Der stilbewusste Range Rover Evoque ist Erfolg gewohnt. 800.000 Exemplare des noblen Kompakt- SUV wurden seit 2011 gebaut, 40 000 fanden allein in Deutschland ihre Käufer. Da gab es keinen Grund, für die zweite Generation des meistverkauften Range Rover am optischen Aufritt groß zu rütteln. Ein paar Retuschen an der Linienführung, die aus dem Velar bekannten versenkbaren Türgriffe, schmalere Rücklichter und LED-Scheinwerfer, das sollte reichen. Dafür spendierten die Briten dem Evoque jetzt eine neue Plattform mit Platz für elektrifizierte Antriebe, ein neues Fahrwerk sowie reichlich neue Technik. Bis auf die Türscharniere ist laut Land Rover alles neu.
Der Technik ruhig mal Vertrauen schenken
Zugegeben, die Fahrt über den künstlichen Offroad Parcours im neuen Range Rover Evoque ist weit weniger schnell als die mit der Achterbahn auf dem Hamburger Dom. Aber nicht minder aufregend. Stoisch schiebt sich der knapp zwei Tonnen schwere, 4,37 Meter lange SUV die 30 % Steigung des Stahlgestells in Sichtweite des Hafengeländes nach oben. Das ist keine Herausforderung für den serienmäßig mit Neungangautomatik und Allrad ausgestatteten 240 PS starken Diesel. Die Terrain Response 2 erkennt, auf welchem Untergrund man sich gerade befindet und justiert alle Fahrzeugsysteme entsprechend. Doch trotz allem Vertrauen in die Fahrzeugtechnik nimmt der Adrenalinspiegel gerade eher zu, denn links und rechts der Räder bleiben auf der metallenen Rampe nur wenige Zentimeter Spielraum.
Doch jetzt und auch für den späteren Moment des Abkippens in Richtung Boden zeigt sich die neue „Clear Sight Ground View- Kamera“, die einen 180 Grad – Blick unter das Fahrzeug erlaubt, sehr hilfreich. Sie kann zwar das Kribbeln im Bauch nicht ganz verhindern, verschafft aber zusammen mit den Anweisungen des Instruktors zumindest Beruhigung darüber, wo sich die Räder gerade befinden und in welche Richtung man einschlagen muss.
Wollmisch – oder Eukalyptus – Textilgewebe lassen Veganer aufatmen
Ein kurzer Stopp zum Luftholen vor dem nächsten „Hindernis“ erlaubt es, sich im unverändert elegant und aufgeräumt wirkenden Innenraum des Evoque genauer umzuschauen. Er wirkt geräumiger als vorher, obwohl der Radstand nur um 20 Millimeter zugelegt hat. Den Platz im Gepäckabteil hat Range Rover um 16 Liter auf 591 auf 1383 Liter aufgestockt. Veganer können aufatmen, anstelle von Tierhäuten können sie zu Sitzen aus einem Wollmisch – oder Eukalyptus-Textil Gewebe greifen.
Neuer Wahlhebel und Infotainment-Update
Abgesehen von dem neuen und griffigeren Wahlhebel, der den Automatikdrehknopf des Vorgängers ablöst, fallen die beiden hoch auflösenden Glas-Touchscreens ins Auge, die die in die Jahre gekommene Infotainment-Ausrüstung der ersten Generation des Evoque up-datet. Die Anzahl der Bedienelemente wurde reduziert, Bis zu acht mobile Endgeräte können jetzt endlich auch per Apple Car Play oder Android Auto gekoppelt werden. Der Rückspiegel zeigt auf Knopfdruck ein gestochen scharfes Kamerabild an, das mit einen 50 Grad-Winkel den Blick nach hinten auch über den Kopf von Passagieren im Fond hinweg zulässt.
Unter der Haube des Evoque hat – abgesehen vom Einstiegsdiesel – in allen erhältlichen Vierzylinder Benzinern ( 200/ 250 und 300 PS) und Selbstzündern (150/180 und 240 PS) die Mild-Hybrid-Technik Einzug gehalten. Das 48-Volt-Bordnetz mit Riemen-Starter-Generator rekuperiert Energie und setzt beim Beschleunigen per Elektro-Boost noch einen drauf. Mit dem Einsatz des Systems versprechen die Briten mehr Effizienz und notieren im Datenblatt für die Diesel rund sechs, für die Benziner rund acht Liter Verbrauch auf 100 km. Nach unserer Fahrt mit dem ordentlich straff abgestimmten SUV auf Asphalt und einem Mix aus Autobahn und Landstraße im Umland der Hansestadt zeigte der Bordcomputer für den 200 PS Benziner etwa drei Liter mehr.
Das Basismodell des kleinsten Landy, den es voraussichtlich nur noch als Viertürer und nicht mehr als Zweitürer oder als Cabriolet geben wird, steht mit einem umfassenden Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten und aktivem Spurhaltesystem serienmäßig ausgestattet für ab 37.350 Euro in der Liste. Das teuerste Modell mit dem großem Benziner und in der sportlichen R-Dynamic-Ausführung startet bei 69.550 Euro. Zusätzlich zu den Diesel- und Benzin-Versionen verspricht Land Rover noch in diesem Jahr einen Plug-in-Hybrid mit einem Dreizylinder Benziner.
Text : Solveig Grewe
Fotos: Solveig Grewe, Tobias Kempe, Hersteller