Test: Seat Leon Cupra ST: Raumgleiter mit Warp-Antrieb

Manchmal hat man mit den Testwagen ein wenig Pech. Kaum war der Termin für den 280 PS starken Seat Leon Cupra ST klar, kam die Ankündigung für den Cupra ST 290. Gut. 10 PS machen den “Bock nicht fett” und ändern an der Idee des “Raumgleiters mit Warp-Antrieb” auch nicht alles!

Test: SEAT Leon Cupra ST

Wenn Raum auf Druck trifft

Ein Kombi mit 290 PS für  33.620 €? Braucht doch wieder kein Mensch. Ist aber geil, wenn man es sich leisten kann. So als Familien-Papa. Sobald die kleinen Terror-Schlümpfe aus dem Auto an der Schule oder dem Kindergarten abgeliefert wurden, lässt sich der Umweg über die verwinkelten Landstraßen in Richtung Arbeit nehmen. Ein wenig Spaß. Das wird man sich doch noch gönnen dürfen. Wird man. SEAT hat dem Cupra ST weitere 10 PS gegönnt. Wir sind noch den Cupra 280 gefahren. Der oben genannte UVP gilt für den “290 PS” Spanier.

leistung trifft laderaum seat leon st cupra

Leistung trift auf Laderaum

Man kann den klassischen Pampersbomber durchaus attraktiv verpacken, der Seat Leon ST Cupra beweist es. Und gut ausgestattet, hat man den Cupra ST zudem. So bietet der Spanier Selbstverständlichkeiten, die man in dieser Klasse so nicht noch einmal findet. Beispiel gefällig? LED-Scheinwerfer, ein adaptives Fahrwerk und ein mechanisches Sperrdifferenzial.

Wer den Hahn im ST Cupra ordentlich aufdreht, wir dann auch von ebenso ordentlichen Fahrleistungen verwöhnt. Knapp 6 Sekunden sollen dem “Raum-Raser” für den Sprint auf 100 km/h genügen, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei elektronisch begrenzten 250 km/h. Da braucht man nicht skeptisch zu sein. Das klappt auch alles genau so!

Anders sieht die Sache allerdings beim Verbrauch aus. Nefz-Werte von 7 Litern Verbrauch pro 100 Kilometer sind in der Praxis kaum zu machen. Bei “angebrachter” Fahrweise schnellt der Konsum rasch auf zweistellige Werte, wie dem Bordrechner zu entnehmen ist. Und so ist der Alltag eher mit 10.5 Litern auf 100 km zu bezahlen.

Die rund 3.000 Euro für das Sport-Paket sind gut investiert. Wenn man wirklich gerne mal die Ideallinie suchen geht. Eine leistungsfähige Brembo-Bremse, Michelin-Sportreifen und das Sperr-Differenzial ergänzen sich prima. Noch vor ein paar Jahren hätte ich einem “Golf-Kombi” mit 280 290 PS keine Chancen eingeräumt auf meiner Haus- und Hofstrecke hier im Spessart. Der Cupra ST hat mich jedoch überzeugt.

Seat leon cupra ST Fahrbericht 280 Ps

7:58 zum Bäcker?

Das Werk verspricht für den scharfen Cupra eine Nordschleifen-Zeit von 7 Minuten 58. Könnte machbar sein. Allerdings hatten wir im Testalltag die gleichen Werte für die Fahrt zum Bäcker ermittelt. Denn das ist doch das fabulöse am Cupra ST. Klar kann er die ganz harte Gangart aus dem Arm schütteln, aber 99% sind eben Alltag. Und das verbindet er auf sehr souveräne Art.

Kurze Zwischenspurts selbst im großen Gang erledigt der derbe geladene Zweiliter mit rigorosen Schub im Rücken untermalt von einem Turbofauchen. Je nachdem, wie man die Fahrdynamik-Taster einstellt, wird der Sound von künstlichen Tönen verstärkt. Braucht man nicht wirklich, ist aber auch nicht nervig übertrieben.

Aber Seat hat den richtigen Ton trotzdem getroffen, der schnellste Leon wirkt definiert, aber nicht prollig. Er trägt auf, aber nicht zu dick. Das massive Aufgebot an ernsthaften Argumenten zum Thema Fahrdynamik lässt sich im Alltag nutzen. Ein Sperddiferential? Sollte jedes Auto haben. Und zwar so ein mechanisches wie im Cupra. Nur das sorgt für dieses gierige in die Kurve ziehen. Untersteuern? Kennt der stärkste Seat nur vom Hörensagen.

Der Cupra demonstriert sehr ordentlich, wie gut man auf einen Allradantrieb verzichten kann. Sein Konzernbruder aus Wolfsburg bringt ja nicht nur die deprimierende Aufpreisliste mit, nein, auch den Allrad würde man dort mit dem “gleichen” Aggregat kombinieren.

Der Cupra ist jedoch zu einem exzellenter Alltagswagen gereift. Einer, der den Sport-Anzug auf Maß geschnitten bekam. Straffes Fahrwerk im Basis-Setup, wer sich bei der “Sportwahl per Tastendruck” zurückhält, wird jedoch mit einem gelungenen Setup belohnt. Klar überrollt er Bodenwellen nicht so gelassen wie die schwächeren Leon-Brüder (zum Beispiel der XP), aber die Langstrecken-Fähigkeit bleibt erhalten. Das gilt für die serienmäßigen Alcantara-Sportsitze mit den ausgeprägten Seitenwangen ebenso. Wer es ohne Terror-Schlumpf an Bord seines Pampersbombers krachen lassen will, der wird sagen: Seitenhalt ist genug da. Wer mit Frau und Kind zu Schwiegermuttern cruist, der wird zumindestens bei der Ankunft entspannt sein.

Dass der Cupra ST da ganz nebenbei die ganzen praktischen Talente des Kombis (ST) mitbringt, bleibt bislang unerwähnt? Stimmt. Zwei Worte sollte man da noch verlieren: Da wäre zum einen der doppelte Kofferraum-Ladeboden mitsamt Ablagefächern. Praktisch. Und zum anderen passen bis zu 1.470 Liter in den Laderaum des Leon ST – auch als Cupra. Platz für einen Satz Semi-Slicks zum Beispiel? Dann könnte man die 7:58 mal von der Bäckerrunde auf die Nordschleifenrunde verlagern. Stauraum ist reichlich vorhanden

Die Optik des Topmodells, tiefschwarzer Dachhimmel, Cupra-Schriftzüge an verschiedenen Stellen des Interieurs, sportliche 19-Zöller, Diffusor und Co. konterkariert den Seat Leon ST nicht wie eine billige Tuning-Bastelbude, sondern wirkt harmonisch und lässt das Endprodukt überzeugend – auch vor dem Supermarkt – parken.

Mit seinem Basispreis von etwas über 30.000 € ist der Leon ST Cupra bereits gut ausgestattet. Die Aufpreisliste fällt erträglich aus. Wer den Raum-Gleiter mit seinem Warp-Antrieb nun selbst konfigurieren will, der kann das auf der Seite von SEAT direkt tun (klick mich).

Seat leon cupra st 280 PS Test und Fahrbericht

Total
0
Shares
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Posts
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.
Datenschutz
, Inhaber: (Firmensitz: Deutschland), verarbeitet zum Betrieb dieser Website personenbezogene Daten nur im technisch unbedingt notwendigen Umfang. Alle Details dazu in der Datenschutzerklärung.