Wir gönnen uns einen Tank voll

Während sich alle Welt hierzulande über die hohen Dieselpreise ärgert, erfreuen wir uns an den kleinen Dingen des Lebens und über ein neues Verbot, das sich die Politik gerade ausgedacht hat.

Wer dieser Tage ein bisschen auf dicke Hose machen will, gönnt seinem Auto ein Waschprogramm und anschließend noch eine Tankfüllung bis zum Rand. Der Tank muss gar nicht mal so groß sein. Schon gut 40 Liter reichen mitunter für eine dreistellige Rechnung aus. Und weil man sich heutzutage auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen muss: Zum ersten Mal überhaupt konnten wir das betagte Cabrio günstiger tanken als den vernünftigen Familiendiesel. Wobei günstig ein ziemlich relativer Begriff ist bei Dieselpreisen von 2,35 Euro für einen Liter.

Viel zu viel Steuern

Bei diesen Summen gerät die Volksseele leicht in Aufruhr und die Politik wird gedrängt, etwas gegen die galoppierenden Zahlen auf dem Display der Tanksäule  zu unternehmen, damit sich Arbeitnehmer den Weg zur Arbeit und Unternehmer das Unternehmen noch leisten können. Die Steuern sollen runter, am besten alle, auf jeden Fall aber die Mehrwertsteuer auf Sprit.

Tatsächlich fällt uns auf, dass die Spritpreise in Deutschland noch ein bisschen stärker steigen als in anderen europäischen Ländern. Woran das liegt, ist aber nicht klar. Jedenfalls nicht an der Mehrwertsteuer, denn die ist in den Niederlanden oder Dänemark noch höher und in den meisten Nachbarländern ähnlich hoch wie bei uns. Vielleicht hat ein Freund recht, der befand, die Mineralölindustrie wisse eben, wie autoverrückt die Deutschen sind. Hier werde der hohe Preis bezahlt und nicht gemeckert wie anderswo. Jedenfalls scheint der – nennen wir es „Produktionsaufschlag“ – auf den Liter Sprit in Deutschland am höchsten zu sein, gemessen am Rohöleinsatz.

Tempolimit braucht man nicht mehr

Egal ist der Spritpreis jedenfalls den meisten Autofahrern nicht, was man schon daran sieht, wie tempogemäßigt neuerdings gefahren wird. Das vor der Bundestagswahl erwartete Tempolimit kommt jetzt quasi über den Obolus an der Tanke ganz automatisch. Billige Forderungen, es jetzt schnell einzuführen, um die Kosten zu reduzieren, können sich die Umweltverbände sparen. So schlau ist der durchschnittliche Autofahrer hierzulande dann doch noch.

Ob Diesel und Super nun zu teuer sind, ist eine gleichermaßen soziale wie wirtschaftliche Frage, deren Beantwortung wir uns hier nicht zutrauen. Wir erlauben uns aber den Hinweis, dass, gemessen am Lohnniveau, der neue Höchstwert an der Tankstelle nicht über dem Level liegt, dass in den 1950ern fällig war und nur wenig über dem der 1970er-Jahre. Ja, die gute alte Zeit, wo der Sprit noch weniger als eine Mark kostete, die Stunde Arbeit aber auch kaum fünf davon einbrachte. Dafür durfte damals noch überall geraucht werden.

Diesel ist eigentlich billig

Heute darf, wenn es nach den Bundesländern und deren Gesetzesinitiative geht, ja nicht mal mehr im Auto geraucht werden, wenn Kinder mit im Fahrzeug sind. Und wer erwischt wird, soll bis zu 3.000 Euro blechen. Dagegen ist Diesel nachgerade ein Sonderangebot. Da geht sie hin, die Freiheit, im eigenen Auto die Gesundheit anderer schädigen zu dürfen.

Man sollte meinen, dass man über Rauchen im Auto bei anwesenden Kleinkindern heute nicht mehr reden müsste. Aber anscheinend ist die Zahl der Eltern, die ihren Nachwuchs unterwegs räuchern, durchaus beachtlich und sie haben sogar so etwas wie eine Lobby. Denn zuletzt vor drei Jahren scheiterte eine entsprechende Gesetzesinitiative. Wir sind gespannt, wie es diesmal ausgeht. Vielleicht merkt es ja niemand, wenn ganz nebenbei so ein Gesetz beschlossen wird. Bei dem ganzen Irrsinn, der gerade um uns rum so passiert. Sonst noch was? Nächste Woche wieder.

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