Skoda Vision E – Vorbote der elektrischen Zukunft

Bei der Elektro-Offensive, die der Volkswagenkonzern ab 2020 mit den sogenannten I.D.-Modellen fahren will, möchten die Töchter kräftig mitmischen. Als erste Marke meldet sich Skoda. Auf der internationalen Messe Auto China 2017 präsentieren die Tschechen nach über 120 Jahren klassischen Automobilbaus ihr erstes Elektroauto, genannt: „Vision E“. Der knapp 4,70 Meter lange Crossover, ein Mix aus SUV und Coupé, soll in spätestens drei Jahren als Serienmodell auf dem Markt sein.
„Die Vision E verkörpert perfekt unsere Elektromobilitätsstrategie“, sagt Bernhard Maier, der Vorstandschef von Skoda. Und ergänzt: „Es werden weitere Elektromodelle folgen.“ Bis 2025 wird Skoda neben Plug-in-Hybriden fünf rein elektrisch angetriebene Modelle im Programm haben. „Von diesem Zeitpunkt an wird jeder vierte weltweit verkaufte Skoda einen Plug-in-Hybrid- oder reinen Elektroantrieb haben“, so Maier.

Ein besonderer Hingucker sind die gegenläufig öffnenden Türen

Die Basis dabei bildet der sogenannte MEB, der modulare Elektrifizierungsbaukasten. Auf dieser konzernweit entwickelten Architektur wird eine Vielzahl an E-Autos mit den unterschiedlichsten Karosserieformen stehen. Hatchback (Golf), Minivan, Crossover, SUV, Limousine, Coupé und Lieferwagen gelten als gesetzt. Und wer weiß, vielleicht gibt es eines Tages sogar ein Cabriolet, mit dem sich die frische Frühlingsluft lautlos genießen lässt.

Dass Skoda China als Premieren-Land für seine Vision E wählt, hat seinen Grund. Das Reich der Mitte will zum einen seine Smogprobleme in den Großstädten in den Griff bekommen, zum anderen zum Leitmarkt für emissionsfreies Fahren aufsteigen. Die Regierung plant sogar, gewisse Quoten einzuführen. Nach denen werden die Autobauer gezwungen, einen immer größer werdenden Teil ihrer normalen Angebotspalette als E-Fahrzeuge anzubieten. Schon heute ist China der größte Elektromarkt der Erde. Hier werden rund dreimal so viele Stromer neu zugelassen wie im Rest der Welt zusammen.

Der Innenraum ist sehr futuristisch

Angetrieben wird der Skoda Vision E von gleich zwei Elektromotoren. Einer sitzt an der Vorderachse (75 kW/102 PS), der andere mit 150 kW/204 PS an der Hinterachse, was den Crossover zu einem wintertauglichen Allradfahrzeug macht. Die gemeinsame Leistung beträgt 225 kW/306 PS. Dennoch begrenzt Skoda die Höchstgeschwindigkeit auf 180 km/h. Darüber würde die Batterie sonst zu schnell leer werden. In der Studie hat sie eine Kapazität von 83 kWh. Anders könnte Skoda sein Versprechen nicht halten, mindestens 500 Kilometer mit einer Batterieladung fahren zu können.
Das Design der Studie Vision E stammt noch von Skodas Ex-Designchef Jozef Kaban. Er wechselte kürzlich zu BMW. Auffallend sind die stark betonte Coupé-Form und der Verzicht auf den mittleren Türpfosten (B-Säule). Letzteres wird allerdings keinen Einzug in die Serie finden. Skoda sieht, welche Probleme der BMW i3 mit seinen Schmetterlingstüren im Alltag hat. Möglich dagegen, dass es bis 2020 erlaubt ist, kleine Kameras statt Rückspiegel zu montieren. „Sie verbessern die Aerodynamik“, sagt Karl Neuhold, Leiter Exterieur Design.

Der Skoda Vision E ist ein Vorbote der elektrischen Zukunft

Innen wird versucht, alles möglichst luftig, cool und ultramodern zu halten. Eine Mittelkonsole gibt es nicht mehr, dafür nach außen schwenkbare Einzelsitze (zum leichteren Ein- und Aussteigen), mehrere Touchscreens und sämtliche Konnektivitäts-Features (WLAN-Hotspot, Internet). Natürlich will Skoda auch in diesem Concept Car einmal mehr seine „Simply-Clever“-Philosophie zum Ausdruck bringen. So befinden sich in den Türablagen praktische Handyhalter, in denen das Smartphone induktiv geladen werden kann. Ohne lästiges Hantieren mit dem Kabel lässt sich sogar das ganze Auto laden. Die Vision E besitzt hierfür eine Induktionsplatte unter dem Wagenboden. „Wir können 80 Prozent der Batteriekapazität in nur 30 Minuten aufladen“, sagt Skoda Entwicklungsvorstand Christian Strube.

Wenn der „tschechische Tesla“ Serienstatus erreicht hat, wird er gleichzeitig auch autonom fahren können, zumindest auf Level 3. Das heißt, der Fahrer kann seine Hände vom Lenkrad nehmen und beispielsweise auf der Autobahn die nervige Kolonnenfahrt oder den Stop-&Go-Verkehr dem Computer überlassen. Sobald der Wagen im Autopilot-Modus unterwegs ist, lassen sich die Vordersitze weit nach hinten schieben und das Lenkrad wird angehoben. „Dies ermöglicht uns, maximales Raumgefühl bieten“, so Strube.

Das Auto soll den Elektro-Giganten Tesla angreifen

Über Preise spricht Skoda zum heutigen Zeitpunkt natürlich noch nicht. Wer die tschechische Volkswagenmarke jedoch kennt, weiß, dass man hier stets viel Auto fürs Geld bekommt. Finanziell förderlich dürfte auch die gemeinsame Entwicklung mit der Wolfsburger Mutter sowie die breiten Streuung der MEB-Technik im Konzern sein. Experten gehen davon aus, dass Skodas erstes Elektroauto trotz seiner großen Batterie – sie ist und bleibt der teuerste Posten – weniger als 40.000 Euro kosten wird. Zum Vergleich: Jaguars gleichgroßer I-Pace wird nicht unter 75.000 Euro zu haben sein. (Michael Specht/SP-X)

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