Fahrbericht: Abt Cupra Formentor

Die eilige Elite der Seat-Kunden wartet sehnsüchtig auf den Cupra Formentor VZ5 mit seinem faszinierenden Fünfzylinder. Für ungeduldige gibt es bei Abt jetzt eine Alternative.

Normalerweise sind Tuner im Rennen mit dem Hersteller immer ein bisschen hinten dran. Doch diesmal hat Abt beim Spiel von Hase und Igel die Nase vorn. Denn während die sportliche Seat-Tochter Cupra ihre Kunden noch zappeln lässt und den Formentor mit dem famosen Fünfzylinder von Audi als Topmodell der Marke zwar munter ankündigt, die Auslieferung aber erst für den Herbst verspricht, sind die Bayern längst mit einer Performance-Version am Start. Sie haben eine eigene Leistungssteigerung entwickelt, die weit mehr ist als ein Lückenfüller und dem 390 PS starken 2,5 Liter mit ihren 370 PS zumindest ziemlich nahekommt.

Temperamentvoller Spanier

Als Basis dafür dient der in VW-Konzern allgegenwärtige EA888, der mit seinen 2,0 Litern Hubraum und normalerweise bis zu 320 PS Autos wie dem Golf R, dem Audi S3 oder eben dem Cupra Formentor Beine macht. Aber mit einem neuen Chipsatz holen die Allgäuer gegenüber dem bislang stärksten Formentor noch einmal 60 PS und 50 Nm aus dem Vierzylinder, so dass nun 370 PS und 450 Nm im Fahrzeugschein stehen.

Entsprechend flott geht der Spanier zur Sache. Der Sprint von 0 auf 100 km/h verkürzt sich um 0,3 auf 4,6 Sekunden, und selbst wenn auch weiterhin bei 250 Sachen Schluss ist, kommt man schneller voran. Denn das Überholen auf der Landstraße wird mit dem extra Punch zum Kinderspiel und auf der Autobahn muss der Cupra seltener die linke Spur räumen. 

Fahrmodi für noch mehr Spaß

Wie sehr der Cupra die Muskeln spielen lässt, hat der Fahrer selbst in der Hand. Denn neben dem Startknopf gibt’s im Lenkrad ähnlich wie bei Porsche oder AMG einen zweiten Drehschalter zur Wahl des Fahrprofils. Und je weiter man daran dreht, desto enthemmter tanzt der Spanier seinen feurigen Flamenco. Im Standard-Setup zwar leidenschaftlich aber noch durchaus familienfreundlich, wird er im Sport- und erst recht im Cupra-Modus zum Auto für Egoisten in Eile. Die Kraft nimmt zu, der Komfort fällt ab und unter lautem Brüllen startet der Allgäuer seine Attacke im Alpenvorland. Der Nachwuchs mag da mit den Augen rollen oder im schlimmsten Fall schwer schlucken, doch dafür gehen bei Papi die Mundwinkel immer weit nach oben. 

Tiefer gelegt auch möglich

Je nach Budget und Geschmack belässt es Abt nicht beim Motortuning: Für Optik und vor allem für den Klang gibt es einen soundgewaltigen Sportauspuff mit Endrohren von über zehn Zentimetern Durchmesser, den Innenraum kann man mit reichlich Lack und Leder aufhübschen und natürlich gibt es auch ein neues Set-Up für das adaptive Fahrwerk. Um bis zu 3,5 Zentimeter drücken die Allgäuer das SUV-Coupé weiter herunter auf den Asphalt. Das sieht ohne Zweifel gut aus, und wer mit dem Formentor durchs Voralpenland fliegt, freut sich in jeder Kurve über den niedrigeren Schwerpunkt und daraus resultierend den besseren Halt und die höhere Geschwindigkeit. Doch empfiehlt sich dann ein regelmäßiger Termin beim Chiropraktiker. Denn ohnehin deutlich strammer abgestimmt als der Ateca, wird der Formentor bei Abt dann zum Knochenschüttler und die dünn gummierten 20-Zöller geben ungefiltert Auskunft über den schlechten Erhaltungszustand der Allgäuer Alpenstraßen. 

Anders als Cupra beim VZ5 hat Abt nur wenig am Design verändert und zum Fünfzylinder fehlen am Ende eben doch noch 20 PS. Doch dafür kann man den Abt Cupra Formentor sofort genießen – und spart neben der Wartezeit auch noch jede Menge Geld. Denn während das Muskel-Modell aus Martorell bei knapp 60.000 Euro starten dürfte, gibt’s das Abt-Tuning für den Motor schon für einen Aufschlag von 2.370 Euro plus TÜV-Gebühr, so dass der Spaß bei etwa 48.000 Euro beginnt. 

Technische Daten 

Viertüriges, fünfsitziges SUV; Länge: 4,45 Meter, Breite: 1,84 Meter (Breite mit Außenspiegeln: k.A.), Höhe: 1,51 Meter, Radstand: 2,68 Meter, Kofferraumvolumen: 420 Liter

2,0-Liter Vierzylinder-Turbo-Benziner, 272 kW/370 PS, maximales Drehmoment: 450 Nm, Allradantrieb, Siebengang-Doppelkupplung, 0-100 km/h: 4,6 s, Vmax: 250 km/h, Normverbrauch: 8,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 193 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: k.A., Grundpreis ca. 48 000 Euro 

Kurzcharakteristik

Warum: weil der Fünfzylinder noch ein halbes Jahr entfernt ist
Warum nicht: Weil mehr Hubraum immer die bessere Wahl ist 
Was sonst: Den schwächeren Cupra Formentor mit 310 PS aus dem Werk oder eben gleich den Fünfzylinder
Wann kommt er: sofort

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