiv aufgefallen ist: 

Das optionale 8-Zoll große Navigations- und Multimediasystem ist in der Verbindung mit den Canton-Lautsprechern (auch optional) eine Wucht. Besonderen Spaß macht die intuitive und flüssige Bedienung des gesamten Systems.

Besonders clever und genial umgesetzt: Die Adaption der Assistenzsysteme. Mit dem optionalen „Spurhalte-Assistenten“ zieht eine Extraportion Sicherheit in den neuen Octavia ein. Diese geschmeidige Regelung und aktive Unterstützung beim korrekten Spur halten habe ich bislang in keinem anderen Fahrzeug so optimal umgesetzt erlebt. Das erste Mal, dass ich mich von einem Assistenzsystem nicht bevormundet vorkam.

In seiner Regelarbeit ebenso elegant und zuvorkommend, der neue adaptive Tempomat und Abstandswarner. Großes Kino.

Die Federung in der von mir gefahrenen 180 PS Turbo-Benziner-Variante und dem 150 PS-Diesel ist ausgewogen und eher komfortabel abgestimmt, umso überraschender empfand ich die freudig direkt agierenden Servolenkung. Das Zusammenspiel zwischen Fahrer und den automobilen Schnittstellen Lenkrad und Gaspedal lässt sich zudem über einen „Fahrprofil-Schalter“ anpassen.

Was kann er besser als seine Mitbewerber?

Kein anderer Hersteller bietet im Segment der Kompaktwagen mehr Freiraum, kombiniert mit einem derart attraktiven Preis- /Wert-Verhältnis.  Der Octavia nervt seine Fahrer zudem nicht durch Bevormundung, auch wenn er alle notwendigen Sicherheits- und Assistenzsysteme an Board hat. Es zieht sich wirklich wie ein roter Faden durch das gesamte Fahrzeug, die Tschechen meinen es ernst mit „simply clever“.

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Worin sind die Mitbewerber besser?

Es gibt anderswo mehr Premium und mehr „bling-bling“ – aber, Hand auf das Herz: Wird das Auto, das Fahrerlebnis oder der Alltag dadurch wirklich besser? Vermutlich nein.

Was mir gefehlt hat, sind adaptive Stoßdämpfer bereits zur Markteinführung um die Möglichkeit zur „Fahrprofil-Wahl“ noch ein wenig schlüssiger werden zu lassen. Und sonst?

Die Tschechen machen es einem schwer, den Octavia zu kritisieren – da habe ich andere Hersteller erlebt, die mir das leichter gemacht haben!

Faktenlage:

  • Den neuen Octavia gibt es bereits ab 15.990 €. Es gibt nur aktuelle Turbo-Direkteinspritzmotoren im Octavia. Die Leistung reicht bei den Benzinern von 86 PS bis hin zu 180 PS. Bei den Dieselmotoren wird der Bereich von 105 PS bis 150 PS abgedeckt. Škoda bietet sowohl manuelle Getriebeversionen an, als auch moderne Direktschaltgetriebe. Kritikpunkt hier: Der „kleine“ 1.2 TSI mit 86 PS und der kleine 105 PS TDI bekamen nur ein 5-Gang Getriebe.
  • Angeboten werden erneut drei Ausstattungslinien: Active, Ambition und Elegance.
  • Minimal-Verbrauch im Octavia 1.6 TDI GreenLine beträgt 3.4 Liter Diesel auf 100 Kilometer.
  • Clevere Detaillösungen. (Darüber später mehr!)

Fazit – Škoda Octavia – Der Neue!

„Meer“ gutes Auto bekommt man nirgendwo für sein Geld – nicht im Augenblick und nicht dass ich davon etwas wüsste. Der Octavia wirkt erwachsen und bieder auf den ersten Blick – aber er bleibt erwachsen nach der ersten Fahrt, von biederem Spießbürgertum am Ende jedoch keine Rede mehr. Clevere Ideen, viel Platz und faire Preise machen aus dem Octavia viel mehr als einen „Achtungs-Erfolg“.

P.S.: „Meer“ und „Achtungs-Erfolg“? Folgt doch einfach den dahinterstehenden Links und ihr versteht das jeweilige Wortspiel.