Fahrbericht: Subaru XV 2.0D

Nur wenige Automobil-Hersteller sind dem Allradantrieb so verpflichtet wie die kleine japanische Marke Subaru. Als Teil des Fuji Heavy Industries Konzerns konzentriert man sich bei der Marke mit den Sternen im Logo vor allem um eher praktische und nützliche Fahrzeuge. Fern ab von Glamour und Scheinwelten.

Ignoriert man den jüngsten Spross aus der Zusammenarbeit mit Toyota, den BRZ, so haben Subaru-Fahrzeuge immer den Traktrionsvorteil von vier angetriebenen Rädern gehabt. Umso merkwürdiger, dass es gerade bei Subaru ein wenig länger gedauert hat, bis man dem Trend zum kompakten SUV gefolgt ist. So hatten Jäger, Förster und Rallye-Fahrer doch schon immer viel Spaß mit ihren Allradlern aus dem Hause Subaru. Und vor allem auch in der Welt des Motorsports waren SUBARU Modelle lange Zeit ein Garant für den Sieg. Doch jetzt gibt es den ersten Subaru der auch der hippen Großstadt-Frau gefallen will und bei mir musste er sich im Test beweisen:

Der Feldweg-Hopper

 

Subaru XV Rückansicht

SUBARU XV 2.0 DIESEL   Und wieder einmal ist es die typische Landschaft aus zu vielen Kunststoffen, zu wenig Feinschliff und haptischer Eleganz mit der man im Cockpit zuerst konfrontiert wird. Das konnten andere Japaner schon besser. Einen Lichtblick in der trostlosen Hartplastik-Wüste aus schwarzen Kunststoffen gewähren die drei runden Regler für die Klimatisierung. Klick-Klack auf dem Niveau einer Premium-Marke. Leider sind es nur diese 3 Regler die besonderen Spaß an der Benutzung aufkommen lassen.  Die deutlich öfter genutzten Fensterheber-Schalter sind vermutlich noch aus dem Teileregal der Achtziger-Jahre entnommen worden. Hoffentlich ist dieses Teile-Regal bald leer.

Diesel-Turbine im Waldmeistermobil

Der besondere Reiz des mit 4,45m kompakten SUV liegt in der Kombination aus einem einzigartigem Diesel-Motor und dem Allradantrieb der zu jederzeit aktiv ist. Dank des Boxer-Motor soll der Schwerpunkt des XV deutlich niedriger liegen, als bei anderen kompakten SUVs.  Die hieraus möglichen Vorteile in der Fahrdynamik machen zumindest auf dem Asphaltband, die eher für Schotterwege optimierten Yokohama Geolandar G95 wieder zunichte. Es war eben noch nie einfach, einen Spagat zwischen den Widersprüchen aus “Waldwege-Meister” und “Asphaltband-Held” zu finden.

Über das Design dürfen sich andere streiten. Mein Geschmack hat der XV nicht getroffen – dafür mochte ich seinen Boxer-Dieselmotor von der ersten Umdrehung an. So sämig und vibrationsfrei – das dürften andere Hersteller gerne auch einmal kopieren!

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  • Modellbezeichnung: Subaru XV 2.0D
  • Ausstattung:  Exclusive
  • Testwagenpreis: 33.100€
  • Grundpreis Baureihe: 22.100€  (114PS Benziner)
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  • Hubraum: 1.998 ccm³
  • Leistung: 147PS (kombiniert)
  • Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
  • Beschleunigung: 0-100: 9,3 Sekunden
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Subaru XV  Foto 1
Subaru XV 2.0D

Zur großen Subaru XV 2.0D  Galerie

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Das will er sein:

Der Fahrdynamiker unter den kompakten SUVs.

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Das kann er:

Spaß an außergewöhnlichen Technik-Konzepten vermitteln.
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Daran hapert es:

Ernsthaft sparsam auf die lange Reise gehen!
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Subaru XV dieselboxer

Design Außen:

“wer bin ich”

Ein kompakter SUV der weniger nach SUV aussieht, sondern viel mehr nach einem Golf-Klassen-Vertreter auf Stelzen.  Es fehlt die Harmonie im Design. Zu viele Kanten und dazu ein wilder Mix aus  SUV-Design und Elementen von sportlichen Kompaktwagen. Es fehlt die Überzeugung, eines von beidem darstellen zu wollen.

Der erste kompakte SUV mit Boxer-Dieselmotor wandelt im Design noch untenschlossen zwischen den Welten.

