So läuft’s: Europas größtes Autoterminal

Autos soweit das Auge sehen kann. Der Horizont wird gebildet aus bunt zusammen gewürfelten Silhouetten bekannter Automodelle. Kommt man den Fahrzeugen näher dann wirken viele Modelle merkwürdig maskiert. Folien, Hauben, Puffer und Radkappen aus durchsichtigem Kunststoff rund um die Autos. Das haben beide Varianten gemeinsam, egal ob für den Import oder den Export – wenn Automobile auf die weite Schiffsreise geht, dann schützen die Hersteller ihre Neufahrzeuge zum Teil sehr aufwendig vor möglichen Transportschäden.

Bremerhaven – Nabel der Automobil-Exporte

Es ist das größte Europäische Autoterminal. In Bremerhaven kümmern sich jeden Tag tausende von Mitarbeitern um dem reibungslosen Ablauf hinter den Kulissen des Neuwagen-Geschäfts.  Organisiert und betrieben wird das emsige Treiben vom Unternehmen BLG Logistics. Mit weltweit fast 16.000 Mitarbeitern gehört BLG zu den Großen im Logistik-Geschäft. Alleine auf der 2.4 Millionen m² großen Fläche rund um den See-Hafen von Bremerhaven arbeiten jeden Tag hunderte von Menschen an nur einer Aufgabe:

Neuwagen von den Schiffen fahren, Neuwagen auf die Schiffe fahren

Die gelben Zafiras sind die "BLG-Taxen" mit denen die mehrere hunder Mann starke Truppe der BLG-Fahrer die Schiffe mit Neuwagen be- und entlädt.
Die gelben Zafiras sind die “BLG-Taxen” mit denen die mehrere hundert Mann starke Truppe der BLG-Fahrer die Schiffe mit Neuwagen be- und entlädt.

Der günstigste Transportweg in die USA oder nach Asien ist das Schiff. Die Neu-Fahrzeuge der deutschen Premium-Hersteller verschlägt es von Bremerhaven in die ganze Welt. Und aus der ganzen Welt kommen die Import-Modelle von Herstellern wie Hyundai, Kia oder Suzuki nach Bremerhaven und von dort gelangen Sie zu den Automobil-Händlern in Deutschland und Europa.

BLG Logistics wurde 1877 – einer Zeit in der es noch keine Autos gab, von Bremer Kaufleuten gegründet und bewegt heute die stolze Summe von 6.8 Millionen Fahrzeugen. War es am Anfang das Kerngeschäft die Fahrzeuge auf die teilweise bis zu 6.000 Fahrzeuge fassenden Autotransport-Schiffe zu verladen und zu löschen (entladen), umfasst die Arbeit am Standort in Bremerhaven heute viel mehr Aufgaben.

Am Ende des Waschbandes wartet die erste Qualitätskontrolle.
Am Ende des Waschbandes wartet die erste Qualitätskontrolle.

Die Qualitätskontrolle

Während die Export-Modelle aus deutscher Automobil-Fertigung binnen weniger Tage den Weg von der Bahnschiene (z.Bsp.: Mercedes-Benz liefert täglich frische A- und B-Klassen aus dem Werk in Rastatt und Bremen, per Zug nach Bremerhaven), über den Hof der BLG und in den Bauch der oftmals locker 240 Meter langen Frachtschiffe finden, bleibt zum Beispiel bei den aus Japan importierten Fahrzeugen oft mehr Zeit, aber auch Arbeit über.

Entladen, parken, putzen, kontrollieren, ausliefern. So der eigentliche und noch übersichtliche Verlauf von Fahrzeugen aus japanischer oder koreanischer Produktion. BLG bietet jedoch mittlerweile mehr an, als nur die Aufbereitung der importieren Modelle und der Lagerung bis zur Auslieferung an die Händler.

Bremerhaven

Längst ist der Logistik-Experte zum Automobil-Experten geworden. 

