Ich habe mich ja schon an vieles gewöhnt – dass man bei Kleinwagen nur noch mit drei Zylindern auskommen muss, zum Beispiel. Und natürlich mit dem einhergehenden Lärm und dem mangelnden Rundlauf. Röpptöpptöpp – der Klang eines Dreizylinder-Motors ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig.
Aber gerade als ich mich damit abgefunden hatte, kommt der italienische Automobilhersteller FIAT mit einer Lösung um die Ecke, die sogar auf den Zylinder Nummer Drei verzichtet.
Jetzt also nur noch so viele Zylinder wie ein durchschnittliches Motorrad. Ob das gut geht? Klärung verspricht der „kurze Fahrbericht“
FIAT 500 TwinAir im „kurzen“ Fahrbericht
Retro nennt man diese Art von Modellen, die einen Bezug zu einem Vorgänger finden sollen. MINI hat es getan, Volkswagen hat es mit dem Beetle getan und tut es im Prinzip mit dem Golf immer wieder und eben auch FIAT. Die automobile Historie der Turiner erlaubt durchaus die Wiederauflage von kultigen Automobilen. Im Falle des putzigen Fiat 500 fällt allerdings schnell auf: Groß ist er geworden.
Style in Mailands Straßen
Kindchengesicht und runder Buckel; damit wäre das Grunddesign des Fiat 500 beschrieben. Besonders nett finde ich die Hommage an den Ur-500er in Form des leicht gewölbten Motorhaubenabschlusses. Der Testling kam mit Winterreifen auf den schwarzen 16-Zoll-Felgen vorbei und Dank seiner eher ungewöhnlichen Winterreifengröße im 45er Querschnitt wirkte der im kräftigen „Passione Rot“ lackierte 500 beinah sportlich zackig.
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Technische Daten:
- 2-Zyl. Turbobenziner
- 875 ccm³
- 85 PS
- 145 Nm
- 11s v. 0-100 km/h
- 173 km/h V-Max
- 1020 kg Leergewicht
Verbrauch:
- Norm: 4l /100km
- Test Min: 5.8l / 100km
- Test Max: 8,3l / 100km
Ausstattung:
- 5 Airbags Serie
- Klima in Serie
- Radio in Serie
VK 14.900 €
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Blue&Me und eco:Drive
Das Ziel ist klar, es soll CO2 eingespart werden. FIAT geht hier einen interessanten Weg, den ich mir persönlich bei mehr Herstellern wünschen würde. In der Mittelkonsole zwischen den beiden Sitzen befindet sich eine USB-Buchse. Mit einem zuvor am eigenen PC vorbereiteten USB-Stick lassen sich darüber dann die eigenen Fahrgewohnheiten und der persönliche Fahrstil analysieren.
„eco:Drive“ nennt sich dieser Teil der Blue&Me Ausstattung. FIAT geht damit einen extrem modernen Weg und ich stehe auf die grafische Umsetzung der gesamten Idee, sobald man seinen USB-Stick aus dem Auto holt und dann am PC ausliest. FIAT schaffte hierzu eine eigene „eco:Drive“-Online-Community.
Blue&Me ist auch zugleich das FIAT-Synonym für mobile Kommunikation im Auto. Ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen, kann man das via Bluetooth verbundene Smartphone bedienen und die eigene Lieblingsmusik anhören. Zugleich ist Blue&Me auch die mobile Navigation. Zusammen mit dem Navigationspartner „TomTom“ können FIAT Blue&Me-Fahrer das Navigationssystem in ihrem Fahrzeug bedienen.
Weniger überzeugend in diesem Zusammenhang:
Die Integration des externen TomTom-Navigerätes in den FIAT 500. Grundsätzlich gut gedacht, ist die Ausführung mit dem modularen Haltesystem ein wenig ungeschickt umgesetzt. Es wackelt und knarzt und das Navigationssystem bewegt sich in seiner Halterung viel zu viel.
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TwinAir mit Bums
Ob zwei Zylinder nicht zwei zu wenig sind? Ich wollte den 500 er Fiat bewusst wegen genau dieses Motors fahren. Zwei Zylinder – so dachte ich mir das – da lacht ja die Mofa-Gang an der Bushaltestelle bei uns im Ort.
Aber – viel Zeit bleibt ihnen nicht.
Zornig hämmernd stürmt der Doppelwopper aus der Ortschaft hinaus. Doch zuvor gilt es das Turboloch zu überwinden und sich vom holprigen Rundlauf nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Dieser putzige Zweizylinder-Motor mit nur 875 Kubikzentimeter leistet Dank eines Turboladers beeindruckende 85 PS mit eindrücklichen 145 Nm Drehmoment.
Hat man sich an den frotzelnden Sound des Zweizylinders gewöhnt, animiert seine frecher Klang zu häufigen Beschleunigungsmanövern. Zu verlockend ist die Lust am Drehmoment zwischen 2.000 und 4.000 Umdrehungen. Allerdings – hier setzt die Kritik bereits ein – ist das wirklich nutzbare Drehzahlband extrem übersichtlich. Zwischen 1.800 und 5.200 spielt die Musik – das erinnert ein wenig an Turbodieselmotoren und nicht an Benziner.
Sparen für Katholiken
Wer mit dem TwinAir Fiat 500 die fabelhaften Normverbrauchswerte von 4,1 Litern erreichen will, der muss nicht nur den „Eco“-Knopf drücken, er sollte auch einen fortgeschrittenen Kurs der katholischen Kirche in Sachen „Selbstkasteiung“ belegt haben. Zu verlockend der bratzelnde Klang des TwinAir, zu unterhaltsam die Drehoment-Hügel des kleinen Zweizylinders. Als Atheist habe ich 6.2 Liter auf 100 Kilometer im Schnitt geschafft und „ich glaube“, da geht kaum weniger – will man sich nicht den Spaß am quirligen Fiat 500 verderben.
Fahrwerksfreuden für die Via Roma
Der 3.5 Meter lange 500 er stand für die Testfahrt auf knackigen 195 er Winterreifen meines Blog-Partners Pirelli. Mit dem 45er Reifen-Querschnitt und den schwarz lackierten 16-Zoll-Felgen wirkte der rote Ialiener auch für einen Mann wie mich auf den ersten Blick adrett und verführerisch.
Während ich die Lenkung in der Stadt als zu leicht empfand – andere werden es lieben – störte mich bei Fahrten über Landstraßen die ungenaue Rückmeldung um die Mittellage. Umso agiler wirkte der freche Italiener in der Stadt. Da gehört er hin. Carven zwischen den Fahrspuren, um die engen Ecken einer großen Stadt wedeln und dabei immer die Unschuld vom Lande mimen.
Käufer
Der typische Fiat 500 Käufer dürfte ein hipper Mensch, mitte Dreißig ohne Kinder sein, oder schlicht eine Frau die dem flehen und drängen des 500 er Schmuse-Gesichts nachgegeben hat.
Lob
Gut sieht er aus. Das kräftige rot, die schwarzen 16 Zoll Felgen und schon steht da ein adrett wirkender, Kleinwagen auf der Gasse. Der Mut zum Twinair muss belohnt werden!
Tadel
Für einen „Lifestyligen Kleinwagen“ hätte ich mir, vor allem im Innenraum, mehr Pep und haptische Qualität gewünscht. Den Pelz nur nach außen tragen, wirkt suboptimal.
Fazit: