Reifen-Angaben erklärt
Die Angaben auf der Reifenflanke: So lesen Sie Ihre Reifen richtig
Die Regelungen und Bezeichnungen zur PKW-Bereifung sind in Deutschland durch §36 StVZO gesetzlich definiert. Hierin ist auch festgelegt, dass PKW-Reifen entsprechend der europäischen Vorschrift ECE-R 30 genormt sind. Buchstaben, Zahlen und Symbole auf der Reifenflanke stellen hierbei wichtige Informationen dar. Doch wofür stehen die jeweiligen Kennzeichnungen genau und welche Informationen aus den Fahrzeugpapieren gilt es als Halter darüber hinaus zu beachten?
Angaben zu Reifen-Größen in den Fahrzeugpapieren
In Ihrem Fahrzeugschein erhalten Sie die nötigen Informationen darüber, welche Reifen-Größen für Ihr jeweiliges Auto freigegeben sind. In der sogenannten „Zulassungsbescheinigung Teil 1“ ist in den Zeilen 15.1 bis 15.2 oder 15.3 pro Achse die vorgeschriebene Reifendimension festgelegt. Sind auf Vorder- und Hinterachse unterschiedliche Größen vorgesehen, unterscheiden sich die Daten in den beiden Zeilen.
Die in der Zulassungsbescheinigung eingetragenen Größen müssen nicht unbedingt mit den Dimensionen der aktuell montierten Reifen an Ihrem Fahrzeug übereinstimmen. Weitere vom Hersteller freigegebene Reifen-Größen finden Sie in den Fahrzeugunterlagen, die Ihnen beim Kauf des Autos ausgehändigt werden oder beim Markenhersteller angefordert werden können. Im sogenannten CoC-Dokument (Certification of Confirmity) sind von den Vorgaben im Fahrzeugschein abweichende Reifendimensionen aufgeführt. Nur wenn hier eine breitere Variante der im Fahrzeugschein definierten Reifen-Größe aufgelistet ist, darf diese an den Achsen ihres Autos montiert werden.
Reifenbreite
Die geläufigste Angabe zu den Reifen-Größen finden Sie auf der Reifenflanke. Hier ist unter anderem die Reifenbreite aufgeführt, die grundsätzlich in Millimetern angegeben wird. Die verschiedenen Querschnittsbreiten der Reifen bewegen sich im nominellen Rahmen von 125 bis ca. 335 Millimetern. Die verfügbaren Reifenbreiten steigen in Abständen von 10 Millimetern. Die Breite Ihrer bereits montierten Reifen kann geringfügig von den definierten Daten abweichen und ist außerdem abhängig von der Breite der verwendeten Felgen.
Ein Reifen, dessen Dimensionen auf der Reifenflanke beispielsweise mit 205/55 R16 angegeben sind, besitzt somit eine nominelle Breite von 205 Millimetern.
Die Normung der Reifen ermöglicht auch grundsätzlich die Montage auf Felgen verschiedener Größen. Bei manchen Fahrzeugen kann es jedoch sein, dass die Reifen nur auf bestimmte Felgen aufgezogen werden dürfen. Dies gilt auch für den Einsatz von Schneeketten, die nur für bestimmte Reifen- und Felgenbreiten zulässig sind. Die nötigen Hinweise hierzu finden Sie in den Fahrzeugpapieren oder in der Bedienungsanleitung ihres Autos.
Höhen-Breiten-Verhältnis
Der Profilquerschnitt eines Reifens, der durch das Verhältnis von Reifenhöhe zu Reifenbreite definiert ist, wird in Prozent angegeben. Bei der Angabe 205/55 besagt also die Ziffer 55, dass der Reifenquerschnitt einer Höhe von 55 Prozent der Reifenbreite (205 mm) entspricht. Ein sinkendes Verhältnis von beispielsweise 205/45 bewirkt eine niedrigere Reifenflanke und ist vor allem bei sportlichen oder getunten Autos beliebt.
Reifenbauart
Auf ihrem PKW dürfen laut Vorschrift nur Reifen derselben Bauart aufgezogen werden. Somit werden Mischbereifungen vermieden, die nur in Ausnahmefällen genehmigt sind.
Die Reifenbauart ist auf der Reifenflanke durch Buchstaben gekennzeichnet. Bei der Angabe 205/55 R 16 steht das R für Radial und bezeichnet die heutzutage typische Bauart mit radial verlaufenden Karkassfäden innerhalb des Reifens. Diagonalreifen (gekennzeichnet durch ein D) waren früher weit verbreitet und dürfen heute jedoch nur noch bei Oldtimern montiert werden.
Folgt auf den Buchstaben R noch ein F, dann handelt es sich um einen sogenannten Run-Flat- oder Notfallreifen. Dieser Reifentyp verfügt über verstärkte Seitenwände, die die Stabilität des Reifens auch nach einer Panne gewährleisten sollen. Trotz eines Reifenschadens können Sie mit Reifen dieser Bauart noch die nächste Werkstatt erreichen, ohne ein Ersatzrad montieren zu müssen.
