VLN: Interview mit Daniela Schmid

Motorsport ist eine Männerdomäne, so sagt man es immer wieder. Und doch, es gibt Frauen, die sich mehr als erfolgreich im Motorsport behaupten. Auf der Nordschleife des Nürburgringes gehört auch Daniela Schmid zu diesen Frauen. Daniela ist 27 Jahre alt, kommt aus Österreich und hat auf der Nordschleife schon so manchen Mann hinter sich gelassen! Wir haben Daniela vor dem fünften VLN-Lauf interviewt.

Wenn die anderen wissen, da sitzt eine Frau am Steuer, dann strengen sich die Männer noch mehr an! 

Daniela erzählt uns im Interview von ihren 10 Jahren auf der Nordschleife und von ihren Erlebnissen mit den „Rennfahrer-Kollegen“ im Motorsport. Daniela Schmid im Interview.

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mab: Daniela, du fährst in diesem Jahr bevorzugt auf dem LMS-Engineering Audi TTRS2 mit der Startnummer 303, in der Gruppe SP3T. Ein rund 365 PS starker Sportwagen mit Frontantrieb. Du teilst dir das Fahrzeug mit Uli Andree und Stefan Wieninger, beides keine langsamen Rennfahrer. Wie ist das nun für dich als Frau? Musst du dich noch einmal mehr anstrengen, weil die „Kollegen“ ja nicht von einer „Frau gebügelt“ werden wollen?

DS: *lachend* Ja, klar, ich glaube schon, dass es die Kollegen noch einmal extra motiviert. Natürlich will jeder der „Schnellste“ auf dem Auto sein – aber ich glaube schon, wenn die „Teamkollegin“ eine Frau ist, dann strengen sich die Jungs schon noch einmal extra an!

mab: Sag mal Daniela, wie hat dich dein Weg eigentlich auf die Nordschleife geführt?

DS: Vor rund 10 Jahren bin ich die ersten Runden auf einem Alfa Romeo 147 Diesel gefahren. Zuvor hatte ich ein Perfektions-Training über 2 Tage von der „sportauto“ mitgemacht. Und danach bin ich eigentlich direkt in das Abenteuer Nordschleife gesprungen.

mab: Und wie ist das mit der „Ehrfurcht“ vor der Nordschleife? Hattest du damals, mit 17 Jahren, keine Angst vor dieser „grünen Hölle“?

DS: Mit dem Alfa, mit dem ich meine Rennkarriere gestartet habe, hatte ich gleich bei dem ersten Rennen ein Erlebnis, das ich vermutlich nicht so schnell vergesse. Damals, noch ohne ABS und ohne Traktionskontrolle, musste man genau schauen, was man macht. Ich kam also das Schwedenkreuz runter und sehe plötzlich, wie dort nach einem Unfall die Strecke fast vollständig zu war. Kaum Zeit zu reagieren, keine Assistenten, keine Helferlein im Auto und dann gab es da nur eine kleine Lücke – da bin ich durch. Und eigentlich dachte ich, das muss doch jetzt eine „rote Flagge“ (Rennabruch) geben, aber nix. Da war nix. Das war für die „grüne Hölle“ eine ganz normale Renn-Situation. Das hat auf jeden Fall meinen Respekt vor dieser Rennstrecke noch einmal gepusht! Du weißt hier eben nie, was hinter der nächsten Kurve auf dich wartet. Hellwach musst du sein!

mab: Es soll ja Rennfahrer hier oben geben, die behaupten, sie würden die Nordschleife auch nach 10 Jahren noch nicht kennen. Wie ist das bei dir? Hast du das Gefühl, die Nordschleife auswendig zu kennen? Könntest du jetzt mit verbundenen Augen die Strecke auf einem Stück Papier nachmalen?

DS: Ich glaube, nach rund 100 Runden kennt man die Strecke schon ganz gut – ich fahre jetzt die neunte Saison – das sind also mehr als 80 Rennen auf der Nordschleife. Ich denke, ich könnte die Strecke locker mit geschlossenen Augen nachmalen.

mab: Ihr habt mit dem LMS-Engineering Audi TTRS2 einen 365 PS starken Boliden, damit gehört ihr in eurer Klasse SP3T zu den ständigen Favoriten. Auch heute zum Qualifying des fünften VLN-Laufes seid ihr die schnellsten in eurer Klasse – gesamt steht ihr sogar auf einem beeindruckenden 22.Platz – davor viele deutlich kräftigere Fahrzeuge. Im Schnitt ist euer LMS-Audi TTS nur 10 km/h langsamer als die Top-Fahrzeuge aus der Klasse SP-X und SP9. Damit gehört ihr zu den „Schnellsten“ auf der Rennstrecke. Wie viel Stress ist das „Überrunden“ von langsameren Fahrzeugen, das ständige „im Verkehr“ stecken?

DS: Genau, es ist ständig 100 % Konzentration. Der Verkehr ist stark, VLN 5 hat knapp 150 Fahrzeuge am Start! Das erfordert maximale Aufmerksamkeit. Selbst wenn man die Strecke kennt, das Überholen und der Kampf mit den anderen Fahrzeugen ist die Herausforderung – auch auf der Nordschleife! Auf unserem Audi TTRS2 fahren wir Dunlop-Rennreifen und die sind eine echte Hilfe. Immer zuverlässig und dank der Unterstützung von Dunlop gehen wir mit Top-Material auf die Strecke. Außerdem passt der Reifen extrem gut zu unserem Frontantriebs-TTS.

mab: Was ist eigentlich nervenaufreibender? Das Rennen fahren an sich, oder, so wie du heute, das Warten, bis man in das Fahrzeug kann? Du fährst ja heute den „letzten Stint“ – musst also erst einmal deinen beiden Kollegen beim Rennen fahren zuschauen.

DS: Aufgeregt bin ich schon, aber wir haben zum einen ein sehr zuverlässiges Auto, da kann ich davon ausgehen, dass es keinen technischen Defekt gibt. Zudem sind meine Teamkollegen sehr erfahren und fahren mit Köpfchen. Also ich werde nicht „hypernervös“, aber natürlich beobachtet man das Rennen mit einer gewissen Anspannung. Aber ich nutze die Zeit, konzentriere mich, gehe die Strecke im Kopf durch, überlege, was bei diesem Rennen wichtig ist.

mab: Daniela, ich muss das jetzt fragen. Du fährst seit 10 Jahren Langstrecken-Pokal und Motorsport ist, wir wissen das alle, kein billiges Hobby. Wie schaffst du das, wer sind deine Partner?

DS: Das stimmt, ohne „treue Sponsoren“ würde das nicht gehen. Ich kann mich da zum einen auf unsere „Urlaubsregion“ verlassen. Der Audi TTRS2 trägt ja unter anderem den Schriftzug vom Pitztal! Wir haben da eine ganz bekannte Ski-Region (Hochzeiger), wo unter anderem die Ski-Nationalmannschaft regelmäßig trainiert. Und dann gehören noch Drexler und Becker Carbon zu meinen Partnern!

mab: Von der Pole-Position in eurer Klasse in den fünften VLN-Lauf der Saison – und du, Daniela, fährst den letzten Stint. Da kann es ja nur eine Zielsetzung für heute geben, oder?

DS: *lacht* Naja, wir sind ja schon ein wenig verwöhnt vom Erfolg – natürlich ist der Klassensieg auch mein Ziel!

mab: Danke Daniela, für dieses Interview!

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Pole-Position und Sieg!

Der LMS-Engineering Audi TTRS2 mit der Startnummer 303 ging von Startplatz 22 in das Rennen, am Ende konnten Daniela Schmid und ihre Kollegen einen weiteren Klassensieg einfahren und kamen auf einen überragenden Gesamtrang 12 in das Ziel!

Herzlichen Glückwunsch, Daniela! 

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Fotos: SB-Medien | Stefan Baldauf