Drei Fragen an: Gorden Wagener, Chief Design Officer Daimler Group

Mit dem EQS beginnt für Mercedes in gewisser Weise ein neues Zeitalter. Das spiegelt sich auch in dem Design des Tesla-Konkurrenten.

Mercedes macht seiner altgedienten S-Klasse mit einem eigenständigen Elektro-Modell Konkurrenz. Der EQS fällt radikal anders aus. Ganz auf klassische Design-Zutaten wollte Chefgestalter Gorden Wagener aber nicht verzichten. 

Frage: Der EQS ist der elektrische Bruder der S-Klasse. Eine besondere Familienähnlichkeit ist aber nicht zu erkennen. 

Wagener: Das stimmt. Der EQS soll sich auf den ersten Blick von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor unterscheiden. Dank der neuen Architektur konnten wir uns von der klassischen Formensprache der Oberklasse lösen und etwas radikal Neues machen. Das fängt mit der geschwungenen, bogenförmigen Silhouette, der weit nach vorne versetzten, sehr geräumigen Passagierkabine sowie dem runden Fließheck an. Und endet noch nicht bei der hochglänzend schwarzen Black-Panel-Front an der Stelle, wo bei konventionellen Autos der Kühlergrill mit Mercedes-Stern sitzt.

Frage: Auf eine kleine Fronthaube wollten Sie aber dennoch nicht verzichten – auch wenn sie keinen Motor mehr beherbergt. Warum?

Antwort: Ich finde ein Auto mit Haube formal schöner; sie gibt dem Fahrzeug mehr Balance. Es sprechen aber auch praktische Gründe für ein Festhalten an ihr, etwa die Crash-Sicherheit oder die Möglichkeit einen HEPA-Filter für beste Luftqualität im Innenraum darunter zu platzieren. Zudem würde ohne Haube die Windschutzscheibe sehr viel größer werden, was zu Reflexionen und erhöhter Sonneneinstrahlung führen würde. Gerade bei einem E-Auto will man die Klimaanlage ja nicht unnötig belasten. Beim EQS fällt die Front allerdings kurz und flach aus. Und fugenlos, denn man muss sie im Alltag nicht mehr öffnen. 

Frage: Haben Sie keine Angst, dass das ungewöhnliche Design konservative S-Klasse-Kunden abschreckt? 

Antwort: Wer klassisches Design lieber mag, findet in der S-Klasse ja weiterhin ein Angebot. Nicht komplett elektrifiziert, aber beispielsweise mit Plug-in-Hybridantrieb. Davon abgesehen: Für nicht wenige unserer Kunden stellt sich die Entweder-oder-Frage gar nicht, viele haben mehrere Autos in der Garage. Warum nicht eine S-Klasse und einen EQS?

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