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ToggleMit Kraftstoff-Einspritzdüsen, Steuerketten und Getriebe-Zahnrädern lässt sich künftig wohl nur noch schwer Geld verdienen. Die Zulieferer stellen daher ihr Portfolio um, wie sich auf der IAA beobachten lässt.
Die Transformation der Autoindustrie stellt nicht nur die Hersteller vor Herausforderungen. Auch die Zulieferer müssen ihre Produkte und Dienstleistungen an neue Anforderungen anpassen. Auf der IAA Mobility in München zeigen sie, wie das gelingen soll. Vier große Trends lassen sich erkennen.
Günstigerer E-Auto-Baukasten:
Die Entwicklung von E-Autos ist für die Hersteller teuer und langwierig, Hilfe von Zuliefererseite ist daher sehr willkommen. ZF bringt sich dafür mit dem sogenannten „Modular eDrive Kit“ in Stellung, einem modularen E-Auto-Baukasten aus untereinander abgestimmten Komponenten, der neben E-Motoren auch Inverter, Software und verschiedene Getriebeoptionen bietet. In ihren unterschiedlichen Varianten lässt sich die Technik für verschiedene Fahrzeuge nutzen – vom 100 kW/150 PS starken Kompaktwagen bis hin zum Premium-Modell mit 200 kW/300 PS und schnell ladendem 800-Volt-Batteriesystem.
Das Unternehmen vom Bodensee verspricht verkürzte Entwicklungszeiten und hohe Reifegrade. Ähnliche Technik-Pakete gibt es auch bei anderen Zulieferern. Bosch etwa packt in seine „eAchse“ Leistungselektronik, Elektromotor und Getriebe zu einer Einheit zusammen. Das Ganze lässt sich außerdem im so genannten Advanced Driving Module mit Lenkung, Bremse und Motorsteuerung zu einem kompletten Achsmodul für Vorder- und Hinterachse verbauen.
Besser sehen:
Noch komplexer und teurer als der Bau eines E-Autos ist die Weiterentwicklung des automatisierten Fahrens. In München sind nicht zuletzt die neuesten Sensor-Generationen für die Umfeld-Überwachung zu sehen. US-Zulieferer Velodyne etwa zeigt die aktuelle Bandbreite von Laserscannern, darunter den „Velarray“, der keine beweglichen Laserkomponenten mehr benötigt und mit einer Reichweite von 200 Metern aufwartet. Wie sich Lidar und Co. künftig unauffällig in ein Fahrzeug integrieren lassen, zeigt Webasto mit einem Dachmodul, das zudem Reinigungs-Technik für die Sensor-Augen enthält. Die nämlich müssen regelmäßig saubergeblasen oder -gewischt werden, um korrekt zu sehen.
Noch einen Schritt weiter Richtung Anwendung geht Bosch: Die Stuttgarter demonstrieren in einem Münchner Parkhaus das autonome Parken. Dort manövrieren sich Autos auf Smartphone-Befehl fahrerlos in den zugewiesenen Stellplatz, ohne dass der Fahrer das Geschehen überwachen muss. Möglich wird das durch das Zusammenspiel von Fahrzeug-Sensorik und intelligenter Parkhaus-Infrastruktur. Dass auch bei der Sensortechnik für nicht-autonome Fahrzeuge noch Entwicklungspotenzial liegt, will Magna mit seinem digitalen Radar „Icon“ zeigen. Es soll deutlich besser „sehen“ als analoge Radarsysteme und etwa auch ein Pannenfahrzeug in einem dunklen Tunnel oder bis zu 150 Meter entfernte Fußgänger erkennen können. Die Markteinführung dieser neuen Radartechnologie ist für 2022 geplant.
Schneller rechnen:
Neben Stahlbau und Mechanik wird Elektronik für die Autobauer immer wichtiger. Das vor allem für seine Handy- und Tablet-Prozessoren bekannte US-Unternehmen Qualcomm reagiert auf den wachsenden Bedarf an Rechenpower mit der Präsentation des Snapdragon 8155-Chips, der unter anderem in modernen Infotainmentsystemen zum Einsatz kommen soll. Für anspruchsvollere Anwendungen ist der Supercomputer „ProAI“ von ZF gedacht, der autonomes Fahren bis Level 5 erlauben soll. Er kann mit Prozessoren von verschiedenen Herstellern bestückt werden und ermöglicht eine maximale Rechenleistung von 1.000 Tera-OPS. Gleichzeitig soll der Stromverbrauch um 70 Prozent unter dem des Vorgängers liegen. Der Serieneinsatz soll 2024 starten.
Schöner wohnen:
Weltweit verbringen die Menschen immer mehr Zeit im Auto. Der Pkw wird zum „third place“ – zum dritten wichtigen Aufenthaltsort nach Wohnung und Büro – wie es im Branchenjargon heißt. Entsprechend wohnlich soll es im Inneren zugehen. Zulieferer Brose will das mit zahlreichen Detaillösungen ermöglichen – von der bei Annäherung automatisch öffnenden Tür bis hin zum extra schnellen Stellmotor für die Sitze. Denn spätestens im zeitweise autonom fahrenden Auto bekommt die Anpassung der Sessellandschaft im Innenraum eine wichtige Bedeutung – von der Fahrer- in die Entspannungsposition soll es möglichst schnell gehen.
Dabei hilft auch ein vernetztes Schienensystem, mit dem sich Innenraumelemente unabhängig voneinander verschieben lassen. Fußstützen oder Ablageflächen sind dann nur zu sehen, wenn sie auch benötigt werden, und ansonsten platzsparend verstaut. Wie der Innenraum der Zukunft konkret aussehen könnte, zeigt etwa Continental. An Bord der Studie „Ambienc3“ auf Basis eines T2 Bulli zeigen die Hannoveraner neben moderner Möblierung, Licht- und Klimakonzept auch das vielleicht erste serientaugliche weiße Lenkrad. Denn ein spezieller Überzug macht es komplett schmutzunempfindlich.