Felgendurchmesser
Die Zahl nach dem Buchstaben, der die Reifenbreite kennzeichnet, gibt den Felgendurchmesser in Zoll an. Ein Reifen mit der Spezifikation 205/55 R 16 ist für die Montage auf Felgen mit einem Durchmesser von 16 Zoll ausgelegt. Die geläufigen Maße liegen hierbei zwischen 10 und 20 Zoll.
Tragfähigkeitskennziffer und Geschwindigkeitsindex
Die nächste Zahlenangabe auf der Reifenflanke ist die Tragfähigkeitskennziffer. Sie wird mit LI abgekürzt und auch Tragfähigkeits- oder Lastindex genannt. Hiermit wird die Belastbarkeit des Reifens ausgewiesen.
Jedem LI-Wert ist eine bestimmte Belastbarkeit des Reifens bei einem Luftdruck von 2,5 bar zugeordnet. Um mit dem Index die Belastbarkeit des Reifens ermitteln zu können, gibt es Tabellen mit allen vorhandenen Werten.
Bei einem Reifen mit der Spezifikation 205/55 R 16 91 V steht die 91 für den Lastindex. Für die Kennziffer 91 wird somit beispielsweise die maximale Tragfähigkeit von 615 Kilogramm bei einem Luftdruck von 2,5 bar festgelegt. Zu beachten ist hierbei, dass ein geringerer Reifendruck auch eine niedrigere Tragfähigkeit des Reifens bewirkt.
Geschwindigkeits- oder Speedindex
Der letzte Buchstabe in der Spezifikation des Reifens steht für den Geschwindigkeitsindex. Dieser gibt Auskunft darüber, bis zu welcher Höchstgeschwindigkeit mit den Reifen gefahren werden darf. Der Reifen mit den Angaben 205/55 R 16 91 V verfügt zum Beispiel über eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h (V). Auch diese Daten können in hierfür definierten Tabellen eingesehen werden.
Laufrichtung
Verfügen ihre Reifen über eine besondere Profilgestaltung, so finden sich an der Reifenflanke Bezeichnungen wie Rotation, Drehrichtung oder Direction zusammen mit einem Pfeil, der die Laufrichtung angibt. Bei der Reifenmontage ist die korrekte Laufrichtung stets zu beachten.
Winter- und Ganzjahresreifen
Beim Kauf der Winterreifen ist nicht nur auf Qualität und ausgewiesene Fahreigenschaften zu achten, sondern auch auf das sogenannte „Alpine“-Symbol. Es besteht aus einem dreigezackten Bergpiktogramm mit der Schneeflocke in der Mitte.
Bei allen Winterreifen, die seit 1. Januar 2018 produziert wurden, ist dieses Symbol verpflichtend auf der Reifenflanke vorzufinden.
Das bis dato gültige M+S-Zeichen (Matsch und Schnee) reicht für neu hergestellte Winterreifen also nicht mehr aus. Bis zum 30. September 2024 erfüllen jedoch bereits produzierte Reifen mit der M+S-Kennzeichnung noch die Winterreifenpflicht, sodass Verbraucher bereits gekaufte Winterreifen nicht sofort ersetzen müssen.
Außerdem kann es sein, dass Winter- und Ganzjahresreifen, die mit „Alpine“- oder M+S-Symbolen gekennzeichnet sind, über einen geringeren Geschwindigeitsindex verfügen und somit nicht bis zur fahrzeugeigenen Höchstgeschwindigkeit gefahren werden dürfen. Hierbei verlangt der Gesetzgeber, dass der Fahrer über einen Aufkleber in seinem Sichtfeld im Fahrzeuginneren über die zulässige Höchstgeschwindigkeit informiert wird.
Verschleißindikatoren
Auf der Reifenflanke sind an sechst Stellen beidseitig am Rand der Lauffläche Verschleißanzeiger (TWI) vorzufinden. Auf Höhe der Buchstaben „TWI“ (Treadwear Indicator) sind auf dem Grund der Hauptprofilrillen Erhebungen angebracht, die Aufschluss über den Verschleiß des Reifens geben.
Neben den TWI-Anzeigern sollten Sie die Profiltiefe ihrer Reifen regelmäßig kontrollieren und darauf achten, dass Reifen bereits unterhalb einer Profiltiefe von 3-4 Millimetern auf Nässe und Schnee deutlich an Haftung verlieren.
Produktionsdatum, „DOT-Nummer“ und „E“-Prüfzeichen
Auf der Reifenflanke können Sie auch feststellen, wann der Reifen hergestellt wurde. Als Einprägung ist hierfür die vierstellige Ziffernfolge der DOT-Nummer ausschlaggebend. Für das Herstellungsdatum ist der Ziffernblock relevant, der in einem Oval abgesetzt ist. Ein Reifen mit der Ziffernfolge 0816 wurde in der achten Produktionswoche des Jahres 2016 hergestellt. Achten Sie bitte unbedingt darauf, dass ein Neureifen nie älter als zwei Jahre sein sollte. Ungenutzte Reifen verfügen abhängig von ihrem Alter über schlechtere technische Eigenschaften und gefährden die Sicherheit Ihres Fahrzeugs.
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