Zehn Minuten bis zur nächsten Starkstrom-Steckdose

Mit einem massiven Ausbau des Schnelllade-Netzes will der Bund die E-Mobilität alltagstauglich machen. Nun stehen die Rahmenbedingungen fest.

Schneller Strom für alle E-Auto-Fahrer: Der Verkehrsausschuss im Bundestag hat den Weg für die europaweite Ausschreibung von 1.000 DC-Ladeparks frei gemacht. Das Netz soll bis 2023 so dicht werden, dass der nächste Schnelllader von jedem Ort in Deutschland maximal zehn Minuten Fahrtzeit entfernt ist. 

Ursprünglich wollte die Regierung den Aufbau der Infrastruktur dem Markt überlassen. Nachdem das nicht funktioniert hat, orchestriert sie das Ausrollen des Netzes nun selbst. Durch die Errichtung der Standorte mit jeweils bis zu einer dreistelligen Anzahl von Ladepunkten sollen Praktikabilität und Attraktivität der E-Mobilität vor allem auf der Langstrecke erhöht werden. Insgesamt stellt der Bund für den Ausbau rund 2 Milliarden Euro zur Verfügung. Zum Vergleich: Bei einem mittleren Ladepark mit acht Steckdosen kann man mit Baukosten von rund einer Million Euro rechnen. 

In den nächsten Monaten können Unternehmen sich um eines oder mehrere der ausgeschriebenen Lose bewerben. In jedem sind mehrere Standorte gebündelt, darunter besonders attraktive und weniger gewinnversprechende. So soll verhindert werden, dass Infrastruktur vornehmlich an besonders einträglichen Orten entsteht, so wie es etwa beim Ausbau des Mobilfunknetzes der Fall war. Zudem sind Lose unterschiedlicher Größe geplant, so dass neben Konzernen auch kleine oder mittelständische Betreiber Chancen haben. Wer ein Los ergattert, soll Aufbau und Betrieb der Stationen übernehmen, der Bund legt die Standards fest – so soll nach Möglichkeit eine Überdachung vorhanden sein – und stellt deren Einhaltung sicher. Außerdem wird er an den Einnahmen beteiligt. 

Die Lage der Standorte ergibt sich aus einer Bedarfsanalyse der bundeseigenen NOW GmbH. In der Regel sollen die Ladeparks in der Nähe von Verkehrskontenpunkten gebaut werden, konkrete Grundstücke sind aber nicht festgelegt. Klar ist auch, dass die Säulen nicht an Autobahn-Raststätten aufgestellt werden sollen. Diese Standorte sind sowieso attraktiv und bereits entsprechend gut ausgebaut. Stattdessen sollen vor allem unbewirtschaftete Parkplätze an Schnellstraßen genutzt werden. Aber auch abseits der hochfrequentierten Routen, etwa im ländlichen Raum, sind Standorte vorgesehen. 

Die Preise für den Fahrstrom sollen reguliert werden. Der Bund will so einerseits sicherstellen, dass die Parks nicht deutlich billiger sind als die Säulen der freien Anbieter, die ohne Förderung gebaut haben. Gleichzeitig sollen die Kosten E-Autofahrer nicht abschrecken und so den Ausbau der E-Mobilität behindern. Wie genau das angekündigte Preismodell aussehen wird, ist aber noch nicht bekannt.

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