Erste Ausfahrt: Nissan Pulsar

Fahrbericht Nissan Pulsar 1.5 dCi Tekna

Zuerst einmal: Der Nissan Pulsar ist ein Auto. Er tut alle die Dinge, die man von einem Auto erwarten darf. Er erreicht Geschwindigkeiten die hoch genug sind, um die Distanzen zwischen A und B in einem angemessenen Zeitfenster zurück zu legen. Und er tut es auch, mit fünf Personen an Board, und er bietet diesen ein akzeptables Maß an Komfort und Platz.

Zudem ist er wirtschaftlich im Verbrauch. Und sein Kofferraum bietet eine ordentliche Größe. Er ist auch in der Anschaffung nicht zu teuer und er passt locker in jede durchschnittliche Garage.

Wenn man von einem Auto nicht mehr erwartet, als das es genau das tut, wozu ein Auto mal erfunden wurde – dann sollten man sich  also den Pulsar mal genauer anschauen.

Nissan Pulsar: Der Rückkehrer

Der Pulsar markiert Nissans Rückkehr in das “Automobile C-Segment”, so nennt man die brave Klasse der Kompaktwagen. Die Klasse die sich über die Jahren als das Segment mit dem brutalst möglichen Wettbewerb im Automobil-Markt herausgestellt hat. Und er wird sich hier mit dem (frischen) Ford Focus, dem (bald frischen) Opel Astra und dem (ewig frischen) VW Golf anlegen müssen.

Unverkennbar ein Nissan. Die abfallende Motorhaube, der V-förmige Kühlergrill, der Anstieg der Seitenlinie bis zum Hintern mit den boomerangförmigen Rückleuchten. Der Pulsar ist ganz unverkennbar ein Nissan geworden. Allerdings tut man sich auf den ersten Blick ein wenig schwer. Unschlüssig um welches Modell es sich genau handelt.

Wer einsteigt findet einen Innenraum der mit hochwertig wirkenden Materialien ausgestattet wurde. Zudem perfekt montiert. Alles wirkt sehr solide. Bis auf die Mittelkonsole, die scheint vor der Mitte des Armaturenbretts leichtgewichtig zu schweben. In der Mittelkonsole findet sich der Touchscreen, der Schaltzentrale für eine fast überwältigende Vielzahl von Features, inklusive dem Nissan-Sicherheitspaket mit dem Namen Safety Shield.

Natürlich mit Safety Shield

Das Nissan Safety Shield kombiniert  einen Spurhalteassisten und eine 360° Rundum-Bewegungserkennung, die den Fahrer über Fußgänger oder Tiere außerhalb des Blickfeldes warnt. Es gibt auch den 360-Grad-Rundumsicht-Monitor mit Parkhilfe und das NissanConnect-System, mit dem man sein Smartphone an das ganze Paket anbinden kann. Und natürlich enthält es ein Navigations-System. Aber man muss dann schon auch zur Top-Level-Ausstattung Tekna greifen, wenn man von alle dem profitieren will.

Auch wenn das konkav geformte Armaturenbrett das Platzangebot rein optisch noch ein wenig aufbohrt, man fühlt sich überwältig vom Raumgefühl im neuen Nissan Pulsar. Breiten Schultern und weit ausladenenden Ellenbogen wird genug Platz geboten. Und das, obwohl er mit 4.39 Metern Länge nicht der Größte in seinem Segment ist. Angesiedelt zwischen Ford Focus und Opel Astra, kann er dennoch mit einem fast unglaublichen Raumangebot punkten. Vor allem die Fond-Passagiere profitieren von dem längsten Radstand in dieser Klasse. Die Beinfreiheit des neuen Nissan Pulsar dürfte auch Autos aus einer Klasse darüber noch gut übertrumpfen.

Und auch das Platzangebot des Kofferraums ist gut. Im Normallfall stehen 385 Liter zur Verfügung. Klappt man die Rücksitze um, erhöht sich das Volumen auf bis zu 1.395 Liter.

 

 

Nur mit Turbo

Zwei Turbomotoren mit 115 PS oder 110 PS stehen zum Start zur Verfügung. Der eine ist ein 1.5 Liter Dieselmotor und der andere der neue 1.2 Liter DIG-T Turbomotor, den man bereits aus dem neuen Qashqai kennt. Der Dieselmotor ist ein alter Bekannter aus unzähligen Renault/Nissan-Modellen, wurde aber für den neuen Pulsar umfassend überarbeitet. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf den Nebengeräuschen und unerwünschten Schwingungen. Dank dieser Überarbeitungen wirkt auch das in Serie verbaute Start/Stopp-System nun angenehmer integriert und wird als weniger störend empfunden.

Das Fahrwerk des neuen Pulsar ist erst einmal komfortabel. Er bügelt Frostaufbrüche und Dehnungsfugen sanft glatt und dämpft lange Bodenwellen heraus. Auf der anderen Seite bremst das weiche Fahrwerks-Setup aber auch allzu engagierte Fahrweisen auf dynamischen Landstraßen aus. Sanft von links nach rechts schwingend bewältigt man unterhaltsame Kurvenkombinationen, während man als Fahrer eigentlich gerade das spaßig-dynamische Abenteuer auf der Landstraße sucht. Wer also den dynamischen Landstraßen-Swing sucht, der wird mit unerfüllten Erwartungen aussteigen. Komfort ist wichtiger als Dynamik.

Dafür ist der neue Pulsar ordentlich wirtschaftlich. Nissan gibt zwar 3.6 Liter als Normverbrauch an, und nach den Testfahrten waren an deren Stelle 4.9 Liter je Hundertkilometer (Diesel) zu bemerken – berücksichtigt man aber die teilweise Digital-Strategie des Fahrers bei dieser ersten Ausfahrt im spanischen Hinterland, dann ist das noch immer ein beeindruckender Wert.

Nissan Pulsar 01 innenraum details 2015
Der 1.5 Liter Turbodiesel mit 110 PS.

 

Fazit:

Der Pulsar wird eine Menge Autofahrer zufriedenstellen. Er leistet alles, was man erst einmal von einem Auto erwartet. Er ist komfortabel, er ist leise und er bietet genug Platz – nur die Punkte: “interessant, spannend, aufregend” wurde irgendwie nicht berücksichtigt.

Das könnte sich im nächsten Jahr ändern, wenn Nissan die 190 PS Version des Pulsar präsentiert und natürlich, sobald es eine NISMO-Variante geben wird. Und die wird es geben.

Bis dahin ist der neue Pulsar eine Alternative für Note-Piloten die ein wenig aufrüsten wollen, denen der Qashqai aber bereits zu groß und ein Toyota Auris einfach ein wenig zu aufregend ist.

Berechenbar, sinnvoll und angemessen.

Allerdings ist berechenbar und angemessen in diesem Segment nicht genug. Ein wenig mehr “Spaß, Charakter und Spannung” ist in diesem Umfeld schon notwendig.  Und so bleibt zu befürchten, auch der Pulsar könnte den Weg des Almera gehen.

 

 

 

Text & Fotos von außen: Phil Huff | Fotos Innenraum: Nissan | Aus dem englischen von Bjoern Habegger
Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts