Nicht alles, was man sich ausdenkt und der Öffentlichkeit vorstellt, muss gleich funktionieren. Manchmal will man ja auch nur mal testen, wie etwas ankommen könnte oder einfach aufzeigen, was möglich wäre, wenn man denn wollte.
Heute endet die erste sogenannte IAA Mobility in München und nicht wenige unken, es sei auch die letzte gewesen. Wir haben uns dazu noch keine abschließende Meinung gebildet, allerdings fielen uns verschiedene Kleinigkeiten auf, die zumindest nicht gerade auf eine wachsende Bedeutung dieser Messe hindeuten. Die, darauf hatte der VDA im Vorfeld schon hingewiesen, kann bei einem relativ offenen Konzept wie in der bayerischen Landeshauptstadt nicht mehr (allein) an den verkauften Tickets gemessen werden. Vielmehr müsse auch die Online-Präsenz des Publikums mitgezählt werden. Wer dabei was zählt, wird uns natürlich nicht verraten. Dafür gibt es spezielle Agenturen, die für ihre Auftraggeber genau auflisten warum die IAA nicht so toll war oder – viel wahrscheinlicher – warum eben doch.
Kaum Berichte online
Früher war für die Bewertung „toll“ unter anderem auch eine gewisse mediale Resonanz wichtig, also wieviel und vor allem wie viel Positives berichtet wurde. Auch das steht natürlich abschließend noch nicht fest, aber Stichproben unserseits bei den üblichen Qualitätsmedien und den größeren Portalen ergaben vorsichtig gesagt zumindest keinen Zuwachs an Berichterstattung. Genau genommen musste man schon am Dienstag ziemlich lange suchen, um überhaupt IAA-Themen online zu finden. Vom hektischen Live-Getickere anlässlich früherer Auto- oder Konzern-Präsentationen war man jedenfalls ungefähr so weit weg wie München von Friedrichshafen.
Womit nichts gegen die am Bodensee zum letzten Mal stattgefundene Eurobike-Messe gesagt sein soll. Die Radler übernehmen schließlich künftig ganz clever nicht nur den ehemaligen IAA-Messestandort Frankfurt, sondern haben auch die Internationale Automobilausstellung Mobility – schon seltsam, wenn man es ausgeschrieben liest – ganz nebenbei gekapert. Es gab in München jedenfalls deutlich mehr Fahrradpremieren als neue Autos oder automobile Konzepte.
Kostenlos aber trotzdem begrenzt
An der Kommunikation zum Publikum muss die Messe auch noch arbeiten. So hörten wir häufiger, dass man wenigstens für die bedrängten Anwohner der Open Spaces hätte Freikarten verteilen können, schließlich wurden diese gut 14 Tage belästigt mit Auf- und Abbau und der Messe selbst. Dabei war der Zugang zu den Open Spaces aber ja frei, wegen Corona allerdings auch begrenzt und es wurden natürlich der Impf- bzw. Teststatus kontrolliert. Nur kam das anscheinend nicht bei den Betroffenen an.
Nicht gut kam auch an, dass Presseshuttles trotz des umfassend nachhaltigen Anspruchs der Messe immer wieder auf Radwegen parkten. Über die Deppen, die sich von Autobahnen abseilten und zumindest kurzfristig für jede Menge Extra-Staus sorgten, müssen wir ja sowieso nicht ernsthaft reden. Zumal man ja eigentlich in München und Umgebung auch gar nicht für künstliche Staus sorgen müsste. Das können die Münchner und Münchnerinnen nebst ihren Gästen tagtäglich schon von ganz allein recht gut.
Optik reicht für eine Messe
Gut aufgepasst hatte vor der IAA übrigens das Münchner Startup Sono Motors. Nämlich, wie man Schein und Sein clever miteinander vermengt. Schließlich, das zumindest hat der Newcomer schon von den Großen gelernt, muss nicht jede Studie auf einer Messe auch fahren können und nicht alles, was ausgestellt wird, muss unbedingt auch funktionieren. Man will schließlich vor allem eine Idee und deren künftige Funktion vorstellen. Sono also hat zur IAA eine neue bidirektional arbeitende Wallbox präsentiert oder zumindest eine Idee derselben.
Auf dem zugehörigen Pressebild fand sich jedenfalls ein elektrischer Sono Sion neben einer Wand mit der Skizze einer Wallbox. Da hat man sich also sehr ressourcenschonend gar nicht erst die Mühe gemacht, eine Kiste ohne Inhalt zu basteln, sondern einfach nur ein Bild hingehängt. Respekt, noch so neu in der Branche und schon verstanden, wie es läuft.
So gesehen haben die Messe München und der VDA eigentlich ganz ähnlich gehandelt. Weil man wegen Corona und der allgemeinen Kritik am Auto keine richtige Ausstellung riskieren wollte, hat man einfach nur so eine Art Idee davon abgehalten. Eine IAA wie gemalt gewissermaßen. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.