Was vor fast 60 Jahren mit dem 904 Carrera GTS begann, hat sich bei Porsche zu einer Großfamilie entwickelt. 14 Modelle aus sechs Baureihen tragen mittlerweile das legendäre Kürzel für Grand Turismo Sport. Und das Ende ist noch nicht erreicht für die Porsche GTS.
Eines muss man den Marketing-Strategen von Porsche ja lassen, sie sind Weltmeister im Erfinden von Derivaten. Und das Beste daran, die Kunden machen das Spiel begeisternd mit. Ob es bei der Baureihe 911 nun 4, S, 4S, Turbo, GT3 mit und ohne RS oder Targa heißt, jede Variante hat ihre spezielle Eigenart in Optik, Abstimmung, Leistung sowie Ausstattung und zielt auf spezifische Wünsche des Kunden.
Viele Modelle als GTS verfügbar
Zu den begehrtesten Kürzeln bei Porsche zählt die Buchstabenkombination GTS, ausgeschrieben heißt das Grand Turismo Sport. GTS klebt nicht nur am Heck der Ikone Carrera, sondern mittlerweile an weiteren fünf – und damit an allen – Baureihen von Porsche. Aufgezählt sind das 718, 911, Panamera, Macan, Cayenne und seit wenigen Monaten kann auch der Käufer sein GTS-Kreuzchen auch beim Taycan machen. Zählt man alles zusammen, kommt man auf 14 Modelle.
Das Kürzel GTS blickt bei Porsche auf eine lange Historie zurück. Vor knapp 60 Jahren konzipierte Ferdinand Alexander Porsche, genannt „Butzi“, ein Mittelmotor-Coupé, hauptsächlich gedacht für den Einsatz im Motorsport: den Porsche 904 Carrera GTS. Der 180 PS starke Zweisitzer – übrigens der erste Porsche mit einer Kunststoffkarosserie – mauserte sich schnell zu einem erfolgreichen Rennwagen. Eine Kleinserie des GTS fand zudem den Weg auf die Straße. Es sind heute sündhaft teure Sammlerobjekte, wenn denn überhaupt ein Exemplar zum Verkauf steht.
Seit wann es GTS gibt
Ebenfalls den üblichen Preisrahmen sprengen dürfte der 924 Carrera GTS aus dem Jahre 1981, schon damals der bislang teuerste Serien-Porsche. Auf nur 50 Einheiten war die Edition limitiert. Elf Jahre später zierten die GTS-Buchstaben auch das Flaggschiff der Marke, den 928. Im neuen Jahrtausend begann Porsche dann, die GTS-Philosophie auf den Cayenne, den 911er, den Panamera, den 718 und 2015 schließlich auf den Macan zu übertragen. Doch damit nicht genug. Auch der Sprung in die Elektromobilität schließt ein GTS-Derivat nicht aus. Seit vorigen November trägt auch der Taycan die Modellbezeichnung.
Allen GTS-Modellen gemeinsam ist der Ansatz „Sportlichere Ausprägung ja, weniger Alltagstauglichkeit nein“. „Sie stellen die goldene Mitte innerhalb jeder Baureihe dar und werden als sportliche Derivate zwischen den S, 4S und den GT- beziehungsweise Turbo-Modellen der jeweiligen Produktreihen positioniert“, sagt Dr. Stefan Utsch, Direktor Sales und Marketing Baureihe Panamera.
Nicht nur von außen sieht man es
Kenner der Szene entlarven natürlich jeden GTS schon im Vorbeifahren. Es gibt typische GTS-Elemente wie schwarze Designteile in Matt, Seidenglanz oder Hochglanz, größere Räder (ebenfalls in Schwarz), eine markanter gestylte Bugschürze, abgedunkelte Scheinwerfer und Rückleuchten sowie die rotlackierten Bremssättel. Auch innen prangen hier und da GTS-Schriftzüge und fallen farblich abgesetzte Nähte und rote Gurtbänder ins Auge. Sitzflächen und Lenkrad sind mit Alcantara bezogen.
Klar, dass Porsche den GTS-Modellen auch gezielt unters Blech geht. Die Motoren bekommen in Relation zu S/4S mehr Leistung und Drehmoment, fahren und beschleunigen schneller. Die Karosserie liegt tiefer, serienmäßig ist das PASM-Sportfahrwerk (Porsche Active Suspension Management) verbaut und schließlich muss ein GTS auch anders klingen als seine „normalen“ Brüder. Eine spezielle Abstimmung der Abgasanlage soll ein bisschen Gänsehaut auf die Unterarme zaubern und das Herz des Kunden höherschlagen lassen. Denn allein über die Fahrwerksabstimmung und Motorleistung wird dieser vermutlich nicht merken, dass er ein GTS-Derivat bewegt, denkt man sich einmal alle optischen Veränderungen weg. Denn dafür liegen die Leistungsdichten ähnlicher Varianten zu eng beieinander. Und dafür fahren insgesamt alle Porsche-Modelle zu gut.
Teure Buchstaben
So bleiben das subjektive Empfinden und die vermeintlich stärkeren Emotionen, die mit dem Kürzel GTS einhergehen, das eher ausschlaggebende Kaufkriterium. Für das günstigste GTS-Modell, den 718 Cayman GTS 4.0, ruft Porsche mindestens 85.051 Euro auf. Die nahezu doppelte Summe (166.209 Euro) muss überweisen, wer am Heck seines 911 Targa 4 den GTS-Schriftzug haben möchte.
Das Ende der Fahnenstange ist damit noch nicht erreicht. Es spricht aus Marketing-Sicht schließlich nichts dagegen, auch den zukünftigen 718er-Modellen – Boxster und Cayman werden vollelektrisch – sowie dem nächsten batterieelektrischen Macan (Debüt 2023) das älteste Kürzel der Stuttgarter Sportwagenmarke aufs Blech zu kleben.