 

Design & Haptik Innen: 

“Asia-Chic”

Es wäre mir eine große Freude, wenn ich nicht bei so vielen Japanischen Fahrzeugen in die stereotype Wiederholung der Haptik-Kritik einsteigen müsste.  Mit dem kleinen Multifunktions-Display in der Mitte des Armaturenbrettes hat man versucht verschiedene Informationen in einer grafisch nett aufbereiteten Form darzustellen. Am Ende fehlt aber auch hier, wie in vielen anderen Bereichen, der liebevolle Feinschliff.

Das geht schöner!
Das geht schöner!

Auf der Haben-Seite steht ganz klar das luftige Raumgefühl im XV. Er wirkt innen groß, wenn auch der Kofferraum mit weniger als 400 Liter nicht wirklich als Laderaum bezeichnet werden kann.

 

 

Subaru XV Dieselboxer rueck

Fahrleistungen & Fahrgefühl: “Boxst sich so durch”

Schnell wird einem bewusst, der XV will seinem Fahrer von den sportlichen Erfolgen der Marke im Rallye-Sport berichten. Das Fahrwerk ist für einen kompakten SUV  straff abgestimmt und das Gefühl am Lenkrad durch eine nicht zu weiche Abstimmung der Servo-Unterstützung betont sportlich.

Dank des permanenten Allradantriebes bekommt man sogar im  kurz untersetzen ersten Gang die 350Nm des Boxer-Diesels problemlos auf die Straße. Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern in seiner Klasse, meint es der Subaru mit dem Allradantrieb durchaus ernst. Die Kraft des Motors wird per Mitten-Differential zuerst einmal paritätisch an beide Achsen geschickt.  Auf rutschigen Feldwegen oder Wiesen, sorgt das Steuergerät des Allradantriebes für eine variable Momenten-Verteilung und zudem sorgen Motorsteuergerät und Bremsen-Eingriff  für eine optimierte Verteilung der Kraft.

Auf der Straße sorgt die Bereifung mit den “Feldweg-Optimierten” Yokohama Geolandar für eine rauschende akustische Untermalung und für frühen Haftverlust auf leicht feuchter Piste. Grundsätzlich untersteuert der XV harmlos und lässt sich mit leichten Lastwechseln nur zu einem harmlosen “in die Kurve eindrehen” überreden.

Auf langen Autobahnetappen kann der XV-Diesel mit seinen 147PS durch Drehfreude und  harmonische Drehmoment-Entfaltung überzeugen. Aber leider auch mit großem Durst beeindrucken.

 

Subaru XV Cockpit

Alltagsfaktor: “Jeder Weg, jeden Tag”

Am Morgen noch schnell auf die Weide die Pferde versorgen? Am Nachmittag zu den Verwandten in die Berge und am Wochenende dann dem Nachwuchs beim Auszug helfen? Der XV kann mit ganz unterschiedlichen Talenten überzeugen.

Wer nicht gerade plant die Wüste Gobi zu durchqueren, der wird keine Situation finden, in dem ihm der Allradantrieb des XV nicht weiter hilft. Der Innenraum wirkt luftig genug und dank geteilt umklappbarer Rücksitzlehne bietet der XV die gewohnte Variabilität aus der Kompaktwagen-Klasse.

Subaru bietet den XV derzeit in 3 Motorisierungen an. Den Part des Einsteiger-Motors übernimmt der 1.6i mit schlappen 114PS.  Zu wenig Dampf für einen 1.500kg schweren SUV. Der 150PS starke 2.0i kann wie der kleine Benziner sowohl mit einem manuellen Getriebe geordert werden, wie auch mit einem stufenlosen Getriebe. Wirklich sinnvoll für den Alltag erscheint mir jedoch nur der,  mit einem manuellen 6-Gang Getriebe lieferbare, 2.0D Boxer-Diesel.

Ist die Frage nach der Motorisierung geklärt, muss man sich für eine Ausstattungslinie entscheiden. Bei Subaru handelt es sich um die Active, Comfort oder Exclusive Varianten. Mehr hierzu dann im nächsten Abschnitt.

 

Serien-Ausstattung:

Während man den kleinen 1.6 Liter Benziner nur als Active oder Comfort bekommt, kann man bei den beiden 2 Liter Motoren auch noch eine “Exclusive-Variante” auswählen.

Wer einen Tempomaten mit an Board haben will und anstelle von 4 Lautsprechern auf  ein Premium-Audio-System mit Sprachsteuerung, 6 Lautsprechern besteht und USB-Anschluss, für den kommen nur noch die Versionen Comfort und Exclusive in Frage.

