Vermutlich besitzt Aston Martin die einzige Auto-Fabrik Manufaktur, die von außen wie ein futuristisch-aristokratisches Bollwerk aussieht. Im Inneren überwiegt dann der Manufaktur-Charakter. Fast schon zu normal für die Geburtsstätte der Aston Martin Modelle. Aber, es ist eben zuallererst vor allem ein Automobil-Werk. Nur an diesem Tag herrscht Ausnahmezustand. Die Bänder stehen still, stattdessen vibriert die Luft vor Anspannung. Ohrenbetäubender Lärm, als der aktuelle Red Bull F1 mit Daniel Ricciardo am Steuer in die Halle einfährt. Die Show ist gut geplant und verfehlt ihre Wirkung nicht. Begeisterung in den Gesichtern der Aston Martin Mitarbeiter.
Britisches Hypercar – made by “Zuckerbrause” und Aston Martin
Dass es in der Formel 1 Rennfahrer gibt, die das F1-Team von Red Bull gerne als das “Zuckerbrause-Team” verspotten, nehmen Adrian Newey und Christian Horner hin. Sie machen sogar Witze darüber. Dass man als Red Bull F1 gezeigt hat, was geht, ist jedem bewusst. Das F1-Team gehört zu den Spitzen-Teams der Formel 1. Und mit Aston Martin hat man seit Beginn des Jahres einen neuen Motoren-Sponsor. (Dass derzeit noch Triebwerke mit französischen Wurzeln im 2016er Red Bull röhren, lassen wir hier mal außen vor.)
Red Bull und Aston Martin, eine Mischung, die vibranter nicht sein könnte. Auf der einen Seite ein Hoch-Technologie-Rennstall, auf der anderen Seite die britische Traditionsmarke Aston Martin. Und ein Name wird besonders wichtig: Adrian Newey. Er gilt als der erfolgreichste F1-Konstrukteur der Geschichte. Er hat F1-Weltmeister-Rennfahrzeuge am laufenden Band entwickelt und dennoch, ein Traum soll ihm bislang verwehrt geblieben sein. Sein “eigener”, von ihm konstruierter Sportwagen für die Straße. Doch wer 1+1+1 zusammen zählt, der merkt schnell, ein Aston Martin – entwickelt mit dem Herzen von Red Bull und der Brainpower von Adrian Newey – wird nicht einfach nur ein weiterer Sportwagen. Dafür wurde die Klasse der “Hypercars” erfunden.
Dreimal so teuer wie ein Porsche 918
Ein futuristischer Supersportwagen mit Wurzeln in der Formel 1. Als Daniel Ricciardo, Adrian Newey, Christian Horner und Aston Martin Chef Andy Palmer (dessen Werdegang im übrigen vor allem von der Marke Nissan geprägt ist und sich damit die Brücke zum vorherigen Red Bull Motorpartner Infiniti schlagen lässt) den AM-RB 001 vor der begeisterten Aston Martin Belegschaft im Werk Gaydon enthüllen, wird schnell klar: Adrian Newey wird auch bei diesem Entwurf keine 08/15-Lösungen akzeptieren.
Riesige Luftschächte, ein großer Diffusor und die Integration der Fahrgastzelle in ein Chassis aus Carbon – dieses Hypercar wird die Grenzen der Physik nicht verändern, aber die erlebbare Dimension verschieben.
Noch sind die Fakten eher rar. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gewicht und Leistung.
Also, weniger als 1.000 Kilogramm Leergewicht, aber mehr als 900 PS? Und für Adrian Newey kann es nur ein V12-Motor sein. Kein anderes Triebwerk verspricht diese Leistungsfähigkeit, nicht aufgeladen, denn Adrian Newey will den explosiven Charakter des Saugmotors, die pure Drehfreude, erhalten. Es wird spannend zu sehen sein, wie Aston Martin und Red Bull die Anforderungen umsetzen. In nicht einmal 2 Jahren soll der AM-RB 001 in Serie gehen. Mehr als 2.5 Millionen Pfund teuer. Und nicht mehr als 150 Exemplare. Zusammen mit Aston Martin und Red Bull ist der Bubentraum von Adrian Newey nun zu einem glanzvollen Hypercar-Projekt gereift.
Dass man am Ende die Hypercar-Riege von Bugatti, McLaren P1 und LaFerrari da niederbügelt, an diesem Tag, an diesem Ort, in der aristokratischsten aller Auto-Manufakturen, das ist eh klar.