Der japanische Automobil-Hersteller Suzuki vertraut zum Beispiel auf die umfangreichen Dienstleistungen der BLG.  Das abziehen der Transport-Schutzfolien und anschließende säubern der Fahrzeuge in einer der 5 Waschstraßen am Standort Bremerhaven ist, nach der langen Reise, für viele Modelle des japanischen Kleinwagen-Experten nur der erste Schritt.

Bremerhaven

Die erste Fahrzeugwäsche

Exemplarisch ein Blick auf das 4×4-Erfolgsmodell aus dem Hause Suzuki, den kleinen Jimny. Nachdem die neu angelieferten Jimnys im Gänsemarsch von den großen Transportschiffen entladen wurden, wartet im ersten Schritt eine “Entfolierung” auf sie. Hauben und andere große Flächen müssen von den Kunststoffschutz-Folie befreit werden die zum Schutz des Lacks aufgeklebt wurden. Danach geht es zur ersten Wäsche des Autoleben in die Waschanlage.

Kontrolliert wird der Prozess des entladens, parken und der Aufbereitung bis hin zur Verladung auf Sattelzüge, sobald die neuen Jimnys zu den Händlern gehen, per Barcode-Aufkleber an den Fahrzeugen und einem EDV-System. So wissen immer alle – die BLG, der Händler und der Hersteller, wo, welcher Jimny, zu welcher Zeit steht.

Noch auf dem Band nach der Waschanlage bekommen die Modelle die richtigen Handbücher und Service-Sticker verpasst. Strenge Blicke prüfen den dann im Neuwagen-Glanz erstrahlenden Jimny (gilt für alle Fahrzeuge in Bremerhaven) auf Macken und Mängel.

Bremerhaven Bremerhaven

Wachs drunter

Suzuki-Modelle für den deutschen Markt bereitet die BLG-Werkstatt noch einmal besonders auf. Hier gehört eine umfangreiche Behandlung mit Schutzwachsen für den Unterboden, die Hohlräume und auch den Motorraum dazu.  Am Standort in Bremerhaven betreibt die BLG fast 300 Mitarbeiter in vier Technikzentren. Dort wurden 2012 233.000 Fahrzeuge bearbeitet. Von der Beule im Blech, über Kratzer im Lack, bis hin zu Sondermodelle ist auf der 28.000m² Technikfläche vieles möglich. Zum Beispiel Sondermodelle:

Jimny Ranger BLG Bremerhaven

Der Jimny wird zum Förster

Auf der deutschen Seite von Suzuki ist der “souveräne Begleiter für Jäger” zu finden, er trägt dort den Namen “Ranger”. Der Jimny Ranger ist jedoch eine Erfindung des deutschen Suzuki-Importeurs. Einen speziell für “Jäger” vorbereiteten Jimny, das hatte man in Japan nicht vorgesehen. Damit dennoch niemand vom Jägerglück verlassen wird, baut BLG (auf Wunsch von Suzuki) in einer ihrer Technik-Hallen den Jimny zum “Jimny Ranger” um. Dazu gehört die Montage der Anhängerkupplung, ein Trenngitter im Innenraum, eine Schweißwanne und andere Details.

Bremerhaven

Der Weg zum Kunden

Vom Schiff, zur Aufbereitung, durch die Qualitätskontrolle und mit angepasster Ausstattung auf den Parkplatz. Sobald die in Bremerhaven eingereisten Import-Modelle, der größte Importeur ist im übrigen BMW mit seinen Modellen aus den US-Fertigung, ihren Weg gefunden haben, geht es schon wieder auf einen der großen Parkplätze.

Von dort führt dann die letzte Etappe auf dem Weg zum Kunden üblicherweise auf die Ladefläche einer der 510 BLG-Autotransporter.

Wenn der Wagen diesen Transport verlässt, irgendwo in Deutschland, dann ist das im Falle des Jimny das Ende einer mehr als 7.000 Kilometer langen Reise – der Tacho des Neuwagen ist dank Schiff und LKW aber noch immer jungfräulich.

 

 

 

 

 

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