Corona-Rekorde

Auch wenn im Frühjahr die Produktionsbänder der Caravaning-Hersteller stillstanden, präsentiert der deutsche Branchenverband CIVD wieder Rekordzahlen beim Absatz und knackt in der Gesamtbilanz erstmals die sechsstellige Schallmauer.

Wenn der Caravaning Industrie-Verband Deutschland (CIVD) in der vergangenen Dekade seine Jahresbilanzen gezogen hatte, gab es stets Rekordzahlen zu vermelden. Dass das auch nach dem Corona-Jahr 2020 der Fall sein könnte, hätte während des ersten Lockdowns im Frühjahr, als in der Produktion zum Teil wochenlang die Bänder stillstanden, wohl keiner gedacht. Und noch weniger, dass nach den ersten Lockerungen ein regelrechter Run auf die Reisemobile einsetzte. Das Ergebnis: Erstmal überhaupt wurden in Deutschland innerhalb eines Jahres über 100.000 Freizeitfahrzeuge zugelassen. Exakt 107.203 Einheiten sind ein Zuwachs von 32,6 Prozent zum Vorjahr. Der Löwenanteil mit der neuen Bestmarke von 78.055 Zulassungen (+ 44,8 Prozent) ging auf das Konto der Wohnmobile. Aber auch die Caravans legten mit 29.148 Fahrzeugen (+ 8,2 Prozent) stärker zu als in den Jahren zuvor.

Auch der Gebrauchtwagenmarkt steuerte mit 171.153 Besitzumschreibungen (+ 9,7 Prozent) auf Rekordkurs und ist nach 94.493 Reisemobilen und 79.660 Wohnwagen, die den Besitzer wechselten, weitgehend abgegrast.

Mit dem exorbitanten Wachstum bei den Freizeitfahrzeugen ist Deutschland allein auch fast für die Hälfte der europäischen Gesamtzulassungen von 234.843 Einheiten, immerhin die bisher zweitbeste Jahresbilanz, zuständig. Hingegen mussten die von der Pandemie stärker betroffenen Länder Großbritannien, Frankreich und Spanien Federn lassen. Die Briten sind mit einem Minus von 20 Prozent sogar ihre Spitzenposition bei den Caravans los.

Der Zuwachs hat der deutschen Caravaning-Branche in jedem Fall neue Käuferschichten beschert. „Früher galt Caravaning für viele als spießig. Heute ist es cool“, erklärt sich CIVD-Präsident Hermann Pfaff den Zulauf einer deutlich jüngeren Klientel. „Laut einer GFK-Studie stellen die 20- bis 30-Jährigen mittlerweile sogar die am meisten Caravaning-affine Altersgruppe.“ Da bei jüngeren Käufern und Mietern vor allem kompakte und wendige Fahrzeuge gefragt sind, ist auch das Segment der Campingbusse und Kastenwagen überproportional angestiegen. Fast jedes zweite Reisemobil (47,5 Prozent) stammt mittlerweile aus dieser Kategorie. Dahinter folgen die Teilintegrierten (37,5 Prozent), die Integrierten (9,8 Prozent) und die Alkoven-Fahrzeuge, die auf fünf Prozent geschrumpft sind und vor allem im Mietgeschäft gefragt sind.

Da die Auftragsbücher auch für 2021 prall gefüllt sind und Kunden bis zu einem Jahr auf ihr Wunschmobil warten müssen, erwartet Hermann Pfaff auch für 2021 ein weiteres Rekordjahr. Er prognostiziert ein Gesamtplus um zehn Prozent auf rund 118.000 Fahrzeuge und erneut das stärkste Wachstum bei den Reisemobilen. Sofern Corona nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde, geht er dabei von 87.400 Wohnmobilen (plus 12 Prozent) und 30.600 Wohnwagen (plus 5 Prozent) aus.

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