Subaru Anhängerkupplung

Einen elektrischen Fahrersitz bekommt man hingegen nur noch in der Exclusive-Version geliefert, ebenso wie das Navigations-System und den zum Schlüsselfreien-Startsystem gehörenden Start/Stopp-Knopf.

Das alles sind Optionen über die man diskutieren kann – dass man das Xenon-Licht jedoch in den Varianten Active und Comfort nicht einmal für Geld und gute Worte bestellen kann, macht den Aufpreis von 2.900€ zwischen Comfort und Exclusive zu einem kleinen Ärgernis.

 

Subaru XV Diesel Kofferraum

Motor + Getriebe:

“Boxer”

Mit dem zwei Liter großen Vierzylinder-Boxer Dieselmotor macht Subaru alles anders als die gesamten Mitbewerber im Umfeld der kompakten SUV.  Der größte Vorteil des ersten Boxer-Dieselmotors von Subaru ist seine enorme Laufruhe und das spontane Ansprechverhalten verbunden mit einer auffallenden Drehfreude.  Drehmoment und Leistungsabgabe passen, der Verbrauch ist im direkten Vergleich jedoch mindestens 1 Liter zu hoch.

Die Führung des Schalthebels ist wenig genau und lässt notwendige Präzision vermissen. Verschalter vom 3.ten in den 5.ten Gang sind nicht selten. Der 6.te Gang ist für die Autobahn ausgelegt und nicht als viel zu langer Spargang übersetzt.  Das Kupplungspedal nervte manchmal mit einem metallischen “Klonk” beim durchtreten.

Der drehfreudige Dieselmotor und die wunderbare Laufruhe des Boxer-Diesel sorgen am Ende für 5 Punkte.

 

 

Sicherheit: “safety first”

Fünf Sterne hat der Subaru XV beim EuroNCAP Crashtest erzielt und damit die Höchstpunktzahl. Wie erwartet bekommt man das Subaru eigene Schleuderschutz-Programm VDC-System in Serie geliefert und natürlich prüft auch der XV ob wirklich alle Insassen angeschnallt sind.

Airbags: Nicht nur im Lenkrad!
Airbags: Nicht nur im Lenkrad!

Fahrer-Airbag, Beifahrer-Airbag, Seitenairbags vorne und Kopfairbags für beide Sitzreihen und einen Knie-Airbag für den Fahrer. Der Subaru bringt somit ab Werk eine Armada von 7 Airbags mit.

 

Subaru XV Diesel-Motor

Entertainment-System: “Aufguß”

Auf dem Papier erhält man ein Premium-Audiosystem mit Bluetooth-Verbindung und iPod-Steuerung. Dazu einen Aux-Eingang und einen USB-Anschluss. Das Navigationssystem bekommt die Kartendaten von einer SD-Karte und verfügt über die Möglichkeit TMC-Informationen zu verarbeiten.

Und in der Praxis zeigt sich wieder einmal  das große Ärgernis von adaptierten Nachrüst-Lösungen. Weder der Bildschirm noch die Bedienung machen wirklich Spaß. Im Prinzip ist das Navigation jeder Smartphone-Lösung unterlegen und auch die Freisprecheinrichtung nicht wirklich ausgereift. Der Klang des Systems mit 6 Lautsprechern reicht für den Alltag aus.

Am Ende auch ein Punkt den man in der Kategorie: “mangelnde Detailarbeit im Innenraum” verbuchen kann. Es wäre nicht nur für SUBARU ein echter Gewinn, würde man einen Partner finden, der anstelle von lauwarmen Entertainment-Aufgüssen mit echten In-Car-Entertainment-Lösungen zu beeindrucken weiß.

Subaru Klimabedienung

Allradantrieb: “richtig”

Kompakte SUVs werden in den häufigsten Fällen nur mit einem Allrad-Antrieb in einer Alibi-Version ausgeliefert. Bei Subaru – dem Marktführer für Allradantriebe – will man seinen Kunden eine “ordentliche Allradvariante” anbieten und verbaut daher einen Allradantrieb der vorn Anfang an Teil des gesamten Fahrzeugkonzeptes ist.

Subaru bezeichnet das System als “Symatrical AWD”, weil der gesamte Aufbau des Systmes, angefangen bei der Motorlage, über das Getriebe bis hin zum hinteren Differential auf der Längsachse des Fahrzeuges liegen.  Und weil der Allradantrieb bei Subaru generell an einen Boxermotor montiert wird, ergibt sich ein niedriger Schwerpunkt im gesamten Fahrzeug und dank eines deutlich hinter der Vorderachse gelegenen Schaltgetriebes zugleich auch noch eine, weniger kopflastige Gewichtsverteilung.

Perfekte Grundlagen für ein betont dynamisches Fahrverhalten und im Gelände deutlich effektiver als alle anderen kompakten SUV-Mitbewerber!

Subaru XV Cockpit Detail

Der Kostenfaktor:“Schuld ist nur der Yen”

Als Benziner ein Schnäppchen – in der gefahrenen Diesel-Motorisierung und der hochwertigsten Ausstattung doch eher “betont selbstbewusst” im Preis.   Dem gegenüber steht eine eher gute Wertstabilität. Überzeugen die Fahrzeuge von Subaru doch vor allem durch Zuverlässigkeit und Nutzwert. Das wissen auch die Käufer von Gebrauchtwagen und dürften auch dem XV einen guten Wiederverkaufswert bescheren.

subaru XV Galerie

Kurz zu:

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Reifen:

Subaru liefert den XV mit Reifen aus, die vor allem auf unbefestigtem Geläuf einen deutlich Vorteil gegenüber den Standard-Sparreifen haben. Diesen Vorteil erkauft man sich mit den üblichen Nachteilen im Alltag. Hier wäre ein konservativere Wahl der größere Erfolgsgarant.
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Verbrauch:

Der Boxer-Dieselmotor ist ein Exot. Ein wunderbares Stück Maschinenbau. Sämige Drehfreude, unbekannt für einen Diesel in Verbindung mit einer fast völlig von Vibrationen befreiten Laufruhe. Genial. Wenn da nur der Durst nicht wäre. Im Prinzip braucht der XV immer einen Liter zuviel!
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Licht:

Xenon-Scheinwerfer im Freiflächen-Reflektor. Auch hier wählt Subaru eine mittlerweile kaum noch genutzte Technik und  verschmäht die DE-Technik. Auch das ist nur die zweitbeste Lösung. Der XV besitzt zwar ein statisches Abbiegelicht – mit DE-Technik wären jedoch weitere Lösungen möglich!
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Getriebe:

Eine Enttäuschung in der Fahrerhand. Zu wenig Führung in den Schaltgassen. Als Wiedergutmachung versöhnt das Getriebe mit einer gelungenen Abstufung, die auch im sechsten Gang auf der Autobahn nicht zum Drehmoment-Verweigerer wird. Ungewohnt kurz übersetzt, die erste Gangstufe.

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Offroad optimierte Reifen

 

Fazit:

Mein Leben lang habe ich Subaru für extrem zuverlässige, aber auch betont langweilige Marke  gehalten. Im Falle des XV kann ich nach einem zweiwöchigen Test nichts über die Zuverlässigkeit berichten, dafür aber bestätigen, noch immer vom Design gelangweilt zu sein.

Anders als der Subaru BRZ, der Dramatik und Sportlichkeit, oder dem  WRX (leider nicht zum Test verfügbar!) der eine sportliche Aura in Serie liefert – ist der gefahrene XV nur eine Art “Pflichtprogramm-Erfüllung”. Ein kompakter SUV mit einem brillianten Stück Motortechnik unter der Haube und einem ernsthaften Allradantrieb. Unter den kompakten SUVs dürfte der XV daher die Rolle des bemühten Arbeiters ausfüllen.

Für den großen Auftritt vor den Kindergärten der Nation wird es in dieser ersten Version vermutlich noch nicht reichen.

 

Ranking: 61 von 100 Punkten

Da gibt es keinen Spielraum  für Diskussionen:  Die Punkte ergeben ein Gesamt-Ranking und sind über alle Fahrzeugklassen vergleichbar – da direkt objektiv auf Modellklasse und Zielgruppe eingerichtet. Je mehr Punkte, desto besser ist das Fahrzeug. Ein Sportwagen kann keine 100 Punkte erreichen, weil der Alltagsnutzen gering ausfällt. Ein Familien-Van fällt eventuell in der “Straight-Performance” durch. Das Ranking ist natürlich ein völlig subjektives – es ist das mein-auto-blog Ranking. Bjoern Habegger

Subaru Boxer diesel

 

[toggle title=”Disclosure:”] Mein Testurteil ist  unverkäuflich und wurde daher ohne Einfluss und Kontrolle des Herstellers erstellt!
Dennoch: Danke an Subaru für das Testfahrzeug.[/toggle]

Text/Fotos: Bjoern Habegger | autohub.de | 2012 |  by-nc-nd

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