Markenvorschau: Mitsubishi

Mitsubishi nutzt die Allianz mit Nissan und Renault, um zügig sein Portfolio auszubauen. Doch bis zum reinen Elektroauto wird es noch etwas dauern.

Es ist weniger als drei Jahre her, dass Mitsubishi für Europa keine neuen Modelle mehr entwickeln wollte. Der Entschluss war gleichbedeutend mit dem langsamen Abschied der Marke aus der Alten Welt. Hauptgrund: zu hohe Entwicklungskosten, besonders was die Crash- und Emissionsvorschriften anbelangten.

Stattdessen wollte Japans ältester Autobauer im Rahmen seiner Allianz mit Nissan und Renault den Fokus verstärkt auf Asien und die USA legen. Es kam anders. Werner Frey, Geschäftsführer von Mitsubishi Deutschland, nennt diesen Umdenk-Prozess schlicht „Revitalisierung“. Eingeleitet hatte sie unter anderem der Eclipse Cross als Plug-in-Hybrid. Das kompakte SUV-Coupé war für Europa nahezu fertig entwickelt, die Nachfrage gut. „Ein Rückzieher wäre wirtschaftlich alles andere als sinnvoll gewesen“, erinnert sich Werner Frey. Allein im vorigen Jahr entschieden sich in Deutschland fast 19.000 Kunden für den Eclipse Cross, der damit Platz zwei im Ranking aller auf dem deutschen Markt angebotenen Plug-in-Hybridmodelle belegte.

Doch nur mit einem SUV-Coupé und einem zweiten Modell, dem Kleinwagen Spacestar, dürfte die Revitalisierungsstrategie nicht aufgehen. Zumal Mitsubishi 2021 sowohl sein Flaggschiff Outlander als auch das kleine SUV ASX aus dem Programm genommen hat. Nun galt es, diese Lücke möglichst zügig zu schließen. Da eine Eigenentwicklung außer Frage stand (zu teuer, zu zeitintensiv), bediente man sich kurzer Hand bei der Konzernschwester Renault und wählte die Lösung „Badge Engineering“. Basis für den neuen ASX bildet somit der Renault Captur. Eine gute Entscheidung, das City-SUV der Franzosen verfügt über moderne Antriebe, hat ein gefälliges Design und ist nicht ohne Grund europäischer Bestseller seiner Klasse (B-Segment). Zudem kann Mitsubishi mit dem ASX erstmals ein Modell mit einem Vollhybridantrieb anbieten, das Mitsubishi-Europa-Chef Frank Krol als das meistverkaufte innerhalb der Baureihe sieht.

Schon für den Herbst planen die Japaner ihr zweites Renault-Schwester-Modell, den Colt. Er basiert auf dem Clio, soll aber deutlich mehr optische Unterschiede aufweisen als es der ASX gegenüber dem Captur tut.

Damit hätte Mitsubishi sein Modellangebot gegenüber dem vergangenen Jahr verdoppelt. Und es gibt bereits eine Nummer fünf fürs Portfolio. Deutschland-Chef Werner Frey hofft, 2024 auch die nächste Generation des Outlander verkaufen zu können. Der Vorgänger zählte zu den meistverkauften Plug-in-Hybriden weltweit. In den USA ist der neue Outlander längst auf den Markt, gewachsen um vier Zentimeter in der Länge und fünf in der Breite, mit wuchtiger Front und robustem Auftritt. Dazu gibt es innen ein neues, volldigitalisiertes Cockpit mit Head-up-Display und großem Touchscreen in der Armaturenbrettmitte. In Deutschland soll das bis zu siebensitzige SUV ausschließlich elektrifiziert angeboten werden. Für Vortrieb sorgen ein 2,4-Liter-Vierzylinder-Benziner plus zwei E-Maschinen. Die Batteriekapazität soll eine Reichweite von 61 Kilometer ermöglichen.

Unbeantwortet lässt Mitsubishi derzeit die Frage nach einem vollelektrischen Modell. Immerhin waren die Japaner mit dem kleinen i-MiEV vor mehr als zehn Jahren eine Art Vorreiter. Zudem steht in der Allianz eine fertig entwickelte Plattform (CMF-EV) bereit. Sie nutzen bereits Renault Mégane und Nissan Ariya. Eine Nummer kleiner steckt sie unter dem elektrischen Renault 5, der 2024 auf den Markt kommt. Es wäre ein Leichtes für Mitsubishi, hier spätestens 2025 ein Derivat im B- oder C-Segment für sich abzuleiten – und dies ohne den Weg des „Badge Engineering

Michael Specht/SP-X

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