Spanier auf der Pole Position: Seat Leon Cupra 290 im Test

Es ist der schärfste GTI im VW-Konzern, nur den Namen GTI, den trägt er nicht. CUPRA steht für CUP RACER, eine gute Gelegenheit, sich den Seat Leon Cupra während des sechsten Laufes zum SEAT Leon Eurocup näher anzuschauen.  Der Nürburgring und seine Grand Prix-Strecke fordert die Cup-Piloten, die Eifel und ihre Straßen drumherum, den Testwagen. Test des 290 PS starken SEAT LEON CUPRA.

Test: Seat Leon Cupra 290

Pole Position in der GTI-Klasse

Wer 35.000 € im Budget hat, der bekommt eine Mittelklasse-Limousine mit 150 PS Diesel, ein wenig Ausstattung und oftmals noch weniger Emotionen. Oder man denkt noch einmal nach, erinnert sich an die Traumwagen der Jugend und schaut, was gibt eigentlich die „Hot Hatch“ Klasse so her? Man erinnert sich ja gerne an früher. Da war alles besser. Schärfer und natürlich viel emotionaler. Zum gleichen Preis bekommt man auch die Speerspitze aus dem sportlichen Programm der Spanier. Der Leon Cupra mit 290 PS lockt.

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Eine um 5 Kilogramm erleichterte Auspuffanlage mit einem Mittelschalldämpfer, weniger Gegendruck, ein wenig Bits-und-Bytes Geschubse im Motorsteuergerät und aus dem 280 PS Cupra wird ein 290 PS Cupra. Das passt zum 20-jährigen Jubiläum des Spaniers. Zum „noch“ moderaten Grundpreis von aktuell 35.420 € gehören zudem adaptive Stoßdämpfer und LED-Hauptscheinwerfer. Und fünf Türen. Damit hat der Spanier sogar ein praktisches Argument auf seiner Seite. Wer noch mehr Alibis benötigt, um den Kauf eines 290 PS-Kompakten zu rechtfertigen, der kann natürlich alternativ auch zum Kombi mit dem ST im Namen greifen.

Mit der Cupra-Optik fällt man auf, ohne zu nötigen. Wer es expressiver mag, der kann zudem aus einem Vorrat an „Kriegsschminke“ wählen. Muss man aber nicht. Um die zwei markanten Auspuff-Endrohre und den leichten Diffusor kommt der Käufer zwar nicht herum, aber schon eine schlichte Lackierung nimmt dem athletischen Leon die optische Schärfe. Wobei das die falsche Entscheidung wäre. Nehmen Sie ihn in rot! Bitte.

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Seat Leon Cupra 290 im Test

Dass es die Spanier mit dem sportlichen Anspruch des Cupra 290 durchaus ernst meinen, zeigt der Blick in die Preisliste. Unter dem Punkt CUPRA Top Performance-Paket findet man eine Option, die extreme Maßnahmen bereithält. Der Wegfall der Climatronic, von Ablagefächern und Lautsprechern sorgt für eine Gewichtsreduzierung. Der Kunde zahlt hierfür 4.620 € Aufpreis. Für 3.060 € und ein Muss für echte Petrolheads steht das CUPRA Performance-Paket in der Preisliste. 19-Zoll Leichtmetallräder mit Michelin Pilot Sport Cup 2 Bereifung und eine 4-Kolben Bremsanlage von Brembo packen dann die Ernsthaftigkeit des Sport-Vorhabens in deutlich verschärfte Argumente.

Eine mechanische Vorderachssperre bekräftigt die Ansprüche. Und sie ist notwendig. 290 PS und 350 Nm fallen mit Nachdruck über die Reifen auf der Vorderachse her. Selbst im dritten Gang zerrt der Benziner bei Volllast ordentlich am belederten Lenkrad. Auf der Landstraße verwandelt sich der Charakter dann in „hingebungsvoll“. Enge Kehren zerren freilich noch immer am Volant, aber wer den lockeren Flow über die Eifelstraßen findet, wer die weiche Linie wählt und sich dabei nicht zu sehr in Versuchung führen lässt von der hartnäckig agierenden Brembo-Bremse, der swingt den Cupra behände über das Asphaltband. Die kraftvoll zubeißende Brembo-Anlage führt zu späten und harten Bremspunkten, einfach weil es geht. Das per Knopfdruck verstellbare Fahrwerk erlaubt jedoch ehrgeizige Kurven-Tempi, der weiche und runde Fahrstil ist mit leicht gesteigerten Kurven-Tempi möglich. Das optionale Doppelkupplungsgetriebe pfeffert im CUPRA-Modus die Gänge mit herzhafter Freude in die Schaltgassen. Nur um im Bedarfsfall und Comfort- oder Eco-Modus den verschliffenen Partner zu geben. Eine sehr gelungene Spreizung des Charakters, und das auf Knopfdruck.

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Wer sich nicht gerade auf der Jagd nach der Pole-Position in Richtung Drehzahlbegrenzer begibt, der findet im Leon Cupra dennoch ein feines Alltagsauto. Der Spagat zwischen GTI-Oberhaupt und Familienkutsche gelingt sehr gut. Wobei die sportlichen Gene des Spaniers nie zu verleugnen sind. Mit der 19-Zoll Bereifung ist der Abrollkomfort eingeschränkt.

Während sich die Piloten im Seat Leon Eurocup auf der Rennstrecke einen spannenden Fight liefern, überzeugt der Cupra 290 außerhalb der Rennstrecke, über die Eifelgassen getrieben, mit sportlichem Ehrgeiz. Hier hat die VW-Tochter Seat ganz klar den schärferen GTI auf die Räder gestellt.

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